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Erdgasversorgung trotz Ukraine sicher

27. Mai 2014

Deutschland könnte einen Stopp russischer Gaslieferungen aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung verkraften. Schlimmer dran wären dagegen einige osteuropäische EU-Länder.

Gas Pipeline Ukraine
Bild: imago/ITAR-TASS

Die europäische Erdgasversorgung ist trotz der politischen Krise zwischen Russland und der Ukraine kurzfristig sicher. Sollte Russland seine Lieferungen in und durch die Ukraine unterbrechen, könnten die Mitgliedsländer der Europäischen Union dies weitgehend kompensieren. Würde Russland aber einen kompletten Stopp über sämtliche Lieferwege verhängen, wären insbesondere die osteuropäischen EU-Staaten stark betroffen, Westeuropa jedoch wesentlich weniger. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin vorgestellt hat.

Der Studie zufolge hat sich die Versorgungssicherheit seit der letzten Erdgaskrise zwischen Russland und der Ukraine im Winter 2009 zwar erhöht, unter anderem weil die EU-Länder Erdgas aus mehr Ländern beziehen und Flüssiggasterminals, Speicher und neue Pipelines gebaut haben. Allerdings: "Europa ist in Sachen Versorgungssicherheit noch nicht ganz so weit, wie es sein sollte", sagt Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin. Um sich mittelfristig noch besser gegen Lieferausfälle zu wappnen, müsse die EU den Kreis ihrer Erdgaslieferanten weiter vergrößern, die bestehende Infrastruktur besser nutzen, für eine bessere Energieeffizienz sorgen und den Ausbau erneuerbarer Energien konsequent vorantreiben.

Claudia Kemfert: "Europa ist noch nicht so weit, wie es sein sollte"Bild: picture-alliance/dpa

Ausfallszenarien untersucht

Die Bedeutung russischer Erdgasexporte nach Europa hat das DIW Berlin im Auftrag der Grünen-Fraktion des Europäischen Parlaments untersucht. Vor dem Hintergrund der derzeitigen politischen Krise und den Drohungen des russischen Erdgaskonzerns Gazprom, im Falle der Nichtbegleichung offener Rechnungen der Ukraine Anfang Juni des Gashahn abzudrehen, berechneten die DIW-Energieökonomen die Folgen zweier Ausfallszenarien für das Jahr 2015.

Bei einem Lieferstopp durch die Ukraine wären neben dem Land selbst in erster Linie Kroatien, Ungarn und Rumänien betroffen - diese Länder haben kaum Zugang zu Flüssiggas, das per Tanker geliefert werden könnte, und sind zudem nicht ausreichend in das europäische Pipelinenetz integriert, um genügend Ersatzlieferungen aus Nachbarländern erhalten zu können. Das Szenario, in dem Russland sämtliche Erdgasexporte stoppt, bekämen hingegen nahezu alle EU-Mitglieder in Form deutlich steigender Preise zu spüren, insbesondere das Baltikum und Finnland; dort würden die Preise um etwa 100 Prozent steigen.

Deutschland ist gewappnet

Deutschland käme vergleichsweise glimpflich davon. Zwar deckt die Bundesrepublik etwa 38 Prozent ihres Erdgasverbrauchs mit Importen aus Russland, dennoch würden sich russische Liefereinschränkungen weitaus weniger stark auswirken als in anderen Ländern. Der Grund: Die Bedeutung der Ukraine als Transitland für Erdgaslieferungen aus Russland hat in den vergangenen Jahren abgenommen, seitdem die Nord-Stream-Pipeline als direkte Verbindung zwischen Russland und Deutschland in Betrieb gegangen ist.

Da Deutschland auch an die in Weißrussland startende und über Polen verlaufende Jamal-Pipeline angeschlossen ist, kann es seine Lieferwege diversifizieren. Hinzu kommt: Mit einem Volumen von über 20 Milliarden Kubikmetern gibt es hierzulande große Speicherkapazitäten, die etwa einem Viertel des gesamten Erdgasverbrauchs entsprechen.

wen/SC (dpa, DIW)

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