Der den Schlager brachte: Samstage mit Heck
29. Dezember 2017Vielleicht war es das unvermeidliche Goldkettchen am rechten Handgelenk. Vielleicht war es der Umstand, dass er früher als Autoverkäufer gearbeitet hat. Die Tatsache, dass er als Kind stotterte, kann es nicht gewesen sein: Dieter-Thomas Heck, der im Deutschland der 70er und 80er Jahre zu den populärsten Fernsehmoderatoren gehörte, konnte es nicht allen recht machen. Freunde der Hochkultur und des Feuilletons rümpfen bei seinem Namen die Nase. Aber Millionen verfolgten jeden Monat seine Hitparade, meist samstags im ZDF. In dem Sender, den er "ZETT!, DE!, EFF!" aussprach.
Das Auto gewaschen, die Kinder gebadet
Dieter Thomas Heck feiert an diesem 29. Dezember seinen 80. Geburtstag. Im Fernsehen ist der Mann, der mit seiner zweiten Frau Ragnhild, genannt Hildchen, mal in Berlin, mal im spanischen Águilas lebt, kaum noch zu sehen. Aber viele Bundesbürger erinnern sich noch an die Samstage mit Heck, dem Schnellsprecher, der Künstler wie Cindy & Bert, Jürgen Marcus, Roy Black, Rex Gildo und andere ansagte - und damit auch populär machte. Samstage in Deutschland, an denen man zuvor das Auto gewaschen, den Rasen gemäht und die Kinder gebadet hatte. Die durften dann abends noch mit die Schlagersendung ansehen, bevor es ins Bett ging.
Wenn man so will, war seine "ZDF Hitparade" die erste Ranking-Show im Fernsehen, lange bevor es Ranking-Shows gab - und auch lange bevor ein Dieter Bohlen seinen ersten Hit für das Duo "Modern Talking" komponierte. "Mein Leben war es, Menschen zu unterhalten. Dass mir dies gelungen ist, macht mich glücklich", zitiert die Deutsche Presse-Agentur Hecks letzte Moderation zum Ende seiner Fernsehkarriere: "Ich durfte große Erfolge feiern, war 50 Jahre im Geschäft und davon 40 Jahre im deutschen Fernsehen in der ersten Reihe. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit."
Abstimmung per Postkarte
Dass dies für Carl-Dieter Heckscher, wie er eigentlich hieß, so kommen würde, war nicht ausgemacht. Sein Berufsleben begann 1957 in Hamburg. Dort arbeitete er vier Jahre lang als Autoverkäufer, was er im Rückblick als gute Schule für seine spätere Showmaster-Tätigkeit bezeichnete. 1961 wurde er in der Fernseh-Nachwuchssendung "Toi-toi-toi" entdeckt - zunächst selbst als Sänger. Er begann im gleichen Jahr beim damaligen Südwestfunk (SWF) in Baden-Baden als Sprecher, arbeitete dann bei Radio Luxemburg als Disc-Jockey, bevor er für den ZDF-Straßenfeger "Hitparade" gewonnen wurde. Am 18. Januar 1969 lief die erste Sendung. Dass viele der Musiker dort zu Halb-Playback sangen, störte die bundesdeutsche Fan-Gemeinde wenig. Wer in der Hitparade einen Monat später oben stehen sollte, darüber stimmten in der Anfangszeit die Zuschauer per Postkarte ab. Auch das in heutigen Handy-Facebook-Snapchat-Zeiten UN-VOR-STELL-BAR. So jedenfalls hätte Heck das betont.
Es folgten später Samstagabendshows wie "Melodien für Millionen oder "Musik liegt in der Luft". Dass er zwischendurch für die CDU Wahlkampf machte, machte ihn bei einem Teil der Bundesbürger nicht gerade beliebter. Sein Liedrefrain "Wir wählen CDU! CDU! Wähl auch Du CDU!" war wenig Hitparaden-verdächtig. Ausflüge in die Schauspielerei leistete sich Heck unter anderem in Wolfgang Menges gesellschaftskritischen Fernsehklassiker "Das Millionenspiel": Dort spielte Heck 1970 den Showmoderator, in dessen Sendung ein Kandidat eine Million Deutsche Mark gewinnt, wenn er seinen bewaffneten Jägern entkommt. Zynische Sache, das!
Im Februar 2017 erhielt Dieter-Thomas Heck die Goldene Kamera für sein Lebenswerk. Sein "ZETT!-DEE!-EFF!" würdigt ihn zum Geburtstag mit einer bezeichnenderweise Kultnacht genannten Sendung. Geschenke zum Geburtstag wollte der Mann bezeichnenderweise nicht. Stattdessen rief er zu Spenden für die Deutsche Welthungerhilfe auf, für die er sich seit langem engagiert. Auch dies ist eine Seite des Mannes, der den Schlager in die Wohnzimmer brachte.