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Politik

Ditib entschuldigt sich für Bespitzelung

12. Januar 2017

Deutschlands größter Islamverband Ditib hat zugegeben, dass Imame Informationen über Gülen-Anhänger an die Türkei weitergeleitet haben. NRW will ungeachtet der Entwicklung an der Zusammenarbeit festhalten - vorerst.

Pulheim Razzia Ditib-Moschee in Pulheim
Die Ditib-Moschee in Pulheim bei Köln Bild: DW/M. Koschyk

Der Ditib-Bundesverband hat die Vorwürfe der Spitzelei für den türkischen Staat bestätigt und sich dafür entschuldigt. Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga sagte der "Rheinischen Post", tatsächlich hätten Imame des deutsch-türkischen Moschee-Dachverbandes Informationen über Gülen-Anhänger nach Ankara geschickt. "Wir bedauern die Panne zutiefst". Eine entsprechende schriftliche Anweisung der türkischen Religionsbehörde Diyanet sei nicht an die Ditib gerichtet gewesen, so Alboga weiter. Trotzdem seien ihr "einige wenige Ditib-Imame fälschlicherweise" gefolgt.

Zuvor hatten die regierungskritische türkische Zeitung "Cumhuriyet" und "Die Welt" berichtet, Ditib-Imame bespitzelten Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland. Die Bewegung des im US-amerikanischen Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen gilt in der Türkei als Staatsfeind Nummer eins. Präsident Recep Tayyip Erdogan macht sie für den gescheiterten Putsch im Juli 2016 verantwortlich.

Laut Ditib-Generalsekretär Alboga schickten nur "einige wenige Imame" Informationen über Gülen-Anhänger nach Ankara Bild: picture alliance / dpa

Ditib der türkischen Religionsbehörde unterstellt

Der Ditib-Bundesverband beteuert, von der Türkei unabhängig zu sein. Die Verbindung zum türkischen Religionsministerium ist aber in der Satzung festgeschrieben. Außerdem wird die Ditib von dem Ministerium finanziell unterstützt. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin betonte, der politische Einfluss des türkischen Staates auf die Ditib nehme derzeit stark zu. Es stelle sich daher die Frage, ob der Verein religiös selbstbestimmt sei.

Der Leiter der Gülen-nahen Berliner Stiftung "Dialog und Bildung", Ercan Karakoyun, wies darauf hin, dass derzeit die Anhänger der islamischen Bewegung die Ditib-Gemeinden in Scharen verließen. Sie wichen wegen starker Anfeindungen durch Erdogan-Gefolgsleute auf andere Moscheegemeinden aus. "Schöne Presseerklärungen der Ditib gegen Anfeindungen und Bespitzelungen haben im Alltagsleben ihrer Gemeinden keine Wirkung und sind vor allem für die deutsche Öffentlichkeit bestimmt", so Karakoyun.

NRW sieht in der Ditib einen wichtigen Partner

Nordrhein-Westfalens rot-grüne Landesregierung will ungeachtet der Entwicklung vorerst weiter mit dem Bundesverband kooperieren. Die Regierung sehe die Ditib weiterhin als "wichtigen Partner" an, erwarte aber "eine eindeutige Haltung im Sinne von Deeskalation und Meinungsfreiheit", erklärte eine Sprecherin des NRW-Integrationsministeriums. Nach ihren Worten riefen Vertreter der Staatskanzlei und mehrerer Ministerien die Ditib auf, dazu beizutragen, dass innertürkische Konflikte nicht unrechtmäßig in NRW ausgetragen werden.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) bemüht sich derzeit in NRW um eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat deshalb ein unabhängiges Gutachten über die mögliche Nähe der Ditib zum türkischen Staat in Auftrag gegeben. Es soll spätestens zum Jahresende vorliegen.

se/ww (kna, rp online, epd, dpa)

 

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