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Die Wirtschaft im Blick: Bundespräsident Köhler in Kroatien

17. April 2008

Bundespräsident Horst Köhler hat Kroatien besucht. Die Wirtschaftsbeziehungen waren ein wichtiges Thema der Gespräche. In der kroatischen Handelskammer in Zagreb eröffnete Köhler ein ökonomisches Forum.

Bundespräsident Köhler mit kroatischem Amtskollegen Mesic (re.)Bild: DW / Marija Kundek

Deutsche Urlauber stehen an der Spitze der ausländischen Touristen in Kroatien. Deutsche Unternehmen nehmen bei den ausländischen Direktinvestitionen die zweite Stelle ein. Kein Wunder, dass ein Schwerpunkt der Reise von Bundespräsident Horst Köhler auf den deutsch-kroatischen Wirtschaftsbeziehungen lag. In der großen Wirtschaftsdelegation waren Unternehmer aus den Bereichen Energiewirtschaft, Tourismus und Finanzen vertreten, so E.ON Ruhrgas, TUI, TÜV Nord und die Deutsche Bank. In intensiven Gesprächen mit kroatischen Regierungsvertretern machten sie deutlich, wo sie Optimierungsmöglichkeiten in der Zusammenarbeit sehen.

Ohne gute Kontakte habe auch das beste Produkt keinen Erfolg, meinte Bundespräsident Köhler in seiner Eröffnungsansprache des deutsch-kroatischen Wirtschaftsforums: "Sokol perjem leti, an ne mesom - Was den Falken fliegen lässt, sind seine Federn - und nicht sein Fleisch. Die Erfahrung, die hinter diesem kroatischen Sprichwort steckt, haben auch viele Unternehmer schon gemacht: Damit aus einer Idee ein Erfolg wird, braucht man nicht nur gute Produkte, sondern auch die richtigen Kontakte und das nötige Wissen über die Märkte."

Werbung für EU-Beitritt

Zu Beginn seines Besuchs in Zagreb hat der Bundespräsident sich für den EU- Beitritt aller Nachfolgestaaten Jugoslawiens ausgesprochen. Erst dann sei die Teilung Europas endgültig überwunden, sagte Köhler am Montag (14.4.). "Deutschland ist daran interessiert, dass die Region über die Stabilität letztlich zu dauerhaftem Frieden und Prosperität kommt. Ich selber denke, dass die Region dann auch als Ganzes Mitglied in der EU werden sollte, denn nur dann wird die Teilung Europas endgültig überwunden."

Der kroatische Staatspräsident Stipe Mesic betonte mit Blick auf das angepeilte EU-Beitrittsdatum die Fortschritte des Landes: „Kroatien hat Reformen umgesetzt, die das Land braucht. Kroatien hat Gesetze verabschiedet, die mit den Bedürfnissen der EU kompatibel sind. Ich glaube, wir sind kompatibel und dass wir 2010 alles umsetzen können, was nötig ist. "

Diese Worte dürften vor allem die Vertreter der großen Wirtschaftsdelegation, die Bundespräsident Köhler begleitet, aufmerksam gehört haben. Denn sie beklagen Probleme bei der Durchsetzung von Rechtsansprüchen. Bundespräsident Köhler sagte dazu: „Was ich aus Kreisen der deutschen Wirtschaft höre, ist weiterhin, dass man darauf drängt, noch mehr Rechtssicherheit zu schaffen, die Bürokratie zu bekämpfen, und auch mehr Wettbewerb im Land zuzulassen.“

Partner mit Schwächen

Kontakte zwischen Deutschland und Kroatien gibt es vor allem auf der Ebene der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Größter deutscher Investor ist die Deutsche Telekom, die 65 Prozent der Kroatischen Telekom hält. Doch dem Land, das sich auf dem Weg zu einer privatwirtschaftlich strukturierten Marktwirtschaft befindet, geht es nicht nur darum, die eigenen Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland weiter auszubauen. Kroatien versteht sich auch als kenntnisreicher Makler für deutsche Geschäfte in der Region Südosteuropa, betonte der Präsident der kroatischen Wirtschaftskammer, Nadan Vidosevic: „Sehen Sie uns nicht nur als Markt, wir sind ein kleiner Markt. Denn unser Bruttosozialeinkommen beträgt pro Kopf lediglich 10.000 Euro. Aber wir sind für Sie der zuverlässigste Partner für die Kontakte in die Region. Wir haben in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet, den gesamten südosteuropäischen Markt zu öffnen. "

Rahmenbedingungen verbessern

Hartmut Schauerte, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft, hob gleichwohl hervor, dass Deutschland die Beziehungen zu Kroatien nicht als Einbahnstraße betrachtet. Ziel sei es, auch in Kroatien zu produzieren sowie langfristig gemeinsame Energieversorgungsprojekte in Angriff zu nehmen. Vorraussetzung hierfür sei aber zunächst, dass die Rahmenbedingungen für mittelständische Unternehmen verbessert würden.

„Wie kann ich mit meinem Unternehmen an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, ohne als Ausländer diskriminiert zu werden? Das ist sehr negativ und muss vermieden werden. Und drittens, wie finde ich den richtigen Kooperationspartner, da sind wir wieder beim Thema Kommunikation", so Schauerte. Kroatien sei ein Stabilitätsfaktor in der Region, betonte er. Ziel sei es nicht nur, Kroatien an die euroatlantischen Strukturen heranzuführen, sondern die gesamte Region in ihren nachbarschaftlichen Beziehungen zu stärken.

Verica Spasovska

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