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Kunst

documenta-Chef kritisiert documenta-Gesellschafter

14. September 2017

Der künstlerische Leiter der documenta 14, Adam Szymczyk, und sein Kuratorenteam haben sich mit einem Schreiben an die Öffentlichkeit gewandt. Darin erheben sie schwere Vorwürfe gegen die Gesellschafter der documenta.

Deutschland documenta-Leiter Adam Szymczyk in Kassel
Bild: picture-alliance/dpa/U. Zucchi

Die Ausstellung soll ihr Budget um mehrere Millionen überzogen haben. Szymczyk bestreitet das nicht, kritisiert aber die Politik. In einem am Donnerstag (14.09.2017) veröffentlichten Schreiben heißt es, die finanzielle Dimension des Konzeptes sei 2013 allen Verantwortlichen deutlich kommuniziert worden. Seit 2012 hätte sich allerdings das Budget kaum verändert – trotz der bekannten Umstellungen: Szymczyk hatte die Ausstellung auf 163 Tage verlängert und neben Kassel auch in Athen stattfinden lassen.

"Das ausbeuterische Modell der Gesellschafter anprangern"

"Im Geiste einer gemeinsamen Auseinandersetzung glauben wir, dass es an der Zeit ist, das System der Wertschöpfung solcher Megaausstellungen wie der documenta auf den Prüfstand zu stellen", erklären Szymczyk und sein Team in dem Schreiben. "Wir möchten das ausbeuterische Modell, unter dem die rechtlichen Gesellschafter der documenta produzieren möchten, anprangern."

Besucher vor dem "Parthenon of Books" in KasselBild: picture-alliance/dpa/S. Pförtner

Die Erwartungen von stets wachsendem Erfolg und ökonomischem Wachstum führten nicht nur zu ausbeuterischen Arbeitsbedingungen, sondern gefährdeten auch die Möglichkeit, dass die Ausstellung ein Ort kritischer Aktion und künstlerisches Experimentierfeld bleibe, so die Autoren. Das Geld, das während der Dauer und Vorbereitung der documenta in die Stadt fließe, übersteige die Summe, die Stadt und Region in die Ausstellung investierten, um ein Vielfaches.

Bisher 1.180.000 Besucher 

Erstmals wurden in dem Statement auch Besucherzahlen genannt: In Kassel habe die documenta 14 bis wenige Tage vor Schluss etwa 850.000 Besucher angezogen. Hinzu kämen mehr als 330.000 Menschen, die die Ausstellung in Athen sehen wollten. Die documenta 13 vor fünf Jahren hatten 905.000 Besucher gesehen.

Energisch wandten sich Szymczyk und sein Team gegen Forderungen an ein weiteres Wachstum der Besucherzahlen. Eine öffentliche Kulturinstitution solle eine primär ökonomisch ausgerichtete Institution werden, den Ansprüchen von Profit und Erfolg ausgeliefert.

Installation der kanadischen Künstlerin Rebecca Belmore in AthenBild: Getty Images/AFP/L. Gouliamaki

Die Zeitung "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (HNA) hatte am Dienstag (12.09.) berichtet, die documenta 14 habe kurzzeitig vor einer Insolvenz gestanden und das Land Hessen sowie die Stadt Kassel hätten finanzielle Unterstützung leisten müssen: Demnach hätten das Land Hessen und die Stadt Kassel gemeinsam eine Bürgschaft von 3,5 Millionen Euro übernommen. Am Mittwoch (13.09.) hatte die documenta gGmbH ihren Mitarbeitern zugesichert, die Gehälter und Honorare weiterhin fristgerecht zu zahlen. 

Die Politik präsentiere sich nun als Retter

Die Autoren kritisierten die Berichterstattung über die Finanzierungsfrage: "Die Politik hat diesen Medienrummel verursacht, indem sie das Bild des unmittelbar bevorstehenden Bankrotts der documenta in Umlauf gebracht hat und sich selbst als 'Retter' in einer Krise präsentiert, deren Entwicklung sie selbst zugelassen hat", heißt es in der Erklärung.

Außerdem warf die künstlerische documenta-Leitung der HNA "unprofessionellen Journalismus" vor, der "irreführend Eindrücke" hervorrufe. Die Zeitung habe es nicht für nötig befunden, ihre Eindrücke mit Adam Szymczyk und Geschäftsführerin Annette Kulenkampff "abzugleichen".

Behaglich (so wie hier im "Wohnzimmer" des Kunstwerks "When we Were Exhaling Images" von Hiwa Ks) ist es nach dem Schreiben Szymczyks wohl eher niemandem zumuteBild: DW/G. Reucher

nf/jhi (dpa/epd)

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