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Kunst

documenta: Schormann verteidigt Vorgehen

12. Juli 2022

documenta-Chefin Sabine Schormann hat ihr Vorgehen im Antisemitismus-Skandal bei der documenta verteidigt - unter anderem mit Verweis auf die Kunstfreiheit.

Porträt von Sabine Schormann im bunten Kimono.
Sabine Schormann ist seit 2018 Generaldirektorin der documenta Bild: Andreas Fischer/epd/IMAGO

Sie meldete sich längere Zeit nicht zu Wort, während der Konflikt um die documenta 15, der Antisemitismus vorgeworfen wird, dieser Tage weiterging.

Am Dienstagabend (12.07.2022) aber veröffentlichte die Generaldirektorin der Weltkunstschau, Sabine Schormann, eine Erklärung auf der documenta-Homepage. Sie betont darin die Bedeutung der Freiheit der Künstlerischen Leitung - diese liegt in den Händen des Kuratoren-Kollektivs ruangrupa aus Indonesien - und berichtet von deren Sorge, in Deutschland nicht willkommen zu sein.

Den Vorwurf, zu lange untätig geblieben zu sein, weist Schormann zurück. Es habe viele Gespräche gegeben seit es die ersten Antisemitismus-Vorwürfe im Januar gegeben hatte: mit den Kuratoren und Künstlern, externen Experten, dem Aufsichtsrat, Kulturstaatsministerin Claudia Roth und auch dem Zentralrat der Juden in Deutschland.

Kuratoren-Kollektiv und Künstler fühlten sich bedroht und diffamiert

Schon damals hätten Kuratoren und Künstler "Zensur befürchtet und deswegen ein externes Expert*innengremium abgelehnt", schreibt Schormann. "Sie sahen sich unter Generalverdacht gestellt und aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder auch ihrer sexuellen Orientierung diffamiert und zum Teil auch bedroht. Insofern gab es bereits im Januar eine deutliche Abwehrhaltung gegenüber Eingriffen in die Kunst."

Für den großen Knall bei der documenta 15 hatte das Werk "People's Justice" der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi gesorgt. Auf dem riesigen Banner waren Figuren zu sehen, die antisemitische Stereotype bedienten, darunter eine Figur mit Schläfenlocke und SS-Signatur auf dem Hut. Dazu schreibt Schormann, das Banner sei nicht gleich abgebaut worden, weil man zunächst mit den Kuratoren und den Künstlern habe sprechen wollen: "Eine Entfernung des Werks aus der Ausstellung gegen den Willen der Künstlerischen Leitung und der Künstler*innen wäre als Ultima Ratio ein erheblicher Eingriff in die Künstlerische Freiheit gewesen." 

Ausschnitt aus dem strittigen Gemälde von Taring Padi: Die Gruppe hat sich im Juni entschuldigt - doch es gibt Zweifel an der AufrichtigkeitBild: Uwe Zucchi/dpa/picture alliance

Schormann führt weiter aus, dass das Bild inzwischen auch strafrechtlich geprüft worden sei, mit dem Ergebnis, "dass keine Strafbarkeit gegeben ist".

Dass nach dem Abbau erneut gefordert wurde, externe Experten "mit Entscheidungsbefugnissen" sollten die Ausstellung überprüfen, habe "das Vertrauensverhältnis zu ruangrupa und den Künstler*innen enorm belastet", schreibt die Generaldirektorin weiter. Dass es dem Gremium möglich sein soll, Künstler auszuladen, verstehe man "als (Selbst-)Zensur".

"Ruf der documenta gründet auf künstlerischer Freiheit"

Vergangenen Freitag hatte der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, den documenta-Organisatoren vorgeworfen, auf den Antisemitismus-Skandal nicht ausreichend reagiert zu haben - und kündigte sein Engagement als externer Experte. Der Leitung warf er vor, "auf Zeit zu spielen". In ihrer Stellungnahme vom Freitagabend widerspricht Schormann dem: "Diverse Darstellungen" Mendels in Interviews könnten "von uns nicht nachvollzogen werden": Man sei immer erreichbar gewesen, die Aufgaben seien klar kommuniziert worden.

Abschließend heißt es in dem Statement, die documenta sei "keine Nationen- oder Kunstleistungsschau", sie lege vielmehr "zukunftsweisende Konzepte" vor. "Möglich wird dies, weil seit Jahrzehnten die künstlerische Freiheit der jeweiligen Künstlerischen Leitung und der beteiligten Künstler*innen garantiert wurde. Darauf gründet sich der Ruf der documenta als bedeutendster Kunstausstellung der Welt."

bb/fab (dpa, documenta-fifteen.de)

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