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Politik

Ditib sagt Nein zur Demo gegen Terror

14. Juni 2017

Es soll ein klares Zeichen sein: Zu tausenden wollen Muslime in Köln auf die Straße gehen, um gegen islamistischen Terror zu protestieren. Deutschlands größter Islamdachverband macht nicht mit.

Deutschland Zentralmoschee in Köln
Die Ditib-Zentralmoschee in Köln Bild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Unter dem Motto "Nicht mit uns" wollen am Samstag in Köln Muslime aus ganz Deutschland mit Unterstützung zahlreicher Verbände und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gegen islamistischen Terror und Gewalt demonstrieren. Initiatoren des Friedensmarsches sind die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und der muslimische Friedensaktivist Tarek Mohamad.

Unterstützt wird die Demonstration unter anderen vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und der Türkischen Gemeinde, aber auch von christlichen Gruppen und deutschen Parteien. Zu den zahlreichen Einzelunterzeichnern des Demonstrationsaufrufs zählen führende Politiker von CDU, SPD, Grünen, Linken und FDP ebenso wie der Schriftsteller Navid Kermani und die Fernsehmoderatorin Nazan Eckes.

"Mediale und politische Effekthascherei"

Die Türkisch-Islamische Union Ditib, die der größte islamische Verband in Deutschland ist, unterzeichnete den Demonstrationsaufruf nicht. Sie wirft den Initiatoren vor, es gehe ihnen um "eine mediale und politische Effekthascherei" und nicht um die Bedürfnisse der Muslime. "Öffentlich wirksame Aktionen begrüßen wir, lehnen jedoch die Art und Weise, wie dieser angekündigte Marsch organisiert wurde, ab", heißt es in einer Erklärung. Für eine gemeinsame Veranstaltung wären Vorgespräche nötig gewesen, lautet ein weiterer Vorwurf an die Veranstalter. Die Ditib will stattdessen in allen Moscheen am Freitag ein gemeinsames Bittgebet gegen Terror und für Frieden sprechen lassen.

Für Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor ist es wichtig, gerade jetzt ein Zeichen für Frieden zu setzenBild: picture-alliance/dpa/Oliver Berg

Mitinitiatorin Kaddor begründete die Friedensinitiative: "Wir Muslime stehen mitten in der Gesellschaft und lehnen mehrheitlich Terror und Gewalt genauso ab wie hoffentlich jeder andere Mensch." Die Islam-Verbände hätten sich dazu schon oft positioniert. "Es ist wichtig, darüber hinaus jetzt nach London, Manchester und dem Terror auch in der islamischen Welt, wo der IS unschuldige Menschen tötet, ein sichtbares, deutliches Zeichen für Frieden zu setzten und sich klar vom gewaltbereiten Islamismus und von Islamisten abzugrenzen."

In dem Aufruf zur Demonstration heißt es: "Die Anschläge von Menschen, die sich zur Rechtfertigung ungefragt auf den Islam berufen, häufen sich." Der Widerstand gegen Terroristen und Fanatiker sei besondere Pflicht der Muslime: "Es ist unser Glaube, der hier missbraucht wird, der hier beschmutzt, beleidigt und bis zur Unkenntlichkeit entstellt wird."

se/sti (dpa, afp, kna)