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Politik

Donald Trump: "Rassismus ist böse"

14. August 2017

Wie mögen seine Berater mit ihm gerungen haben. Jetzt schwenkt der US-Präsident auf die Linie seines Stellvertreters ein - und findet Worte, die viele gern früher gehört hätten.

USA PK von Donald Trump zur rechten Gewalt in Charlottesville
Symbolpolitik: Donald Trump vor dem Bild des ersten US-Präsidenten George WashingtonBild: picture-alliance/AP Photo/E. Vucci

Unter dem Druck der Öffentlichkeit im In- und Ausland hat sich US-Präsident Donald Trump mit zwei Tagen Verspätung doch noch deutlich von den rassistischen Straftaten bei einer Demonstration in Charlottesville (Virginia) distanziert. Neonazis, der rassistische Ku-Klux-Klan oder andere Gruppen voller Hass hätten keinen Platz in Amerika, sagte Trump in Washington in einem eigens anberaumten Statement vor Medien.

"Rassismus ist böse, und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, sind Kriminelle und Verbrecher", erklärte Trump. Dem US-Präsidenten war von Politikern in aller Welt und sogar aus der eigenen Partei vorgeworfen worden, sich nach den Vorkommnissen von Charlottesville nicht eindeutig genug geäußert zu haben. Weil er zunächst von "Gewalt von vielen Seiten" gesprochen und Rassisten nicht explizit beim Namen genannt hatte, war er unter erheblichen Druck geraten.

Trump empfiehlt: "Mit Liebe antworten"

"Es kommt nicht auf die Hautfarbe an", formulierte Trump in seiner neuen Stellungnahme. Gewalt, Hass und Fanatismus hätten keinen Platz in den Vereinigten Staaten. Die Attacke eines jungen Mannes mit einem Auto nannte Trump "rassistisch". Amerika müsse auf solchen Hass mit Liebe antworten, Stärke zeigen und aufs Neue zusammenkommen. Von rechtsgerichtetem Terrorismus sprach der Präsident jedoch nicht. Dies hatten die oppositionellen Demokraten und auch Teile seiner republikanischen Partei gefordert.

Helfer versorgen Verletzte am Samstag in CharlottesvilleBild: Getty Images/C. Somodevilla

Für Aufsehen hatten zuletzt Äußerungen des früheren Ku-Klux-Klan-Anführers David Duke gesorgt. Er hatte in einem vom "Indianapolis Star" geposteten Video erklärt, die Demonstranten wollten sich "unser Land zurückholen" und damit "die Versprechen von Donald Trump erfüllen".

US-Chefankläger und Justizminister Jeff Sessions brandmarkte die tödliche Gewalt der Rassisten von Charlottesville klar als "heimischen Terrorismus". Sessions sagte dem Sender ABC, die Tat eines 20-Jährigen, der mit einem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten gefahren war, lasse sich laut Gesetz so definieren. Das Justizministerium hatte nach den Exzessen von Charlottesville Ermittlungen wegen Verstößen gegen die Bürgerrechte eingeleitet, worunter unter anderem Hassverbrechen und Diskriminierungen fallen.

Ultrarechte prallten bei dem Aufmarsch am Wochenende auf ihre GegnerBild: Reuters/J. Roberts

Sessions' Einordnung ist politisch wichtig. Anders als etwa bei der Zuschreibung von islamistisch motiviertem Terrorismus tut sich die Trump-Regierung sehr schwer, in den USA von Amerikanern begangene Verbrechen als Terrorismus zu bezeichnen. Auch Sicherheitsberater H. R. McMaster hatte nach der Tat gesagt: "Natürlich war das Terrorismus."

Das Weiße Haus hatte sich zuvor bemüht, den politischen Flurschaden einzudämmen, der durch Trumps mangelnde Eindeutigkeit entstanden war. Vizepräsident Mike Pence sagte bei seinem Besuch in Kolumbien: "Wir haben keinerlei Toleranz für Hass und Gewalt von weißen Suprematisten, Neo-Nazis oder dem Ku-Klux-Klan. Diese gefährlichen Splittergruppen haben im öffentlichen Leben Amerikas nichts zu suchen. Wir verurteilen sie auf das Schärfste."

Mike Signer, Bürgermeister von CharlottesvilleBild: picture-alliance/dpa/AP/S. Helber

Pence sagte, Präsident Trump habe am Vortag ebenfalls klargemacht, dass auch die Gewalt anderer Militanter inakzeptabel sei. Neben Vertretern der Demokraten und vieler Organisationen kritisierten auch zahlreiche prominente Republikaner Trumps erste Reaktion als viel zu schwach. Der Bürgermeister von Charlottesville, Michael Signer, machte den Präsidenten unter Hinweis auf dessen Wahlkampf-Rhetorik für die Eskalation am Wochenende mitverantwortlich. In mehreren US-Städten gingen am Sonntag Menschen gegen Rassismus auf die Straße.

"Er muss mit der höchstmöglichen Strafe rechnen"

Am Samstag war es bei der Kundgebung von Rechtsextremen im US-Staat Virginia zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten gekommen. Durch die Attacke eines mutmaßlich Rechtsextremen mit einem Auto wurde eine 32-jährige Frau tödlich verletzt, 19 Menschen erlitten teils schwere Verwundungen. Dem 20-jährigen Autofahrer werden Totschlag, Körperverletzung und Fahrerflucht vorgeworfen. Weitere Anklagepunkte könnten hinzukommen. Sessions sagte, der Mann habe mit den höchsten nur möglichen Strafen zu rechnen.

Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem äußerte sich derweil "sehr besorgt über die Bilder, die hasserfüllte Rhetorik und die darauf folgende Gewalt" in Charlottesville. "In unserer globalen Gesellschaft nach dem Holocaust ist kein Platz für Rassismus oder Antisemitismus", hieß es in der Stellungnahme der Einrichtung in Jerusalem. Die antijüdische Ideologie der Nazis sei ein Vorläufer der Vernichtung von sechs Millionen Juden gewesen. "Diese Bilder erinnern uns wieder einmal daran, dass wir wachsam bleiben und die Öffentlichkeit über Hass und Fremdenfeindlichkeit aufklären müssen."

jj/qu (dpa, afp)

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