1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die wundersame Wandlung des Amine Harit

20. September 2019

Amine Harit schießt Schalke 04 in letzter Sekunde zum Sieg gegen Mainz 05. Der 22-Jährige hat eine Wandlung durchlebt, die sie ihm selbst im Klub kaum zugetraut haben. Der Marokkaner hat sein Leben auf den Kopf gestellt.

Fußball Bundesliga Amine Harit
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner

Amine Harit war abgehängt. Er tanzte über den Rasen in der Schalker Arena, schwang seine Beine durch die Luft, die Arme kreisten, aber er kam nicht hinterher hinter seiner Mannschaft. Seine Mitspieler hatten vor der Nordkurve ein Knäuel gebildet und ließen den 22-Jährigen nicht hinein. Das war allerdings keine Bösartigkeit, sondern eher der kollektiven Euphorie geschuldet. 

Der späte Sieg gegen Mainz hatte die Spieler, die Fans, den Trainer der Schalker in Ekstase versetzt. Coach David Wagner etwa drehte eine Ehrenrunde und bedankte sich für die große Unterstützung bei den Anhängern. Dass Harit eigentlich derjenige war, der diese große Glückseligkeit ausgelöst hatte, nahm in diesem Moment der überschäumenden Freude niemand wahr. 

Nie sein Potenzial ausgeschöpft

Es war einer dieser besonderen Abende, die Fußball-Mannschaften brauchen, um sich in einen Lauf zu spielen. Drei Siege in Folge haben die Schalker erspielt. Und die kaum erwartbare Feststellung, die spätestens nach dieser Partie getroffen werden muss lautet: Einer der wichtigsten Protagonisten in dieser Saison ist Amine Harit. "Wenn uns das einer vor der Saison gesagt hätte, dann hätten wir es nicht geglaubt", sagte Schalkes-Teammanager Sascha Riether. 

Ausgerechnet Harit, der nach der vergangenen Saison als einer derjenigen ausgemacht worden war, der zur schlechten Stimmung im Team beigetragen und den Absturz der Mannschaft mit zu verantworten hatte. Und der auf dem Rasen so gut wie nie auch nur annähernd sein Leistungspotenzial ausschöpfte.   

Schalke-Trainer David Wagner schenkt Harit Vertrauen, das viele ihn nicht mehr hattenBild: picture-alliance/RHR-FOTO/K. Rabas

Der Marokkaner war nach dem Ende der Vorsaison schon aussortiert worden. Er galt als Hallodri, der sich um vieles kümmerte aber nicht ausschließlich um Fußball. Die damaligen Verantwortlichen hatten ihm bereits nahegelegt, dass er den Verein verlassen könne. Harits Glück war, dass David Wagner im Sommer unvoreingenommen an seine neue Aufgabe bei den Königsblauen heranging. Wagner gab Harit eine Chance und der junge, hochtalentierte Offensivspieler nutzte sie. "Wir hatten eigentlich ausgemacht, dass ich mir die Entwicklung anschaue und wir beide dann ein Gespräch führen. Dieses Gespräch hat es bisher noch nicht gegeben, weil ich es nicht für nötig erachtet habe", hatte Wagner noch am vergangenen Mittwoch gesagt. 

Harit nimmt seinen Mut zusammen

"Der Trainer schenkt mir viel Vertrauen. Ich habe jetzt einen klaren Fokus, ich habe alles geändert, ich arbeite jetzt sehr viel", sagte Harit mit strahlenden Augen nach dem Sieg gegen Mainz. Der junge Mann wirkte so, als könne er sein derzeitiges Glück nicht fassen. In der Vorwoche hatte er sich in Paderborn bereits in starker Form präsentiert, erzielte zwei Treffer und bestimmte die Partie mit seinen Pässen. Gegen Mainz bereitete er dann zunächst den Führungstreffer maßgerecht für Suat Serdar vor. 

Und als sich die Schalker bereits auf ein Remis eingestellt hatten und mit etwas Pech sogar noch eine Niederlage hätten in Kauf nehmen müssen, da warf Harit sein Können und seinen Mut in die Waagschale: Er schnappte sich den Ball und schlenzte die Kugel aus 18 Metern mit dem Außenrist in die lange Ecke des Mainzer Tores. Die Arena schien vor Begeisterung zu explodieren. Und auch seine Mitspieler scheinen den ehemaligen "Störenfried" mittlerweile wieder in ihr Herz geschlossen zu haben. 

Salif Sané herzte den Siegtorschützen, als hätte er den Schalkern mit seinem Treffer einen Titel beschert. Auch Daniel Caligiuri ließ es sich, als sich das Spieler-Knäuel aufgelöst hatte, nicht nehmen, seinem Mitspieler einen dicken Kuss auf die Stirn zu geben. Die Schalker haben sich auf einen von vielen Experten nicht für möglich gehaltenen Weg begeben. Und Amine Harit ist zu einem Teil des königsblauen Puzzles geworden, das in der vergangenen Saison einfach nicht passen wollte.  
 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen