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Politik

Belgischer "Riss-Reaktor" abgeschaltet

23. September 2022

Belgien geht seinen ersten Schritt in Richtung Atomausstieg: Der Reaktor Doel 3 wurde dauerhaft vom Netz genommen. Er hatte wiederholt für Negativ-Schlagzeilen gesorgt.

Belgien, Brüssel | Kernkraftwerk Doel 3
Der AKW-Block Doel 3 wurde bereits vor 40 Jahren in Betrieb genommenBild: Dursun Aydemir/AA/picture alliance

Der belgische Atommeiler Doel 3 liefert seit Freitagabend keinen Strom mehr, wie das Betreiberunternehmen Engie-Electrabel bestätigte. Auch deutsche Atomkraftgegner und Politiker hatten jahrelang für das Aus des "Riss-Reaktors" in der Nähe der Stadt Antwerpen gekämpft.

In Doel 3 und in einem weiteren Meiler bei Lüttich hatten Experten schon 2012 tausende Haarrisse in den Reaktordruckbehältern gefunden. Dennoch ließ Belgien die beiden Blöcke weiterlaufen, ohne die Nachbarländer anzuhören und die Umweltverträglichkeit zu prüfen - widerrechtlich, urteilte unter anderem der Europäische Gerichtshof.

Grenznah

Das AKW Doel liegt an der niederländischen Grenze an der Schelde, zur deutschen Grenze sind es weniger als 120 Kilometer Luftlinie. Der zweite Pannenmeiler Tihange 2 - nur rund 50 Kilometer von Aachen in Nordrhein-Westfalen entfernt - soll bis zum 1. Februar vom Netz gehen.

Auch im Atomkraftwerk Tihange wurden mehrfach Mängel festgestelltBild: Christoph Hardt/Panama Pictures/picture alliance

Ursprünglich war geplant, alle belgischen Atomkraftwerke bis zum Jahr 2025 abzuschalten. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und massiv gestiegener Energiepreise will die Regierung in Brüssel nun aber die Reaktoren Tihange 3 und Doel 4 bis mindestens Ende 2035 weiterlaufen lassen, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Formal beschlossen ist dies allerdings noch nicht. Im vergangenen Jahr kam rund die Hälfte der belgischen Stromproduktion aus Atomkraft.

"Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass nicht nur fünf, sondern alle sieben Meiler in Belgien bis 2025 vom Netz gehen", sagte der nordrhein-westfälische Umweltminister Oliver Krischer der "Aachener Zeitung". "Aber ich muss akzeptieren, dass die Belgier angesichts der Energiekrise und des Ukraine-Kriegs den Weiterbetrieb der beiden jüngsten Meiler beschlossen haben."

wa/ack (afp, dpa)

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