1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Dies ist der ultimative Albtraum"

7. Juli 2005

So sieht kein Unfall aus: Die Anzeichen verdichten sich, dass die Explosionen in London koordinierte Anschläge waren. Von El-Kaida, vermuten Experten. "Es gibt Alarm in ganz Europa", so der italienische Innenminister.

Aufnahme einer Verkehrskontroll-Kamera am Russell SquareBild: AP


"Der Terror wird nicht gewinnen", sagte der britische Premier Tony Blair im Namen der G8-Gipfelrunde auf einer Pressekonferenz in Gleneagles. Es sei ziemlich klar, dass die Explosionen in London "Terroranschläge" gewesen seien, so Blair. "'Das ist kein Angriff nur auf eine Nation, sondern auf alle Nationen und zivilisierte Menschen überall."

Tony Blair auf der Pressekonferenz nach den AnschlägenBild: AP

EU: Explosionen sind Terroranschläge

EU-Parlamentspräsident Josep Borrell sprach von einer "koordinierten Anschlagsserie". Die EU stehe hinter Großbritannien und werde niemals zulassen, dass die Gräueltaten des Terrorismus die Werte von Frieden und Demokratie besiegen, fügte er hinzu.

Der italienische EU-Sicherheits- und Justizkommissar Franco Frattini geht davon aus, dass die Explosionsserie in London durch Anschläge verursacht wurde. "Der Terror schlägt erneut im Herzen Europas zu und trifft ein Land, das die EU-Ratspräsidentschaft und den G-8-Vorsitz innehat", sagte Frattini in Rom.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hat "tief geschockt und entsetzt" auf die Anschläge in London reagiert. Barroso habe den Familien der Opfer die Solidarität und Unterstützung der Kommission zugesichert, sagte eine Sprecherin der Behörde in Brüssel.

Der innenpolitische Sprecher der britischen Konservativen, Alan Duncan, war einer der ersten, der von Terroranschlägen gesprochen hatte. "Dies ist der ultimative Albtraum", sagte er.

"Ein Drama für ganz Europa"

NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hat die Alliierten und die internationale Gemeinschaft aufgerufen, im Kampf gegen den Terrorismus vereint zu bleiben. Für solche "abscheulichen Verbrechen" könne es keine Rechtfertigung geben, sagte er in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung. Er verurteilte die Anschläge und sprach im Namen aller NATO-Staten seine Verbundenheit und Solidarität mit den britischen Bürgern aus.

Auf die Frage von Reportern, ob es einen Alarm für sein Land gebe, antwortete der italienische Innenminister Giuseppe Pisanu: "Es gibt einen in ganz Europa." Die spanische Regierung von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sieht das ähnlich: "Das ist ein Drama für ganz Europa." Spanien leide seit Jahren unter "der Geißel des nationalen und internationalen Terrorismus" und biete "sofortige und bedingungslose Hilfe an, um die Urheber dieses widerwärtigen Anschlages zu verfolgen", erklärte die Regierung in Madrid.

Weitere internationale Reaktionen

Der irische Premierminister Bertie Ahern verurteilte die Anschläge als "Terrorismus und Gewalt, die gegen ganz normale Bürger gerichtet ist - ein verheerender Schlag gegen die Menschen [...] Welche Art von 'Befriedigung' verschafft das den Attentätern?", fragte Ahern. Er weilte zur Tatzeit im Vatikan zu einer Audienz bei Papst Benedikt XVI. Der Papst erklärte, die Anschläge seien "unmenschlich".

Auch Russland und die Türkei verurteilen die Anschläge "kategorisch". Der türkische Außenminister Abdullah Gül rief zu einer "unterscheidungslosen" Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus auf. Solange zwischen "mein Terrorist, dein Terrorist" unterschieden werde, sei jedoch ein Erfolg nicht möglich. Im November 2003 hatte die türkische Terrorzelle der El-Kaida verheerende Anschläge in Istanbul verübt. 63 Menschen starben, Hunderte wurden verletzt.

Terrorexperten vermuten El-Kaida

Sebestyén Gorka, Direktor des "Institute for Transitional Democracy and International Security" in Budapest, sagte ebenfalls, es sei "ziemlich offensichtlich, dass es sich um synchronisierte Aktionen gehandelt" habe. "Dies ist ein klassisches Handlungsmuster von El-Kaida oder El-Kaida-nahen Organisationen. [...] Die Ähnlichkeit zu den Anschlägen in Madrid [11. März 2004] sind klar."

Anja Dalgaard-Nielsen vom "Danish Institute for International Studies" (DISS) erklärte, es sei zwar "immer problematisch zu spekulieren", aber "koordinierte Bombenanschläge" seien "das Markenzeichen von Netzwerken, die der El-Kaida nahestehen. Die IRA hat seit etlichen Jahren keine Anschläge auf Zivilisten verübt - zumindest nicht ohne Vorwarnung." (arn)