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Ehrenoscar für Donald Sutherland

Jochen Kürten
12. November 2017

Manch einer seiner Auftritte war oscarwürdig, doch bekommen hat Hollywood-Star Donald Sutherland den Preis für den besten Darsteller nie. Der Ehrenoscar ist für den kanadischen Schauspieler nun eine Art Entschädigung.

Verleihung der 9. Governors Awards
Bild: picture alliance/dpa/C. Pizzello/Invision/AP

Der Mann kennt keinen Ruhestand. Zumindest sieht es aus der Ferne so aus. Oder er hat einen unermüdlichen Arbeitseifer. Donald Sutherland dreht einen Film nach dem anderen. Auch wenn es in den letzten Jahrzehnten zunehmend Nebenrollen sind, drei Filme pro Jahr - das muss man erst einmal hinbekommen. Schließlich ist der Kanadier schon über 80. Doch vielleicht hat Donald Sutherland einfach Lust am Spielen.

Sutherland verhilft auch schlechteren Filmen zu Klasse

Dafür spricht einiges. Zum Beispiel, dass er nicht unbedingt wählerisch ist in den letzten Jahren. Es waren nicht die größten filmischen Kunstwerke, in denen Sutherland mitwirkte. Egal, Donald Sutherland spielt stets mit Hingabe. Das sieht man seinen Auftritten an. Der Mann dürfte viel Spaß am Set haben. Und das kann man ja in kleineren Nebenrollen, in denen man sich in skurrile Charaktere hineindenken muss, vielleicht auch am besten.

Sein großer Erfolg: "Wenn die Gondeln Trauer tragen" mit Julie Christie an seiner SeiteBild: picture alliance/Mary Evans Picture Library

Sutherland hat schon in einigen Horror- und Science-Fiction-Streifen mitgewirkt, die sicherlich nicht in die Annalen der Filmgeschichte eingehen werden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an seine Anfänge vor der Kamera. Der 1935 in der kanadischen Provinz (Saint John/New Brunswick) geborene Sutherland hatte sein Handwerk beim Theater gelernt, bevor er 1964 in der italienisch-französischen Trash-Co-Produktion "The Castle of the Living Dead" (Das Schloss der Untoten) debütierte: ein Science-Fiction-Horror-Streifen mit "Dracula"-Darsteller Christopher Lee in der Hauptrolle.

Mit jungen Jahren Debüt als "The old Man"

Sutherland musste sich da noch einreihen in die Riege der Nebendarsteller, seine Rolle wird in einschlägigen Internetdatenbanken angegeben mit: Sgt. Paul/The witch/The old man. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, ein Endzwanziger bei seinem ersten Filmauftritt als "The old man" (dt. der alte Mann)! Doch der junge Schauspieler schien das gut gemacht zu haben, jedenfalls ging es danach steil bergauf mit der Karriere. Ein paar von Hollywoods begabtesten Regisseuren (Robert Altman, Alan Pakula) rissen sich in den 1970er Jahren um den Mimen. Gleichzeitig war der junge Mann einer der aktivsten und engagiertesten Akteure, wenn es in Hollywood darum ging, ein Zeichen gegen den Vietnam-Krieg zu setzen.

Im Alter machte er sich besonders gut in historischen Filmen, hier in "Die Säulen der Erde" Bild: picture-alliance/dpa/Tandem Communications

Auch europäische Filmemacher wurden bald aufmerksam auf den Kanadier, der in Hollywood so schnell Fuß fassen konnte. Der Brite Nicolas Roeg gab ihm die Rolle des trauernden Vaters in "Wenn die Gondeln Trauer tragen", die Italiener Bernardo Bertolucci und Federico Fellini verpflichteten ihn für denkwürdige Auftritte in historischen Filmepen wie "1900" oder "Casanova". Die 1970er Jahre waren eine sehr fruchtbare Zeit in Sutherlands Kinokarriere.

Karriere ohne Brüche

Danach war die Sache eigentlich klar. Der Mann strahlte durch und in seinen Filmfiguren eine solche Souveränität aus, dass ihm Auftritte in schlechten Filmen nicht mehr schaden konnten. Wo andere Schauspieler Karriere-Dellen zu verkraften hatten, spielte Sutherland einfach immer weiter - weil ihn Regisseure und Produzenten eben immer wieder haben wollten und für ihre Filme verpflichteten.

Freut sich des Schauspielerlebens: Sutherland mit Ehefrau Francine Racette 2012 bei der Premiere von "Die Tribute von Panem"Bild: Getty Images/E. Rodriguez

Später dann, als Sutherland längst eine geschätzte internationale "Marke" war, konzentrierte er sich auf markante Auftritte als Nebendarsteller. Das Jahr 2012 brachte noch einmal einen ganz großen Erfolg. Als Präsident Snow in dem Erfolgsfilm "Die Tribute von Panem - The Hunger Games" eroberte er auch die Herzen eines jüngeren Publikums, das den Darsteller kaum noch aus früheren Jahrzehnten kennen konnte. Auch wenn Snow nicht gerade als Sympathieträger durchgehen kann.

Einen Oscar als bester Haupt- oder Nebendarsteller hat Donald Sutherland aber nie bekommen. Damit steht er nicht allein. Und so mancher Schauspieler, der irgendwann einmal tatsächlich die kleine goldene Figur in den Händen halten durfte, ist heute weniger bekannt und anerkannt als Sutherland. Dass die Oscar-Akademie ihm jetzt den Ehrenoscar verliehen hat, ist eine verdiente Wiedergutmachung.

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