Maradona in Weißrussland unter Vertrag
17. Mai 2018Der Fußballklub Dinamo Brest hat einen neuen Vorstandsvorsitzenden: Diego Maradona, der zu den besten Spielern in der Geschichte des Weltfußballs zählt. Nun ist es offiziell, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem Argentinier ein entsprechender Vertrag unterzeichnet wurde. Dort sitzen die Besitzer des weißrussischen Klubs.
Laut der Pressesprecherin von Dinamo Brest, Olga Chischinkowa, läuft der Vertrag mit Maradona drei Jahre. Details der Verhandlungen, einschließlich der finanziellen Abmachungen zwischen dem Argentinier und Dinamo Brest, gab sie nicht bekannt. Sie betonte aber, beide Seiten seien überzeugt, dass sie derzeit einander von Nutzen seien. "Natürlich sind wir unglaublich froh, dass Diego Maradona Teil unseres Klubs sein wird. Eine so bekannten Persönlichkeit wird dem gesamten weißrussischen Fußball zugute kommen", so die Pressesprecherin.
Vor kurzem waren Gerüchte aufgekommen, nach denen Maradona Cheftrainer des Brester Fußballklubs oder dessen Sportdirektor werden könnte. Laut anderen Spekulationen wird Maradona nicht nur Vorstandsvorsitzender von Dinamo Brest, sondern künftig auch einer der Eigentümer des Klubs. Angeblich soll er 20 Prozent der Anteile übernehmen. Chischinkowa wollte dies nicht bestätigen und wiederholte noch einmal, dass der Klub keine Vertragsbedingungen offenlegen werde. Ihren Angaben zufolge wird sich Maradona mit der strategischen Entwicklung des Clubs befassen und mit allen seinen Abteilungen zusammenarbeiten, einschließlich der Kinderakademie, die talentierte junge Spieler ausbildet.
Arabische Spur im weißrussischen Fußball
Bisher konnte der Brester Fußballklub keine nennenswerten Erfolge vorweisen. Zu seinen Errungenschaften zählen zwei weißrussische Pokale und ein Sieg beim weißrussischen Super Cup. Anfang 2016 klagte Dinamo Brest über ernste finanzielle Schwierigkeiten, und es war fraglich, ob die Mannschaft überhaupt in der ersten Liga spielen würde. Aber einige Monate später tauchte ein Investor auf - die Firma SOHRA Overseas mit Hauptsitz in Dubai. Sie liefert in den Nahen Osten und nach Afrika Reifen und Maschinen aus weißrussischer Produktion.
Die Finanzspritzen der arabischen Besitzer machten den Klub zu einem der wohlhabendsten im weißrussischen Fußball und ermöglichten eine große PR-Kampagne. So trainierte in dem Klub Anfang letzten Jahres der bekannte deutsche Stürmer Kevin Kuranyi. Zu einem Vertragsabschluss mit ihm kam es aber nicht. Trotzdem gelang es, Dinamo Brest mit für weißrussische Maßstäbe guten Fußballspielern zu verstärken. Einer der Spitzenspieler in der aktuellen Aufstellung ist der aus Weißrussland stammende Artem Milewskyj. Er hatte die ukrainische Staatsbürgerschaft angenommen, spielte für Dynamo Kiew und war bei der WM 2006 Teil der ukrainischen Nationalmannschaft.
Doch auf die Frage, wer die wirklichen Besitzer von Dinamo Brest sind, gibt es keine offizielle Antwort. Aus der Pressestelle des Klubs heißt es nur, dass der Sohn eines arabischen Scheichs, von dem früher als Mäzen die Rede war, mit Dinamo Brest nichts mehr zu tun habe. Die neuen Besitzer seien medienscheu und wollten ungenannt bleiben.
"Für Weißrussland ein beispielloses Ereignis"
Als mediale Persönlichkeit wird im Namen von Dinamo Brest künftig definitiv Diego Maradona auftreten. Nach Ansicht des weißrussischen Fußballexperten Wladislaw Lonowenko ist die Zusammenarbeit mit dem Weltmeister von 1986, auch wenn er als Trainer keinen Erfolg hatte, für Weißrussland ein beispielloses Ereignis. "Maradona hat eine brillante Fußballkarriere hinter sich. Bis heute gilt er als einer der besten Spieler in der Geschichte des Fußballs, was ihn nach wie vor sehr beliebt macht", so Lonowenko.
Der Experte glaubt nicht, dass sich Maradona als Vorstandsvorsitzender von Dinamo Brest wirklich mit der Führungsarbeit befassen wird. "Im Großen und Ganzen wird der legendäre Argentinier in nächster Zeit eine Art Visitenkarte des Klubs sein, was den Bekanntheitsgrad von Dinamo Brest erhöhen wird, nicht nur unter denjenigen, die sich für Fußball interessieren", glaubt Lonowenko.
In Weißrussland wird der ehemalige Weltstar im Juli erwartet, wenn die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland vorbei ist. Denn bei der WM 2018 wird Maradona für das venezolanische Fernsehen als Kommentator tätig sein. Um Maradonas Ankunft in Brest werde es großes Aufsehen geben, dessen ist sich Lonowenko sicher. Er glaubt auch, dass die weißrussische Staatsmacht das Ereignis für sich ausnutzen werde. Bekanntlich vertritt der Argentinier linke Ansichten. Er war mit Politikern wie Fidel Castro und Hugo Chávez befreundet, denen auch der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko nahe stand.