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Wie Donald Trump Schulen in den USA verändern will

Carla Bleiker Washington
20. November 2024

Er werde das Bildungsministerium abschaffen, versprach Donald Trump im US-Wahlkampf. Ein schwieriges Vorhaben. Aber er kann das US-Bildungssystem auf anderen Wegen tiefgreifen verändern. Umsetzen soll das Linda McMahon.

Drei Mädchen sind von hinten vor einem bunten Hintergrund in der Schule zu sehen
Das Bildungssystem in den USA soll umgekrempelt werden, wenn es nach Donald Trump und seiner baldigen Regierung geht. Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Bildung in den USA ist, wie man in Deutschland sagen würde, "Ländersache" - die Bundesstaaten haben größtenteils das Sagen, nicht die Regierung in Washington. Trotzdem sorgt der Wahlsieg von Donald Trump, der am 20. Januar 2025 als US-Präsident vereidigt wird, für Wirbel bei Eltern, Lehrern und Bildungsexperten. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, das nationale Bildungsministerium abzuschaffen und unter anderem angedroht, Finanzierungshilfen für Schulen zu streichen, die Themen wie Rassismus im Unterricht behandeln und die Transgender-Identitäten ihrer Schüler und Schülerinnen anerkennen.

"Die Haupt-Beschwerde über den Bildungsbereich, die Republikaner im Wahlkampf angesprochen haben, war, dass Schulen ihre Kinder mit unpassenden Materialien über Themen wie Rassismus, Sexualität und Gender-Identität indoktrinieren", sagte David Steiner, Direktor des Institute for Education an der angesehenen Johns Hopkins University, im DW-Gespräch. "Das Ironische daran ist, dass die Bundespolitik an so etwas gar nichts ändern könnte, weil Lehrpläne Sache der Bundesstaaten sind!"

Trotz solcher Einschränkungen hat die Trump-Regierung durchaus Raum, weitreichende Änderungen im US-Bildungssystem vorzunehmen. Dafür hat Trump nun Linda McMahon als zukünftige Ministerin benannt. Der Großteil von McMahons beruflichem Werdegang verlief allerdings fernab des Bildungswesens. Gemeinsam mit Ehemann Vince McMahon machte sie die Wrestling-Liga WWE groß.

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Kann Trump wirklich das Bildungsministerium abschaffen?

Nicht einfach so. Wahlkampfversprechen hin oder her, selbst der US-Präsident kann ein Bundesministerium nicht einfach auflösen. Trump bräuchte die Unterstützung des Kongresses. Im Senat müsste sogar eine sogenannte "super majority" für die Abschaffung stimmen, also mindestens 60 Senatoren und Senatorinnen. Die Republikaner haben im Senat eine Mehrheit von 53 Sitzen, bräuchten also auch Stimmen von den Demokraten - das ist mehr als unwahrscheinlich.

Selbst die Republikaner würden vermutlich nicht alle für die Auflösung stimmen, denn eine wichtige Aufgabe des Bildungsministeriums ist es, Schulen Gelder zukommen zu lassen, die zur Unterstützung von armen Kindern eingesetzt werden. Und davon gibt es in republikanisch regierten Bundesstaaten besonders viele.

Gelder aus dem Bildungsministerium fließen außerdem in die Weiterbildung von Lehrpersonal und unterstützen Schulen bei der Bildung von Kindern mit Behinderungen. Steiner hält es für unwahrscheinlich, dass die kommende US-Regierung sich trauen würde, diese Zahlungen in Frage zu stellen. "Behinderungen kommen bei Kindern in allen sozialen Klassen vor", sagt der Bildungsexperte. "Deren Eltern sind eine extrem mächtige Interessengemeinschaft."

Brandi Urie gehört zu diesen Eltern. Sie ist außerdem Grundschullehrerin im westlichen Bundesstaat Idaho und sagt, die Abschaffung des Bildungsministeriums wäre ein großer Fehler. "Sollte das Ministerium aufgelöst werden, würde auch der landesweite Schutz wegfallen, der dafür sorgt, dass Schüler mit Behinderung Zugang zu der gleichen Bildung wie alle anderen Kinder im Schulbezirk haben", so Urie gegenüber der DW. 

Transgender-Schülerinnen sollen nicht gegen andere Schülerinnen antreten dürfen, wenn es nach einigen Republikanern geht.Bild: Katharine Lotze/Getty Images

Kinder, die Minderheiten angehören, werden "im Regen stehen gelassen"

Das Bildungsministerium wird den USA also wohl erhalten bleiben. Die Trump-Regierung wird voraussichtlich andere Änderungen im Bildungssektor vornehmen. Aktuell ist eine Aufgabe des Bildungsministeriums gegen Schulen oder Universitäten vorzugehen, die gegen Schüler oder Studenten aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Sexualität oder ihrer Gender-Identität diskriminieren. Trump und "die konservative Mehrheit im Kongress könnte das Statut ändern, in dem festgelegt wird, was als Diskriminierung gilt, zum Beispiel im Sport", sagt Steiner.

Ein beliebtes Thema konservativer Politiker ist, dass sie transgender Schülerinnen und Studentinnen aus Mädchen- und Frauenmannschaften ausschließen wollen mit der Begründung, "Männer sollen nicht in Frauenmannschaften spielen".  Trumps Regierung könnte das legitimieren. Wenn die Familie einer Schülerin klagt, sagt Steiner, könne der Fall möglicherweise bis vor den Supreme Court gehen - der mehrheitlich mit konservativen Richtern und Richterinnen besetzt ist - die höchstwahrscheinlich der Argumentation der Trump-Regierung folgen würden, so Steiner weiter. 

Ein weiteres Beispiel, das eine konservative Regierung möglicherweise nicht als Diskriminierung auslegen könnte, ist das Aufhängen der 10 Gebote im Klassenzimmer und verpflichtende Teilnahme am christlichen Religionsunterricht als Teil "eines Lehrplans, der christliche Werte umfasst," wie Steiner es ausdrückt. In Texas wurde am Dienstag ein Gesetzesentwurf vorläufig verabschiedet, nach dem Schulen, die in Unterrichtsfächern wie Englisch Bezug auf Bibelstellen nehmen, mehr Gelder erhalten werden.

"Ich bin definitiv besorgt darüber, dass wir jemanden ins höchste Amt im Land gewählt haben, der die Absicht hat, Lehrpläne so zu beeinflussen," sagt Karen Svoboda, eine der Gründerinnen und die Direktorin von "Defense of Democracy", einer progressiven Elterninitiative in den USA, im DW-Interview. "Jedes Kind, das nicht weiß, christlich und heterosexuell ist, wird im Regen stehen gelassen," sagt sie.

Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker