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Die Zwillinge und das Bitcoin-Hoch

6. März 2017

Die Internetwährung Bitcoin feiert neue Rekorde. Das liegt auch an den Plänen von Zwillingen, die einst mit Facebook-Gründer Zuckerberg im Clinch lagen.

USA Tyler und Cameron Winklevoss | Digitalwährung Bitcoin erreicht neues Rekordhoch über 1200 US-Dollar
Bild: picture alliance/AP Photo/R. Drew

Kennen Sie die Winklevoss-Zwillinge, scherzhaft auf Winklevii genannt? Die beiden US-Amerikaner Cameron und Tyler Winklevoss (Artikelbild) wurden einer größeren Öffentlichkeit spätestens durch den Hollywood-Film "The Social Network" von 2010 bekannt, der die Geschichte von Facebook erzählt.

Im Film und auch im echten Leben warfen die Zwillinge Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor, ihre Idee gestohlen zu haben. Der zahlte ihnen nach einem Rechtsstreit 2004 schließlich 65 Millionen US-Dollar.

Das Geld haben die beiden Winklevoss seitdem in Aktivitäten rund um die Kryptowährung Bitcoin investiert. Eines ihrer Projekte namens "Coin" gilt derzeit als Hauptgrund für den zuletzt starken Anstieg des Bitcoin-Kurses. Erstmals ist ein Bitcoin teurer ist als eine Feinunze Gold, nämlich fast 1300 US-Dollar.

"Coin" ist ein börsengehandelter Fonds, der die Kursentwicklung des Bitcoin nachbildet. Im Fachjargon heißt das ETF (Exchange Traded Fund).  Bis zum 11. März 2017 wird die Entscheidung der US-Börsenaufsicht SEC erwartet, ob "Coin" offiziell zugelassen wird.

Meilenstein für den Bitcoin

Der Winklevoss-Fonds ist nicht der einzige Bitcoin-ETF, der auf die Zulassung der SEC wartet. Bis Ende März muss die SEC über einen Fonds namens SolidX entscheiden. Außerdem gibt es noch den Bitcoin Investment Trust (BIT), der zumindest ausgewählten Investoren bereits zur Verfügung steht.

Die offizielle Zulassung der SEC für Bitcoin-ETFs wäre ein Meilenstein für die Internetwährung. Denn bislang müssen Bitcoin-Investoren einige Nachteile in Kauf nehmen. Zunächst einmal müssen sie eine digitale Geldbörse einrichten ("Wallet"), dann bei einer der zahlreichen Handelsplätze Bitcoins erwerben, dafür meist ein halbes Prozent an Gebühren zahlen - und dann hoffen, dass die Plattform ihres Vertrauens auch sicher ist.

Die Pleite von Mt.Gox, einst weltgrößte Bitcoin-Handelsplattform, war im Jahr 2014 nur der spektakulärste Hinweis auf die Risiken, die mit der Währung verbunden sind. Damals verschwanden mindestens 650.000 Bitcoins spurlos. Heutiger Marktwert: rund 800 Millionen Dollar.

Bitcoin-ETFs wären für Anleger eine einfache und sichere Möglichkeit, in die Internetwährung zu investieren. Zwar gibt es in Deutschland und Schweden bereits die Möglichkeit, in handelbare Papiere auf Bitcoin-Basis zu investieren. Dabei handelt es sich aber um Exchange Traded Notes (ETN). Geht die ausgebende Gesellschaft Pleite, verlieren die Anleger ihr Geld - anders als bei Fonds.

300 Millionen in einer Woche?

Sollten Bitcoin-ETFs demnächst offiziell zugelassen werden, würde das die Internetwährung auch für institutionelle Anleger interessant machen. Allein in der ersten Woche nach Zulassung könnten 300 Millionen Dollar in den Fonds der Winklevoss-Zwillinge fließen, erwartet Spencer Bogart, Analyst bei Blockchain Capital, laut der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Ein solches Interesse könnte auch den Bitcoin-Kurs weiter in die Höhe treiben. "Er würde sicherlich nicht sinken", sagt Oliver Flaskämper, Gründer und Vorstand der Bitcoin Deutschland AG, dem Betreiber der Handelsplattform bitcoin.de. Allerdings sei es schwer zu beurteilen, ob eine ETF-Zulassung beim aktuellen Rekordhoch nicht schon eingepreist ist.

"Es kann auch gut sein, dass der Kursanstieg nach einer Genehmigung nur sehr moderat ausfällt, weil die meisten Marktteilnehmer mit einer Genehmigung des ETFs gerechnet haben", so Flaskämper zur DW.

Sollte die Börsenaufsicht ihre Zulassung dagegen verweigern, ist ein kräftiger Kursverlust wahrscheinlich. Trotzdem glaubt Flaskämper, dass der Bitcoin noch in diesem Jahr die Marke von 1.800 Euro (rund 1900 US-Dollar) knacken kann.

Oliver Flaskämper, Betreiber von bitcoin.deBild: bitcoin.de

Bitcoin-ETFs sieht er jedenfalls nicht als Konkurrenz für Handelsplattformen wie seine. Schließlich müssten sich auch ETFs ihre Bitcoins irgendwo besorgen. "Bitcoin.de verdient immer dann, wenn gehandelt wird. Bei steigenden und bei fallenden Kursen", so Flaskämper. "Aber grundsätzlich haben wir an steigenden Kursen mehr Spaß, weil nach den Kursrückschlägen in der Vergangenheit meistens eine längere Zeit auch das Interesse am Bitcoin und damit auch das Handelsvolumen zurückging."

Nichts für schwache Nerven

Die gewaltigen Kursschwankungen machen Bitcoin zu einer hoch riskanten Anlageform - anders als Gold. Beim letzten Höhenflug Ende 2013 kostete die Währung mehr als 1000 Dollar, dann verlor sie innerhalb weniger Wochen 50 Prozent ihres Wertes. Ein Jahr später war ein Bitcoin dann nur noch gut 200 Dollar Wert - bevor es wieder stetig bergauf ging.

Selbst die Winklevoss-Zwillinge geben zu, dass der Bitcoin-Kurs von der Spekulation getrieben wird. "Zur Zeit wird der Bitcoin nur sehr begrenzt im Handel und für Geschäfte eingesetzt", heißt es in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC. "Der umfangreiche Handel von Spekulanten trägt daher zu Preisschwankungen bei." 

Bitcoin-Befürworter wie Plattform-Betreiber Flaskämper sind trotzdem überzeugt, dass der Kurs der Währung langfristig steigen muss. Schließlich ist die Gesamtmenge an Bitcoins digital auf 21 Millionen begrenzt. Derzeit sind 16,2 Millionen Bitcoins im Umlauf, jeden Tag kommen 1800 neue hinzu. "Wir werden in den nächsten Jahren neben Preisblasen immer wieder neue Rekordwerte beim Bitcoin sehen, sofern Bitcoins nicht verboten werden und es keine technischen Probleme gibt", so Flaskämper.

Zwar können weder Regierungen noch Zentralbanken die Menge der Bitcoins beeinflussen und damit ihren Wert kontrollieren. Doch unabhängig von Regierungsentscheidungen ist die Internetwährung deshalb nicht. Als die chinesische Zentralbank im Februar drohte, Bitcoin-Plattformen notfalls zu schließen, falls sie die Geldwäsche-Regeln nicht einhalten, brach der Kurs der Währung innerhalb kurzer Zeit um zehn Prozent ein.

Andreas Becker Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Geldpolitik, Globalisierung und Verteilungsfragen.
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