Seit der Jahrtausendwende ist in Deutschland etwa jede vierte Bankfiliale geschlossen worden. Der Trend zu Online-Angeboten beschleunigt das Ende der Zweigstellen, so eine Studie der KfW-Bank.
Anzeige
Das Filialsterben auf dem deutschen Bankenmarkt hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen Jahren beschleunigt. Nach Angaben der staatlichen Förderbank KfW wurden in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 2200 Standorte aufgegeben. Die Schließung von Zweigstellen habe damit noch einmal an Tempo gewonnen, heißt es in der gemeinsamen Untersuchung der KfW und der Universität Siegen.
Digitalisierung als wesentlicher Faktor
Seit der Jahrtausendwende hat Deutschlands Bankenmarkt den Angaben zufolge fast 10.200 der damals noch gut 38.000 Standorte verloren. "Behalten die Banken das aktuelle Rückbautempo bei, dann würden im Jahr 2035 gut die Hälfte der zur Jahrtausendwende existierenden Filialen geschlossen sein", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner voraus.
Die Bankfiliale der Zukunft
Avatare, Roboter und sogar Touchscreens sucht man hier vergeblich. Für innovatives Banking setzt die Deutsche Bank in der digitalen Zukunft auf menschliches Feel-Good - für alle, die überhaupt noch Filialen nutzen.
Bild: DW/P.-C. Britz
Couchgeflüster
Wohlige Wohnzimmer-Atmosphäre statt kühler Technikwelt will die Deutsche Bank bieten. In ruhigen Ecken soll der Kunde mit Freunden oder Familie plaudern oder mit dem eigenen Gerät Bankgeschäfte erledigen können. Wer überhaupt noch in die Filiale kommt, soll sich schließlich wohl fühlen.
Bild: DW/P.-C. Britz
Schalter? "Space"!
Im Hauptraum der Bank finden Beratung, aber auch Workshops statt. Schalter gibt es nicht, denn Bargeld bekommt man in der Filiale ohnehin nicht mehr.
Bild: DW/P.-C. Britz
Beratung im Berlin-Flair
Das "Quartier Zukunft" in Berlin soll den lokalen Charme widerspiegeln. Für Zugezogene gibt es Workshops, die helfen sollen, Berlin besser zu verstehen.
Bild: DW/P.-C. Britz
Startups unterm Bankdach
Sie sind die Hauptzielgruppe in der Filiale der Zukunft - noch vor Privatkunden. Für junge Unternehmen gibt es Arbeitsplätze und Präsentationsflächen. Und sie sollen der Deutschen Bank helfen, digitale Produkte zu entwickeln.
Bild: DW/P.-C. Britz
Digitale Kaffeepause
Raucht der Kopf vor lauter Zahlen, gibt's neue Energie im angeschlossenen Kaffee. Nur Kartenzahlung. Ist ja schließlich eine digitale Filiale.
Bild: DW/P.-C. Britz
Analoge Kinderkrippe
Nicht mal hier kommen Roboter zum Einsatz. Wer mit dem Nachwuchs zum Berater kommt, kann die Kleinen zum Spielen hier lassen. Professionell betreut. Ganz klassisch.
Bild: DW/P.-C. Britz
Club-Lounge für Ausgewählte
Kein eigenes Office in Berlin? Hier können Club-Mitglieder auch Geschäftstreffen abhalten, entspannen, einen Drink einnehmen. Wer die Öffnungszeiten von 8 Uhr bis 23 Uhr genießen darf, entscheidet ein Beirat. Geld sei nicht der entscheidende Faktor, versichert die Deutsche Bank.
Bild: DW/P.-C. Britz
7 Bilder1 | 7
Ein wesentlicher Treiber der Entwicklung ist den Angaben zufolge die Digitalisierung: Innovative Technologien, neue Wettbewerber und veränderte Kundenwünsche erzeugten Anpassungsdruck - weg vom Filialnetz, hin zu Onlineangeboten. Hinzu kämen Kostendruck und der Abbau von Überkapazitäten, zum Beispiel in Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang. Speziell für mittelständische Unternehmenskunden, die beratungsintensive Finanzierungen nachfragten, bleibe die Nähe zum Bankberater jedoch wichtig.
Insgesamt seien ländliche Regionen mit einem Rückgang der Zweigstellen um 27 Prozent etwas stärker betroffen als Städte (minus 23 Prozent), heißt es in der Studie. Im europäischen Vergleich liegt die Filialdichte gemessen an der Einwohnerzahl in Deutschland etwa im Mittelfeld und leicht unter dem Durchschnitt der 28 EU-Länder.