Documenta: AfD spricht von "entstellter Kunst"
17. August 201716 Meter hoch ist der Obelisk, der seit Beginn der diesjährigen Documenta auf dem zentralen Königsplatz von Kassel steht. Auf den vier Seiten steht in goldener Schrift auf Arabisch, Deutsch, Englisch und Türkisch das Bibelzitat: "Ich war ein Fremdling, und ihr habt mich beherbergt." Geschaffen hat das Kunstwerk der nigerianische Künstler Olu Oguibe, das an die derzeit 60 Millionen Menschen auf der Flucht erinnern will. Er selbst verließ vor mehr als 30 Jahren seine Heimat und lebt seitdem in den USA. Für seinen Obelisken wurde er im Juni mit dem Arnold-Bode-Preis ausgezeichnet.
Diese Einschätzung der Kasseler Kunstjury soll die örtliche Alternative für Deutschland (AfD) laut der Zeitung Hessische Niedersächsische Allgemeine (HNA) nicht teilen. So soll der AfD-Stadtverordnete Thomas Materner den Obelisken als "ideologisch polarisierende, entstellte Kunst" bezeichnet haben. Im Kulturausschuss, der darüber beraten wollte, ob der Obelisk nach der Documenta in Kassel auf dem Königsplatz bleiben wird, sei es zum Eklat gekommen. Materner argumentierte weiter, so die Zeitung, wenn es zu einem Ankauf käme, würde seine Partei "bei jedem von Flüchtlingen begangenen Anschlag" zu Demonstrationen vor dem Obelisken aufrufen. Damit wisse er die Wut der Bürger über das Kunstwerk hinter sich.
Mehrheit für den Obelisken
Die anderen Fraktionen sprachen sich hingegen positiv über den möglichen Verbleib von Oguibes Obelisken aus. Ob jedoch der zentrale Königsplatz der geeignete Ort sei, darüber war man sich uneins. Die Entscheidung darüber, welches Documenta-Kunstwerk in Kassel bleibt und ob dann auch der Obelisk dabei sein wird, dazu wird am 5. September eine Ankaufkommission der Stadt eine Empfehlung aussprechen. Laut einer Umfrage der lokalen Tageszeitung HNA unter 5000 Bürgern sprachen sich 60 Prozent der Kasseler für einen Verbleib des Obelisken auf dem zentralen Platz aus.
Die Documenta in Kassel gilt als weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst und wird alle fünf Jahre ausgerichtet. Die aktuelle Documenta 14 wird als besonders politisch wahrgenommen. Flüchtlinge sind eines der zentralen Themen.
nw/ bb (HNA.de/afp)