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Dioxin auch in Schweinefleisch nachgewiesen

12. Januar 2011

Nach Eiern und Geflügel hat der Dioxin-Skandal in Deutschland erstmals auch Schweinefleisch erreicht. Ein Hof in Niedersachsen wurde geschlossen. Möglicherweise war zuvor noch belastetes Fleisch in den Handel gelangt.

Ferkel (Foto: dapd)
Bild: dapd

Bei einem Schweinemäster in Niedersachsen ergab eine Probeschlachtung bei einem Schwein den stark erhöhten Giftgehalt. Damit wurde erstmals ein erhöhter Dioxinwert auch in Schweinefleisch nachgewiesen. Sämtliche Tiere des Hofes würden getötet, sagte der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Hannover.

Entgegen der Versicherung der Behörden ist einem Zeitungsbericht zufolge verseuchtes Schweinefleisch vermutlich auch in den Handel gelangt. In einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Mittwoch (12.01.2011) heißt es, noch vor der Schließung des Schweinemast-Betriebs seien Ende Dezember rund 100 Tiere geschlachtet worden. Das niedersächsische Agrarministerium hatte am Dienstag erklärt, belastetes Schweinefleisch sei nicht in den Handel gelangt.

Viele Betriebe dürfen wieder Produkte verkaufen

Nach den Dioxinfunden in Eiern, Tierfutter und Schweinefleisch geht die Suche nach belasteten Lebensmitteln weiterBild: picture alliance/dpa

Zuvor war Dioxin lediglich in Eiern und Hühnern entdeckt worden. Lebensmittelprüfer ermittelten nach Angaben der Bundesregierung 19 verseuchte Proben bei Eiern und Geflügel. Das ist mehr als jede fünfte untersuchte Probe. Es handele sich um 18 Proben von Eiern und eine Probe von Legehennenfleisch, berichtete die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf eine Aufstellung des Verbraucherschutzministeriums in Berlin.

Tausende wegen Dioxin-Verdachts gesperrte Agrarbetriebe dürfen inzwischen wieder ihre Produkte verkaufen. Derzeit sind bundesweit noch 558 Betriebe gesperrt, die meisten davon in Niedersachsen. Zeitweise waren bis zu 5000 Agrarbetriebe vorsorglich gesperrt worden.

China verhängt Importstopp

Wegen des Dioxin-Skandals stoppte China die Einfuhr von Schweinefleisch und Eierprodukten aus Deutschland. Waren, die sich bereits im Land befände, werde auf Dioxin untersucht, heißt es auf der Internetseite der chinesischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Auch Südkorea hat Einfuhrbeschränkungen verhängt.

Entschädigungsforderungen

Nach den Bauern melden nun auch Bundesländer Anspruch auf Entschädigung im Dioxin-Skandal an. "Wir werden den Verursacher für die Kosten unserer aufwendigen Kontroll- und Überwachungsaktionen der verschiedenen Behörden voll in Regress nehmen", sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministeriums dem "Westfalen-Blatt".

Auch Schleswig-Holstein und Niedersachsen wollten Forderungen geltend machen, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Insgesamt sind 13 Bundesländer von dem Skandal betroffen. Nach Schätzungen der Länder belaufen sich die Forderungen auf weit mehr als 100 Millionen Euro. Allein eine Laboranalyse auf Dioxin-Rückstände kostet nach Informationen der Zeitung zwischen 1000 und 1300 Euro.

Ministerin Aigner verlangt Konsequenzen

Landwirtschaftsministerin Ilse AignerBild: picture-alliance/ dpa

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner will als Konsequenz aus dem Skandal um Dioxin in Tiernahrung und Lebensmitteln die Kontrollen von Futtermittelbetrieben verschärfen. Geplant sei zudem die Verarbeitung von Futtermittelfetten und Industriefetten strenger zu trennen, teilte die Ministerin nach einem Treffen mit Vertretern der Landwirtschaft, Verbraucherorganisationen und Lebensmittelwirtschaft mit.

Zu überlegen sei auch, ob die allgemeine Belastung mit Dioxin besser überwacht werden soll. Die CSU-Politikerin sprach sich außerdem dafür aus, das Strafmaß für Verstöße gegen das Futtermittelrecht zu überprüfen. An diesem Dienstag berät auch der Verbraucherausschuss im Bundestag über das Thema.

Foodwatch kritisiert "lasche Gesetze"

Der Chef der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, Thilo Bode, klagte mit Blick auf die bisher bekanntgewordenen Proben: "Der Verbraucher ist insofern mal wieder das Opfer, weil er wahrscheinlich schon das meiste, was durch Dioxin kontaminiert war, gegessen hat." Deswegen könne nicht die Rede davon sein, alles sei gar nicht so schlimm, sagte Bode der "Schweriner Volkszeitung". Er bezeichnete die Gesetze für die Futtermittelindustrie in Deutschland als "viel zu lasch".

Am Montag hatte Foodwatch mitgeteilt, ein seit mehr als 20 Jahren verbotenes Pflanzen- und Holzschutzmittel könnte für den Dioxinskandal verantwortlich sein. Das gehe aus der Analyse einer belasteten Fettprobe des Lieferanten Harles und Jentzsch hervor. Der Deutsche Bauernverband hält dies jedoch für wenig wahrscheinlich.

Autor: Martin Muno (dpa, dapd, rtr)

Redaktion: Dirk Eckert/Ursula Kissel

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