Drohnenabwehr in Deutschland: Dobrindt setzt auf Hightech
4. Juli 2025
Das Thema treibt den deutschen Innenminister um: Drohnen. Diese kleinen Flugobjekte, die man für wenig Geld im Elektronikladen um die Ecke kaufen kann. Zwar weiß auch Alexander Dobrindt: Die meisten wollen damit nur Spaß haben. Ist ein bisschen wie Drachen steigen lassen, nur viel moderner und irgendwie hip.
Dann gibt es da aber noch die andere Seite: Drohnen werden über Kasernen der Bundeswehr gesichtet oder dem Frankfurter Flughafen. Weder hier noch dort haben sie etwas zu suchen. In solchen Fällen sind Sicherheitsbehörden wie das Bundeskriminalamt gefragt: Es geht um Gefahrenabwehr. Wie die funktionieren soll, lässt sich Dobrindt in der Berliner BKA-Dependance von Fachleuten der sogenannten Sicherungsgruppe erklären.
Spezialeinheit für den Personenschutz
Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört der Schutz des deutschen Staatsoberhauptes Frank-Walter Steinmeier und der gesamten Bundesregierung mit Kanzler Friedrich Merz an der Spitze. Die Ausrüstung dieser Spezialeinheit besteht aus einer Menge High Tech, darunter eigene Kamera-Drohnen und Systeme zur Abwehr feindlicher Geräte.
Als Dobrindt gemeinsam mit BKA-Vizepräsident Sven Kurenbach das Arsenal inspiziert, muss er an die Ukraine denken: "Wir alle kennen die Bilder aus Putins Angriffskrieg: handelsübliche Drohnen mit Sprengsätzen, die mit Klebeband angebracht worden sind." Die Truppen des russischen Präsidenten haben damit weite Teile ihres Nachbarlandes zerstört und viele Menschen getötet. Gleichzeitig verteidigt sich die Ukraine ebenfalls mit Drohnen.
Dobrindt sinniert über Drohnen im Rucksack
Der deutsche Innenminister sorgt sich aber natürlich auch um die Sicherheit in Deutschland. Dafür ist er in der Bundesregierung zuständig. "Wie gehen wir damit um, dass so etwas heute jederzeit in beliebigen Situationen als Gefahr drohen kann?", sinniert Dobrindt auf dem Berliner BKA-Gelände. "Im Grunde kann jeder so ein Ding im Rucksack mit sich herumschleppen."
Jeder kenne das, sagt der 55-Jährige: "Man befindet sich auf einer Freiluft-Veranstaltung und auf einmal sieht man Drohnen aufsteigen." In den meisten Fällen seien das welche, die vom Veranstalter kämen. "Aber sicher kann man sich da nicht sein. Und daran sieht man, wie leicht das zu einer Gefährdung werden kann."
Manches erinnert an Filme wie "Star Wars"
Sollte der Ernstfall eintreten, wähnt sich das BKA gut gewappnet. Mit Abwehr-Technik, die teilweise ein wenig an Waffen aus Filmen wie Star Wars erinnert. Mit einem Radargerät können als gefährlich identifizierte Drohnen entdeckt und anschließend mit Hilfe eines Störsenders außer Gefecht gesetzt werden.
Wie das funktioniert, demonstriert ein Experte der BKA-Sicherungsgruppe: Eine ferngesteuerte Drohne nähert sich in etwa fünf Metern Höhe mit dem typischen Summton, der wie ein gigantischer Wespen-Schwarm klingt. Plötzlich verharrt das kleine weiße Flugobjekt mit seinen drei Propellern in der Luft, als hätte es eine Schockstarre erlitten. Der Störsender war erfolgreich.
Das Abschussgerät heißt "Sky Wall 100"
Sollte weiterhin Gefahr bestehen, käme der "Sky Wall 100" zum Einsatz. Mit diesem Abschussgerät ließe sich ein filigranes Netz in den Himmel schießen, um die Drohne zu umgarnen und mit einem Fallschirm zu Boden sinken zu lassen.
Dobrindt wirkt sichtlich beeindruckt und verspricht zusätzliche Unterstützung: "Wir werden diesen Bereich weiter stärken." Das heißt: mehr Geld für Technik und Personal. "Unsere Aufgabe ist es, Kompetenzen zu entwickeln, von denen dann auch andere profitieren können." Das BKA sei Vorreiter bei der Drohnen-Abwehr, sagt der Innenminister und bedankt sich per Handschlag bei jedem einzelnen Spezialisten für die "herausragende" Arbeit.
Es geht auch um das Militär und den Bevölkerungsschutz
Dobrindt spricht ausdrücklich von einer "Gesamtverteidigung Deutschlands", in die er den militärischen Bereich einbezieht und den Bevölkerungsschutz. Zugleich kündigte er an, den Schutz gefährdeter Personen im Ausland ausbauen zu wollen. Wenn hochrangige Politikerinnen und Politiker in aller Welt unterwegs sind, ist das BKA stets dabei.
"Vor allem in Regionen, die nicht zu klassischen Urlaubsregionen gehören", sagt Dobrindt. Zu seiner flapsigen Bemerkung passt, dass er in diesem Moment von vermummten Spezialkräften in Tarnuniform flankiert ist. Die schwer bewaffneten Männer sind von Soldaten kaum zu unterscheiden.
SPD und Grüne wollten das Luftsicherheitsgesetz ändern
Für die Gefahrenabwehr im Inland sind grundsätzlich die Polizeien der Bundesländer zuständig. Denen fehlen weitgehend die Ausstattung und die Fähigkeiten, um verdächtige Drohnen auszuschalten. Deshalb wollte die Anfang 2025 noch bestehende Koalition aus Sozialdemokraten (SPD) und Grünen das Luftsicherheitsgesetz ändern.
Ziel war es, notfalls die Bundeswehr dafür anfordern zu dürfen, wenn die Polizei mit der Drohnen-Abwehr aus technischen und personellen Gründen überfordert ist. Wegen der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar konnte sich der Bundestag jedoch mit der geplanten Gesetzesnovelle nicht mehr befassen.
Das BKA muss sich wohl keine Sorgen machen
Im Koalitionsvertrag der inzwischen regierenden Unionsparteien (CDU/CSU) und der SPD ist von einer Novelle des Luftsicherheitsgesetzes keine Rede mehr. Stattdessen sollen die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern weiter gestärkt werden. Das BKA, so scheint es, muss sich beim Thema Drohnen-Abwehr keine Sorgen machen. Dafür will ja Innenminister Dobrindt sorgen.