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Wie das Barbie-Dirndl das Oktoberfest erobert

Louisa Schaefer | Suzanne Cords
15. September 2023

In München öffnet das weltberühmte Oktoberfest wieder seine Tore. Wer etwas auf sich hält, kommt im traditionellen Outfit. Aber Dirndl ist nicht gleich Dirndl: Auch hier gibt es Modetrends. 2023 mischt Barbie mit.

Fünf Frauen in Dirndln schauen nach oben
Stylisten erwarten 2023 viel Pink auf der WiesnBild: Felix Hörhager/dpa/picture alliance

Während das Oktoberfest für die einen auf den Genuss von literweise Bier hinausläuft, geht es für die anderen um die uralte Frage: "Was ziehe ich auf der Wiesn an?" Um sich zu inspirieren, lohnt sich ein Besuch des sogenannten "Dirndl-Gipfels". Hier präsentieren angesagte Designerinnen und Designer schon im Vorfeld ihre neuen Dirndl- und Trachten-Looks. Promi-Stylist Samuel Sohebi verriet der Deutschen Presse-Agentur dpa: "2023 ist das Barbie-Jahr, und Pink ist ein absoluter Trend. Daran kommt man in diesem Jahr nicht vorbei."

Pink ist in

Das pinkfarbene Dirndl ist eine Hommage an den Hollywood-Film "Barbie", der in diesem Sommer weltweit die Kinokassen klingeln ließ. Sohebi, der bereits 2007 einen Oktoberfest-Look für Paris Hilton kreiert hatte, ist sich sicher, dass Pink in diesem Jahr die Farbpalette anführen wird.

Posieren beim Dirndl-GipfelBild: Felix Hörhager/dpa/picture alliance

In bayerischen Städten, wo Trachten-Läden zum Straßenbild gehören, hängen manchmal bis zu 2000 Dirndl mit dazugehöriger Schürze und Blusen an den Ständern, in den Regalen liegen Lederhosen und Hemden. Neben einheimischen Trachtenfans wird auch Kundschaft aus der ganzen Welt stilgerecht eingekleidet.

Designer setzen auf dezentere Modelle

Trotz des Barbie-Hypes lautet der diesjährige Modetrend: Weniger ist mehr. Weniger Glitzer, weniger Pailletten, weniger bunt. Die Dirndl-Designerin Angelina Kees erklärte gegenüber einem lokalen Münchener Fernsehsender, dass sie in diesem Jahr Schwarz als Hauptfarbe für ihre Entwürfe gewählt habe, da diese Farbe "dezent, aber gleichzeitig elegant ist und die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zieht". Branchenkollegin Cidalia Amante-Policarpo geht noch einen Schritt weiter und bricht mit alten Traditionen: Bei ihren diesjährigen Dirndlentwürfen verzichtete sie auf die Schürze, die traditionell über den Rock des Dirndlkleids gebunden wird: "Frauen stehen heute nicht mehr in der Küche vor dem Herd", betont sie. Die Schürze habe keine Funktion mehr, sondern sei "nur noch ein Accessoire". "Die Aufgabe eines Designers ist es, die Mode voranzutreiben und aus der Tradition heraus zu entwickeln."

Dirndl und Lederhosen: Oktoberfest-Klassiker

Welche Tracht man auch wählt, in einem sind sich Designerinnen und Designer einig: Es gibt eindeutige modische Fauxpas, die man auf dem Oktoberfest vermeiden sollte. Dazu gehören laut Samuel Sohebi Jeans und T-Shirt. "Es ist eine festliche Tradition, und ich denke, es ist extrem wichtig, [...] in Tracht zu gehen und nicht in Alltagskleidung und Jeans", sagte er der dpa. "Das wäre sonst so, als würde man in Jeans zu einer Hochzeit oder in die Kirche gehen."

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Das Dirndl ist für viele Menschen im Ausland der Inbegriff alles Deutschen - ebenso wie die männliche Version der bayerischen Tracht, die Lederhose. Doch in Wahrheit trägt man beides (Ausnahmen bestätigen die Regel) meist nur bei besonderen Anlässen - und das Oktoberfest gehört eindeutig dazu. 

Der Ursprung der Tracht

Die bayerischen Trachten traten erst Anfang des 19. Jahrhunderts ihren Siegeszug an - inspiriert von der Damenmode des 18. Jahrhunderts mit eng anliegendem Oberteil, tiefem Ausschnitt und weitem Rock. Adelige und gutsituierte Bürgersfrauen in der Stadt trugen die Kleider beim Kaffeekränzchen und später in der Sommerfrische auf dem Land. Die Bäuerinnen wollten es ihnen gleichtun und schneiderten die Modelle nach.

Die Lederhose hingegen war ursprünglich ein Jägergewand, das nicht zuletzt durch Prinzregent Luitpold von Bayern sowie den österreichischen Kaiser Franz Joseph I. populär wurde - beide begeisterte Jäger.

Auch im 21. Jahrhundert angesagt : Die FC-Bayern-Spieler Thomas Müller, Harry Kane und Alphonso Davies sind schon fürs Oktoberfest ausgestattetBild: Alexandra Beier/Getty Images for Paulaner

Hinzu kommt, dass nach der Gründung des Königreichs Bayern im Jahr 1806 das Herrschergeschlecht der Wittelsbacher einen Weg suchte, dem neuen Volk eine Identität zu geben. Was eignete sich da besser als eine gemeinsame Volkstracht, um den Nationalgedanken zu stärken? Einheitlich wurde die Tracht aber nie. Je mehr Stoff und Knöpfe sie enthielt, desto wohlhabender war der Träger. So wurde sie zum Symbol des gesellschaftlichen Status.

Eine Schleife rechts bedeutet: Diese Frau ist vergebenBild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/picture alliance

Sie zeigte aber auch an, ob ein Mädel noch "zu haben" oder schon vergeben war, dazu reichte das bloße Verschieben der gebundenen Schürzenschleife von links nach rechts. Und nicht zuletzt musste ein Dirndl im katholisch geprägten Bayern für den Kirchbesuch geeignet sein - und keinesfalls so offenherzig, wie man es heute kennt. 

Damit machten ausgerechnet die Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren Schluss. Der Ausschnitt des Dirndls wurde tiefer gelegt, der Rock wurde auf Knielänge gekürzt und die Taille zusammengeschnürt. Es ist dieser Schnitt, der bis heute beliebt ist.Ob Barbie ein pinkfarbenes Dirndl in ihrem riesigen Kleiderschrank hat, wie es in diesem Jahr auf dem Oktoberfest angesagt ist? Bestimmt. Im Film tauscht sie ihre Stöckelschuhe gegen ein bequemes Paar Birkenstocksandalen aus - das kann für alle, die in diesem Jahr das Münchener Oktoberfest besuchen, richtungsweisend sein: Sie müssen sich nicht in ein Korsett der Konformität zwängen, sondern können ihre eigene Body Positivity feiern. Aber bitte in Tracht!

Erlaubt ist, was gefällt - Hauptsache Tracht Bild: Felix Hörhager/dpa/picture alliance

Zum diesjährigen Oktoberfest der Münchener Theresienwiese werden wieder Millionen von Menschen erwartet. Es beginnt am 16. September und dauert bis zum 3. Oktober 2023.

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