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PolitikAsien

Die Wut der indischen Bauern

8. Dezember 2020

Beharrlich kämpfen indische Landwirte gegen die geplante Agrarreform. Nach mehreren gescheiterten Verhandlungsrunden mit der Regierung legten sie zahlreiche Zufahrten vor der Hauptstadt Neu Delhi lahm.

Indien Bauernproteste
Bild: Mayank Makhija/NurPhoto/picture alliance

"Wir können nicht das neue Jahrhundert mit Gesetzen aus dem vergangenen Jahrhundert gestalten", hatte Indiens Regierungschef Narendra Modi noch gestern betont. Reformen seien notwendig für wirtschaftliche Entwicklung. Doch den Zorn und die Verzweiflung zahlloser Kleinbauern und ihrer Familien konnte der wirtschaftsliberale Premier damit nicht dämpfen. Noch immer arbeitet weit mehr als die Hälfte aller Inder in der Landwirtschaft.

"Unsere Kinder werden hungern! Was könnte uns mehr Sorgen bereiten als das?", sagte der Landwirt Ved Singh der Nachrichtenagentur AFP. Er und seine Kollegen befürchten, dass Konzerne nach der geplanten Deregulierung der indischen Agrarindustrie die Preise drücken und die Existenzgrundlage von kleineren Bauern zerstören können.

Kleinbauern gegen Großkonzerne

Deshalb haben zehntausende Landwirte, die seit Tagen vor den Toren der Hauptstadt Neu-Delhi ausharren, wichtige Zufahrtsstraßen in die 20-Millionen Metropole blockiert. Sie verlangen die Rücknahme von drei Gesetzen der Regierung, mit denen der Sektor für Privatinvestoren geöffnet werden soll. Bisher können Landwirte ihre Erzeugnisse an staatliche Kooperativen verkaufen, die ihnen Mindestpreise garantieren. Künftig sollen sie ihre Produkte auf dem freien Markt verkaufen - auch an Supermarktketten.

Nationaler Aktionstag der Landwirte in Indien: Die Bahn kommt - nichtBild: Debarchan Chatterjee/ZUMA Wire/picture alliance

Indiens wirtschaftsliberale Regierung argumentiert, die Reform komme vor allem Indiens 150 Millionen Bauern und ihren Familien zu gute. Nun könnten sie direkt mit den großen Firmen verhandeln. Die Landwirte verweisen hingegen auf den Bundesstaat Bihar mit seinem weitgehend liberalisierten Markt, wo Bauern nun ihre Waren mit einem Abschlag von 25 bis 30 Prozent verkaufen müssten.

Die Bauern stehen nicht allein

Die Protestierenden erfahren breite Solidarität: Eisenbahnarbeiter, Lkw-Fahrer, Lehrer und weitere Gewerkschaften unterstützten die Bauern an ihrem Nationalen Aktionstag. In vielen westlichen und östlichen Bundesstaaten des Subkontinents hielten die Demonstranten Züge an und errichteten Straßensperren. Die Behörden in der Hauptstadt und im ganzen Land verstärkten Sicherheitsvorkehrungen und setzten zusätzliche Kräfte ein.

Die meisten der Demonstranten in Neu-Delhi stammen aus den nordindischen Bundesstaaten Punjab und Haryana, der Kornkammer Indiens. Ihr Streik ist einer der größten Proteste in Indien seit Jahren. Fünf Gesprächsrunden zwischen den Bauern und der Regierung sind bislang ohne Ergebnis geblieben. Am Mittwoch soll eine neue Runde von Gesprächen starten.

rb/uh (afp, ap, dpa)

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