1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die wechselvolle Geschichte von Opel

Klaus Ulrich
15. Februar 2017

Weil dauerhaft die Gewinne ausblieben, könnte Opel an den französischen Konkurrenten PSA verkauft werden. Zwar gehört der Autobauer zum US-Konzern General Motors. Doch gilt Opel als urdeutsche Marke.

Deutschland Opel bittet um Milliardenbürgschaft
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Die Firmengeschichte begann in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts: Damals machte sich Adam Opel (s. Foto oben: Bronzestatue) selbständig. In einem ehemaligen Kuhstall seiner Heimatstadt Rüsselsheim bei Frankfurt a.M. startete der gelernte Schlosser die Fertigung von Nähmaschinen. Durch die Heirat mit einer Fabrikantentochter erlangte Opel die finanziellen Mittel, um das Geschäft zu vergrößern. Seine fünf Söhne drängten ihn später auch zur Produktion von Fahrrädern.

1889, drei Jahre nach dem Tod Adam Opels, wandte sich das Unternehmen unter der Regie seiner Nachkommen einem damals völlig neuen Geschäftszweig zu: der Automobilproduktion.

Die Firma wuchs. Auch während des ersten Weltkriegs wurden bei Opel weiter Autos gebaut, in erster Linie Nutzfahrzeuge. Deren Fertigung musste nach Kriegsende auf Anweisung der Besatzungsmächte eingestellt werden. Erst ab 1927 baute Opel wieder kleinere LKW.

US-Konzern als Retter

Kurz vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre hatte sich Opel zum größten Automobilhersteller im gesamten Deutschen Reich entwickelt: 44 Prozent aller produzierten Kraftfahrzeuge stammten aus der Produktion der Opelaner. Unter dem Eindruck der hereinbrechenden Depression verkauften die Brüder Wilhelm und Friedrich Opel einen Großteil ihrer Firmenanteile an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors, bis 1931 erfolgte dann die vollständige Übernahme. Mehr als 33 Millonen US-Dollar oder umgerechnet 154 Millonen Reichsmark blätterten die Amerikaner für den deutschen Autobauer auf den Tisch, ein gewaltiges Geschäftsvolumen für damalige Verhältnisse. Die Opel-Brüder blieben im Aufsichtsrat des Konzerns. Friedrich leitete zudem den Vorstand und sorgte dafür, dass der Name Opel und eine eigenständige Modell-Gestaltung erhalten blieben.

Flaggschiffe von einst: Opel Diplomat, Admiral und Kapitän (Archiv 1964)Bild: picture-alliance/dpa

Auch wenn die Umsätze während der Weltwirtschaftskrise zunächst zurück gingen - mehr als drei Viertel des gesamten deutschen Automobilexports stammten im Jahre 1931 aus der Produktion von Opel. Mitte der 30er Jahre wurden innerhalb kurzer Zeit mehr als 65.000 Stück des Modells Opel P4 verkauft, in Fachkreisen ist rückblickend gar von einem ersten "Volkswagen" die Rede. Bemerkenswert dabei: Bis Anfang der 40er Jahre, also auch nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, verdienten die Amerikaner bei Opel kräftig mit, auch als die Produktion auf Anordnung des NS-Regimes mehr und mehr auf Rüstungstechnik umgestellt wurde. General Motors wollte auf die hohen Profite nicht verzichten. Nachdem Hitler im Dezember 1941 den USA den Krieg erklärt hatte, brach die Unternehmensverflechtung auseinander.

Aufschwung nach dem Krieg

Erst Ende 1948 übernahm General Motors wieder die Führung bei Opel, nachdem in der Nachkriegszeit zunächst die amerikanische Militärregierung die Geschicke des Autobauers bestimmt hatte. Vorkriegsmodelle wie der Opel "Kadett" und der "Olympia" wurden wieder aufgelegt und weiter entwickelt, bald folgte der "Rekord" und schließlich rundeten die größeren und teureren Modelle "Kapitän", "Admiral" und "Diplomat" die Modellpalette nach oben hin ab.

Bis in die 1970er Jahre dauerte diese Blütezeit von Opel: Das Unternehmen war damals nach VW der zweitgrößte deutsche Hersteller und in einigen Fahrzeugklassen sogar Marktführer. Mit rund 60.000 Mitarbeitern erzielte Opel 1972 einen Jahresumsatz von 6,5 Milliarden DM.

Unverwechselbar: Opel-Blitz als MarkenzeichenBild: picture-alliance/F. Rumpenhorst

Danach ging es bergab. Besonders die zweite Ölkrise zwischen 1980 und 1982 setzte Opel zu. Verluste sollten durch rigorose Sparmaßnahmen ausgeglichen werden, was wiederum zu Qualitäts- und Imageverlusten führte. Das Opel-Management wurde meistens aus den USA entsandt und agierte glücklos, die verfehlte Modellpolitik beschleunigte den Niedergang. 2006 hatte Opel in Deutschland an den Standorten Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach 27.661 Beschäftigte – zehn Jahre zuvor waren es noch 46.000.

Finanzkrise brachte Abspaltungsplan

2009 war General Motors infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise schwer angeschlagen. Opel arbeitete bereits damals an einem Konzept zur Trennung von dem Mutterkonzern. Im Sommer 2009 hatten sich Bund, Länder, GM und das US-Finanzministerium nach langem Poker mit dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna auf ein Rettungskonzept geeinigt - im November 2009 dann beschloss GM, Opel doch zu behalten.

Mit rund 38.200 Mitarbeitern in Europa, davon mehr als die Hälfte in Deutschland, hat Opel 2016 rund 1,16 Millionen Autos verkauft. Zusammen mit seiner britischen Schwestermarke Vauxhall ist Opel im Wesentlichen auf den europäischen Markt beschränkt. 2016 betrug ihr Marktanteil an Personenwagen-Neuzulassungen in der Europäischen Union 6,7 Prozent. 2016 hatte es Opel nach einer harten Sanierung nicht wie geplant aus den roten Zahlen geschafft. GM meldete einen operativen Verlust in Höhe von umgerechnet rund 241 Millionen Euro für seine Europatochter. Im Vorjahreszeitraum war ein Minus von 813 Millionen Dollar angefallen.  Wichtige Opel-Werke stehen in Großbritannien, Spanien, Polen und Ungarn sowie an den deutschen Standorten Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen