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Dioxine - giftig, gefährlich und allgegenwärtig

4. Januar 2011

Dioxin ist nicht gleich Dioxin. Manche sind hochgiftig, andere sind weniger toxisch. Aber alle haben die unangenehme Eigenschaft, sich hartnäckig im Körper von Menschen, Tieren und in Pflanzen anzureichern.

Aus einer Müllverbrennungsanlage steigt Rauch auf (Foto: AP)
Bei der Müllverbrennung entsteht Dioxin als NebenproduktBild: AP

Dioxine sind chemische Verbindungen, die Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Chlor enthalten. Sie entstehen als Nebenprodukt chemischer Reaktionen, zum Beispiel bei der Müllverbrennung, der Herstellung von Stahl- und Anstrichfarbe und Benzin. Sie können sich aber auch bei natürlichen Ereignissen wie Vulkanausbrüchen und Waldbränden bilden. Es existieren etwa 200 verschiedene Dioxine, die für gewöhnlich geruchs- und farblos sind. 17 Dioxin-Arten sind in toxikologischer Hinsicht bedenklich.

Der Nutzen ist gleich null

Einen echten Nutzen haben Dioxine nicht. "Dioxine werden nicht hergestellt mit dem Ziel, dass man sie gebraucht. Dioxine sind Begleitsubstanzen bei Verbrennungsprozessen und haben ausschließlich den Nachteil, dass einige toxisch, das heißt giftig, sind", erklärt Helmut Schafft vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Dioxine sind außerdem extrem hartnäckig: Sie sind nicht wasserlöslich, nicht biologisch abbaubar und reichern sich mit Vorliebe im Fett an.

Nutztiere nehmen Dioxine durch Futterpflanzen aufBild: picture-alliance/dpa

Dioxine sind beständig, auch im menschlichen Körper

Vor allem landwirtschaftliche Nutztiere nehmen Dioxine durch Futterpflanzen auf. Die Stoffe lagern sich im Körperfett ein oder werden im Ei- oder Milch-Fett ausgeschieden. Die Nahrungsaufnahme, sagt Helmut Schafft, sei der größte "Dioxinspender" für uns Menschen. 95 Prozent gelangten hauptsächlich durch den Konsum von Fisch-, Fleisch- und Milchprodukten in unseren Körper. Dagegen sei die Dioxinaufnahme durch Atemluft vergleichsweise gering.

Einmal im Körper, reichern sich Dioxine im Fettgewebe an. Das giftigste Dioxin (2,3,7,8 TCDD) verweilt etwa sieben Jahre im menschlichen Körper, bis es sich vollständig abgebaut hat. Das weniger giftige, dafür beständigere Dioxin (2,3,4,7,8 Pentachlordibenzofuran) benötigt ganze 20 Jahre, um sich zur Hälfte zu eliminieren.

Gefährlich wird es bei einer Dioxin-Vergiftung

Wie sich der Stoff auf den menschlichen Körper auswirkt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig: vom Alter, Gewicht und besonders von der Art des Dioxins. Einige sind bereits in kleinen Mengen extrem giftig. Normalerweise ist eine merkbare Wirkung beim Menschen aber nur bei sehr hohen Mengen, zum Beispiel bei Vergiftungen, zu erwarten.

Langfristige Wirkungen sind im Tierversuch untersucht worden. "Es kann zu Störungen des Fortpflanzungssystems, des Immunsystems, des Nervensystems, aber auch des Hormonhaushaltes kommen", sagt Helmut Schafft und betont, dass einige Dioxine auch krebsauslösend seien.

Der ehemalige ukrainische Präsident Juschtschenko erkrankte nach einem Dioxin-Anschlag an ChlorakneBild: AP

Außerdem können neben Leberschäden und Stoffwechselentgleisungen auch Hautschädigungen (Chlorakne) und das sogenannte Auszehrungssyndrom (Wasting Syndrome) auftreten, das sich durch enormen Gewichtsverlust bemerkbar macht.

Dioxin 2,3,7,8 TCDD wurde 1997 von der Weltgesundheitsorganisation WHO als krebserregend für den Menschen eingestuft. Doch auch andere Dioxine stehen im Verdacht, krebserzeugend zu sein.

Das nicht vorhandene Dioxin-Verbot

Leider können Dioxine trotz ihrer Gefährlichkeit nicht verboten werden. "Denn Dioxine entstehen immer da, wo Feuer- und Verbrennungsprozesse oder große Erhitzungsprozesse ablaufen. Sie sind Sekundärprodukte, die ungewollt entstehen und in die Umwelt gelangen." Laut Helmut Schafft hat man es insbesondere in den industrialisierten Staaten oder Regionen, wie in Mitteleuropa oder Deutschland, mit einer ubiquitären, also überall vorhandenen, Umweltbelastung mit Dioxinen zu tun. "Das nennen wir - von der toxikologischen Seite her - die Hintergrundbelastung. Mit der müssen wir leben", so Schafft.

Der aktuelle Futtermittel-Skandal hat die Diskussion um Dioxine wieder ins Rollen gebracht. Aber auch Helmut Schafft kann sich nicht erklären, wie Dioxine in Tierfutter gelangen können, deren Fette normalerweise pflanzlich sein sollen. "Diese Frage wird gegenwärtig fieberhaft von den zuständigen Stellen in den jeweiligen Bundesländern untersucht", sagt Helmut Schafft zum aktuellen Stand der Dinge.

Autorin: Hannah Fuchs
Redaktion: Judith Hartl

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