1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Rekordentschädigung für VW

9. Juni 2021

VW einigt sich mit dem früheren Konzernchef Martin Winterkorn auf die Zahlung von 11,2 Millionen Euro. Außerdem wurde Winterkorn wegen Falschaussage angeklagt.

Martin Winterkorn
Muss sich bereits vor dem Landgericht Braunschweig verantworten: Martin Winterkorn (Archiv)Bild: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Volkswagen hat sich mit dem früheren Vorstandschef Martin Winterkorn und drei weiteren ehemaligen Vorständen auf Details einer Entschädigung für den Dieselskandal verständigt. Ein Großteil der Gesamtsumme entfällt dabei auf spezialisierte Haftpflichtversicherungen. Laut der abschließenden Einigung wurde ein Betrag von knapp 288 Millionen Euro vereinbart, wie es aus dem Unternehmen hieß.

Demnach zahlt Winterkorn persönlich die Rekordsumme von 11,2 Millionen Euro, auf Ex-Audi-Chef Rupert Stadler entfallen 4,1 Millionen Euro, wie der Wolfsburger Autobauer weiter mitteilte. Die ehemaligen Entwicklungsvorstände von Audi und Porsche, Stefan Knirsch und Wolfgang Hatz, hätten sich bereit erklärt, eine Million beziehungsweise 1,5 Millionen Euro zu zahlen. Daneben gibt es zusätzliche Versicherungsleistungen, die weit über den privaten Beträgen liegen. Sie summieren sich nach Angaben von VW auf insgesamt 270 Millionen Euro.

Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler muss sich in München wegen Betrugs vor Gericht verantwortenBild: Peter Kneffel/dpa/picture-alliance

Sowohl die persönlichen Zahlungen als auch die versicherte Abdeckung ergäben "mit Abstand die höchste Summe, die ein solches Konsortium in Deutschland jemals auf den Tisch gelegt hat", hieß es aus Kreisen der Unterhändler. Die Grundsatzentscheidung, Winterkorn und einige von dessen Kollegen nach dem Dieselskandal finanziell zur Mitverantwortung zu ziehen, war bereits Ende März gefallen. Nun wurden die Details bekannt.

Bewusst falsch ausgesagt?

Am selben Tag erhob die Berliner Staatsanwaltschaft Anklage gegen Winterkorn. Der 74-Jährige soll vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages bewusst falsche Angaben gemacht haben bei der Frage, zu welchem Zeitpunkt er über Manipulationen der Abgaswerte bestimmter VW-Fahrzeuge unterrichtet war.

Volkswagen elektrifiziert die USA

02:54

This browser does not support the video element.

In seiner Aussage soll Winterkorn fälschlich angegeben haben, erst im September 2015 über den Einsatz einer Software zur Erkennung und Manipulation der Abgaswerte im Testbetrieb informiert worden zu sein. Laut Anklage soll er aber schon im Mai davon gewusst haben. Aus dem Umfeld des Managers wurde die Veröffentlichung der Anklage als Wahlkampfgeplänkel bezeichnet. Alle Punkte seien bereits Bestandteil des Verfahrens in Braunschweig und würden auch dort geklärt, hieß es.

Der Betrug flog in den USA auf

Winterkorn war nach Bekanntwerden des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Fahrzeugen im September 2015 von allen Ämtern im Konzern zurückgetreten, nachdem der Skandal in den USA ans Licht gekommen war. Ihm und den anderen ehemaligen Führungskräften warf Volkswagen nach umfangreichen Untersuchungen durch eine Anwaltskanzlei eine fahrlässige Verletzung aktienrechtlicher Sorgfaltspflichten vor. Die Wiedergutmachung hat den Konzern bisher mehr als 32 Milliarden Euro gekosten, vor allem Strafen und Schadensersatzzahlungen in den USA.

Der Whistleblower im Dieselskandal 

05:44

This browser does not support the video element.

Durch die Zahlungen der Ex-Manager fließen dem VW-Konzern nun insgesamt 287,8 Millionen Euro an Entschädigung zu. VW hatte auch von Ex-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg Schadenersatz verlangt. Dieser sei aber "nicht zu einer Einigung bereit", weshalb nun gerichtlich gegen ihn vorgegangen werden soll. Die vereinbarten Zahlungen, die außerhalb zivil- oder strafrechtlicher Prozesse besprochen wurden, müssen noch von den Aktionären auf der Hauptversammlung am 22. Juli abgesegnet werden.

uh/kle (dpa, afp, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen