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Kunst

Die Gärten des Fürst Pückler

22. Mai 2016

Er war ein Gartennarr, aber viele Leute kennen Fürst Pückler nur, weil ein Speiseeis nach ihm benannt ist. Vor allem gestaltete er kunstvolle Parks, die museumsreif sind, wie eine aktuelle Ausstellung in Bonn beweist.

Muskau Pleasureground am Bad © Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“
Bild: Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“

Hermann von Pückler konnte im wahrsten Sinne des Wortes Berge versetzen. Er schüttete Hügel auf, wo keine waren, leitete Flüsse um und schuf malerische Brücken und Blickachsen, die ihm erlaubten sein Gartenreich bestmöglichst zu überblicken.

Das schönste und berühmteste Werk hinterließ er in seinem Geburtsort Bad Muskau in der Oberlausitz an der heutigen Grenze zu Polen. Mit einer Gesamtfläche von 820 Hektar ist der Muskauer Park der größte europäische Landschaftspark im englischen Stil. Zu ihm gehören die Stadt Muskau, Dörfer und Waldflächen.

Deutschland und Polen teilen sich den Park, der seit 2004 UNESCO-Welterbestätte ist. Auf geniale Weise legte Pückler seinen Park so an, dass Schloss und Dorf sich vollständig der Natur unterordnen. Der Flusslauf der Neiße, die Bäume, große Eiszeitfindlinge wurden zu einem neuen Bild zusammengefügt. Kleine Laubbäume setzten Farbakzente.

Manischer Gartenliebhaber

So einen Park anzulegen, kostete auch schon damals viel Geld. Fürst Pückler hatte Glück, dass seine Ehefrau Lucie, Tochter des späteren preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg, darüber reichlich verfügte und die Gartenleidenschaft mit ihm teilte. Ihr hat er es auch zu verdanken, in den Fürstenstadt erhoben worden zu sein.

Berühmte Eisspeisen: das Fürst-Pückler-Eis und die Kaiser-Wilhelm EisbombeBild: Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau”

Die Ausstellung "Parkomanie" in der Kunsthalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zeigt, dass Fürst Pückler tatsächlich manisch die Landschaften umpflügte. Zuerst gestaltete er Bad Muskau, dann Branitz und zum Schluss, als er schon Bad Muskau verkauft hatte, den Babelsberger Park. Fürst Pückler waren die barocken Gartenanlagen, wie man sie zu der Zeit aus Frankreich kannte, ein Graus. Wie ein Besessener schrieb er Gartenpläne und Abhandlungen über neue Landschaften, angelehnt an die englischen Gärten, die er während seiner Reisen kennengelernt hatte.

In England lernte er auch die Prinzipien der Aufklärung kennen, die Natur zu verbessern, um auch den Menschen zu verbessern. In seinen Schriften brachte er seine Begeisterung für die ungezähmte Natur zum Ausdruck. 1834 erschien sein Buch "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei", das bis heute als einflussreiches gartentheoretisches Standardwerk gilt.

Wilde Natur als Vorbild

Der 1785 auf Schloss Muskau geborene Adlige legte darin fest, dass mit der Natur umzugehen sei wie ein Künstler: kreativ und akribisch. Pückler nannte den Garten eine "begehbare Bildergalerie". Die Natürlichkeit spielte für diese "Wohnung unter freiem Himmel" die zentrale Rolle. Muskau nannte er die "Tat seines Lebens". Aber auch in Branitz und Babelsberg verbrachte er Großes.

Lustig sind die Vergleiche in den Zeichnungen, die eine Landschaft in ein gutes und ein schlechtes Beispiel unterteilen: Da zeigt sich, worauf Pückler wert legte: Gerade Wege sind tabu, Seen müssen natürlich aussehen, Vegetation sollte reichlich vorhanden sein.

Es gibt sogar ein Briefmarke zu Ehren von Fürst PücklerBild: picture-alliance/dpa/A.Burgi

Auf Muskau folgten Branitz und Babelsberg

Bad Muskau war Pücklers größtes Projekt, seine Frau Lucie von Hardenberg, unterstützte ihn finanziell. Doch auch als die Mitgift ausging, musste Pückler das Areal an die Niederlande verkaufen. Lucie ließ sich scheiden. Pückler reiste nach England, nicht wegen der Gärten, sondern um eine Frau zu finden, die seine Leidenschaften finanziell subventionieren konnte. Doch er fand keine Frau, er schrieb dafür einen Bestseller.

Es folgten als Auftragsarbeit Branitz, wo er in Gewächshäusern Ananas züchtete, und schließlich Babelsberg bei Berlin. Dort vollbrachte er schier Unmögliches: die sandige Erde verwandelte er auf der Grundlage des Potsdamer Gartendirektor Peter Joseph Lenné in fruchtbares Land: rauschende Wasserfälle, buchtenreiche Seen, plätschernde Brunnen.

Er legte sanfte Hügel an. Ein Rohrsystem samt Dampfkraftwerk sorgte für die Bewässerung des Parks. Jede Bodenwelle und jede Wegebiegung ist künstlich angelegt, was dem Park auf den ersten Blick nicht anzusehen ist. Durch Fürst Pückler wurde der Garten zum Kunstwerk. Die Ausstellung in Bonn holt nicht den Park ins Museum, aber zeigt, welch umtriebiger Geist Pückler war – und wie er dank eines grünen Daumens blühende Landschaften schuf.

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