Nach der Insolvenz der MV Werften im Januar wurde nun ein Käufer für das unfertige Kreuzfahrtschiff Global Dream gefunden. Verbunden ist damit die Hoffnung auf den Erhalt von Arbeitsplätzen in Mecklenburg-Vorpommern.
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Der Disney-Konzern kauft das bisher unter dem Namen Global Dream bekannte Kreuzfahrtschiff der insolventen MV-Werften-Gruppe in Wismar. Das teilte der US-Unterhaltungsriese in einem Blogeintrag mit. Die hauseigene Reederei Disney Cruise Line will das am MV-Werften-Standort Wismar unter ihrer Regie von Experten der Meyer Werft fertigbauen lassen. Ein Kaufpreis wurde am Mittwoch (Ortszeit) nicht genannt.
Auf dem Kreuzfahrtriesen, der auch unter dem Namen Global One bekannt war, sollten ursprünglich rund 9500 Menschen Platz finden. Es sollte damit das nach Passagierzahl weltgrößte Schiff werden. Disney plant nun mit einer Kapazität von rund 6000 Passagieren bei etwa 2300 Besatzungsmitgliedern. Das zu 75 Prozent fertiggestellte Schiff war vom früheren MV-Werften-Eigner - dem chinesischen Kreuzfahrt-Konzern Genting Honkong - ursprünglich für den asiatischen Markt bestimmt gewesen. In der Pandemie gingen jedoch zunächst die MV-Werften und später auch der Mutterkonzern insolvent.
Kreuzfahrt-Markt auf Erholungskurs
Laut dem internationalen Kreuzfahrt-Verband CLIA sind die Gästezahlen zwischen 2019 und 2020 weltweit um 81 Prozent eingebrochen. Doch die Erholung ist bereits in vollem Gange: Wie der Verband Ende September dieses Jahres auf Basis einer Marktanalyse mitteilte, habe die Nachfrage das Niveau von 2019 wieder übertroffen. Bereits im April gab CLIA-Präsidentin Kelly Craighead die Prognose aus, dass die Gästezahlen bis Ende 2023 das Vorkrisen-Niveau übertreffen werden.
Der Verkauf des Kreuzfahrtriesen hat für den Schiffbau-Standort Mecklenburg-Vorpommern eine große Bedeutung. Nach der Insolvenz der MV-Werften-Gruppe im Januar befinden sich 900 ehemalige Werft-Beschäftigte weiter in einer Transfergesellschaft. Diese wurde zuletzt bis Ende November verlängert. Jetzt bietet sich mit dem geplanten Fertigbau durch die Papenburger Meyer-Werft am Standort Wismar eine mittelfristige Perspektive. Der Insolvenzverwalter der MV-Werften, Christoph Morgen, hat früheren Aussagen zufolge das Werftgelände in Wismar bis Ende 2023 vom U-Boot-Bauer Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) - dem neuen Eigner - zurück gemietet. Morgen hat zudem mit dem Unternehmen vereinbart, dass die Global Dream im Folgejahr am Ausrüstungskai zwischengeparkt werden kann.
Global Dream: Tausende Tonnen nagelneuer Schrott
Die Global Dream I und II sollten die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt werden. Doch nach der Insolvenz der MV Werften droht beiden noch vor der Fertigstellung die Verschrottung.
So etwa sollten die beiden Schwesterschiffe der "Global Class", Global Dream I und II, einmal aussehen. Mit an Bord: alles was zu einem gut ausgestatteten Urlaubsresort gehört - Restaurants, eine Shopping-Mall, Kinos, ein Themen- und ein Wasserpark sowie zahlreiche weitere Attraktionen.
Bild: MV WERFTEN Wismar GmbH/dpa/picture alliance
Die größten ihrer Art
Allein das Mittschiff - hier das der Global Dream I auf dem Weg von Warnemünde nach Wismar - ist 216 Meter lang. Jedes der beiden Schiffe sollte am Ende 208.000 Bruttoregistertonnen ins Wasser bringen - verteilt auf 324 Meter Länge und 46 Meter Breite mit Platz für 9500 Passagiere plus Crew auf 20 Decks. Damit wären sie die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt geworden.
Bild: Bernd Wüstneck/dpa/picture alliance
Aus der Traum
Die Corona-Pandemie hat die Geschäftspläne vieler Kreuzfahrtunternehmen zerstört, so auch die von Dream Cruises. Der Tochter der malaysischen Genting-Gruppe gehören auch die MV Werften. Die Schiffe waren vor allem für den chinesischen Markt bestimmt, auf dem die Nachfrage massiv eingebrochen ist.
Bild: Jens Büttner/dpa/picture alliance
Fast fertig und schwer verkäuflich
Hoffnung gibt es nur noch für die Global Dream I: "Das zu Dreivierteln fertiggestellte und schwimmfähige Schiff Global One ist weltweit einsetzbar", teilte der Pressesprecher von Insolvenzverwalter Christoph Morgen der DW mit. Ziel sei es nach wie vor, "dass die Global One als Kreuzfahrtschiff fährt". Die Global II dagegen sei nicht schwimmfähig und müsse an Land zerlegt werden.
Bild: Jens Büttner/dpa/picture-alliance
Zigtausend Tonnen Altmetall
Einige brauchbare Teile könnten wohl als solche verkauft werden. Vielleicht die fast sechs Meter messenden Propeller oder die sechs 19.000 Kilowatt starken Motoren? Branchenkennern zufolge hat eine riesige Ladung Schwimmwesten schon den Besitzer gewechselt. Der größte Teil der Global Dream II dürfte allerdings Altmetall sein. Immerhin: Die hohen Stahlpreise könnten bei der Entsorgung helfen.
Dass die fast fertige Global Dream noch keinen Käufer hat, liegt der "Welt" zufolge auch daran, dass sie auf die Präferenzen von Passagieren aus China ausgelegt ist. Dort sei etwa eine Belegung von vier Personen pro Kabine nicht unüblich. Ende 2023 muss das Schiff die Werft in Warnemünde spätestens verlassen. Dann will der neue Eigentümer ThyssenKrupp Marine Systems hier Kriegsschiffe bauen.
Bild: Bernd Wüstneck/dpa/picture alliance
Endstation Indischer Ozean?
Jedes Jahr werden Hunderte Ozeanriesen in Asien (hier: Gujarat, Indien) unter prekären Arbeitsbedingungen ausgeschlachtet. Für Schiffe unter EU-Flagge gelten strengere Regeln. Die einzige zugelassene Abwrackwerft, die Schiffe von mehr als 300 Metern recyceln kann, liegt in der Türkei. Doch die Global Dream I hat noch keine Flagge, und Fachleute rätseln: Zählt sie schon als Schiff?
Bild: Frank Bienewald/imageBroker/picture alliance