Wer profitiert vom Alaska-Gipfel zwischen Trump und Putin?
12. August 2025
Wladimir Putin und Donald Trump haben sich auf ein Treffen am 15. August in Alaska geeinigt. Dies wurde kurz vor Ablauf des Ukraine-Krieg-Ultimatums bekannt, das der US-Präsident dem russischen Staatschef gestellt hatte. Experten erwarten von dem Treffen keine großen Durchbrüche - dennoch könnten einige Faktoren Putin dazu zwingen, den Weg zu einem Waffenstillstand einzuschlagen.
Wem kommt das geplante Treffen zugute?
Das bevorstehende Treffen zwischen Putin und Trump ist das erste seit der Wiederwahl des US-Präsidenten. Mitte Juli erklärte Trump, er sei von Putin wegen der russischen Bombardierung der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw enttäuscht, aber "noch nicht fertig mit ihm".
Nachdem der US-Sondergesandte Steve Witkoff am 6. August Putin im Kreml besucht hatte, kündigten das Weiße Haus und der Kreml ein Treffen zwischen den beiden Staatschefs an. Offen blieb, was in Alaska genau besprochen werden soll. Klar ist aber, dass es um die Ukraine geht, die bei dem Treffen nicht vertreten sein wird. Eine Teilnahme von Präsident Wolodymyr Selenskyj planen Washington und Moskau nicht.
Die von der DW befragten Beobachter sind überzeugt, dass das angekündigte Treffen vor allem dem russischen Präsidenten zugutekommen wird. "Putin war immer darauf bedacht, dass er und der US-Präsident - wer auch immer dieses Amt innehat - über das Schicksal der Welt entscheiden und dass entsprechende Bilder um die Welt gehen", sagt Michail Kassjanow, der von 2000 bis 2004 russischer Ministerpräsident war.
Der russische Oppositionspolitiker Dmitrij Gudkow, der in Exil lebt, sagt, das Treffen in Alaska werde zudem für Putin eine einmalige Gelegenheit sein, einem der Führer der westlichen Welt die Hand zu schütteln. Das wolle er sich nicht entgehen lassen. "Für Putin ist allein die Tatsache, dass er die Möglichkeit hat, Trump zu treffen, schon ein riesiges Plus. Trump legitimiert im Grunde einen Kriegsverbrecher und gibt ihm das Recht, an Verhandlungen mit dem Westen teilzunehmen", sagt Gudkow. Wenn es Trump nicht gäbe, fügt er hinzu, würde niemand mit Putin verhandeln.
Warum Putin jetzt Zustimmung demonstriert
Ende Juli wurde klar, dass Trump über Putins fehlende Bereitschaft, die Kämpfe in der Ukraine zu beenden, verärgert ist. Er erklärte, er sei nicht mehr an Gesprächen mit Putin interessiert und stellte ihm ein Ultimatum von 50 Tagen für eine Friedenslösung, das er später auf zehn Tage verkürzte. Die von der DW befragten Beobachter meinen, die Erkenntnis, dass Trump die Geduld verliert, habe den Kreml vielleicht dazu bewogen, den bevorstehenden Verhandlungen zuzustimmen.
Kirill Rogow, Politikwissenschaftler und Leiter des russischsprachigen Online-Mediums "Re: Russia", das Analysen russischer Wissenschaftler veröffentlicht, weist auf die Verschlechterung der russischen Wirtschaft, den inzwischen schleppenden Vormarsch der russischen Armee in der Ukraine und die für Russland potenziell gefährlichen sekundären US-Sanktionen hin. In Anbetracht dessen liege es im Interesse Putins, ein Ende des Krieges anzustreben.
"Putin hofft aber auch, seine Zustimmung heute zu einem viel höheren Preis verkaufen zu können, als er später erzielen könnte. Denn bis zum Jahresende wird Putin noch schlechter dastehen, wenn sich herausstellt, dass die russische Offensive kaum Wirkung zeigt und sich die Lage auf dem Schlachtfeld nicht verändert", so Rogow. Gleichzeitig würde Russland aufgrund weiterer US-Sanktionen Indien als Käufer von Rohöl verlieren und wäre gezwungen, sich auf eine Offensive im dritten Jahr in Folge vorzubereiten.
Wem nutzt eine Waffenruhe im Luftraum?
Vergangene Woche berichtete Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen, der Kreml habe begriffen, dass Steve Witkoffs Besuch die letzte Chance für eine Einigung mit Trump sei. Laut den Quellen der Nachrichtenagentur könnte das "Zugeständnis" des Kremls eine Waffenruhe im Luftraum sein.
Ein solches mit der Trump-Administration abgestimmtes Vorgehen nützt nach Ansicht von Dmitrij Gudkow vor allem Moskau und nicht Kyjiw. Denn die Ukraine habe "effektive" Gegenangriffe durchgeführt, die in letzter Zeit häufig Sperrungen russischer Flughäfen zur Folge hatten. Zudem würden in Russland Waffenlager, Militärausrüstung und Ölraffinerien getroffen. Dies sei aus psychologischer Sicht wichtig, damit die Russen begreifen, dass der Krieg auch in ihrer Nähe und nicht nur im Fernsehen tobt, so Gudkow. "Wenn diese Luftangriffe aufhören, wird Putin in aller Ruhe auf dem Landweg weiter vorrücken, wo er im Vorteil ist", glaubt der Oppositionspolitiker.
"Besondere Haltung gegenüber Putin"
Selbst wenn Trump und Putin bei den Gesprächen keine nennenswerten Fortschritte erzielen sollten, könnte der russische Präsident um schwerwiegende Konsequenzen herumkommen, meint der Politologe Kirill Rogow.
"Putin kann darauf zählen, dass Trump mit ihm Nachsicht haben wird, weil Trumps Haltung gegenüber Putin stets eine besondere war. Trump vermeidet immer Situationen, in denen direkter Druck auf Putin ausgeübt wird. Und jedes Mal, wenn Druck unvermeidlich erscheint, erklärt Trump, es gebe eine neue Möglichkeit, eine Einigung zu erzielen, und übt daher keinen echten Druck aus", so der Experte. Ein Beispiel dafür seien die Nachrichten über die Verhandlungen zwischen den beiden Staatschefs vor dem Hintergrund des abgelaufenen Ultimatums an den Kreml.
Was kann den Kreml unter Druck setzen?
Dmitrij Gudkow ist der Ansicht, dass es keine wirklichen Mittel mehr gibt, mit denen Russland unter Druck gesetzt werden könnte. Beispielsweise würden trotz Sanktionen weiterhin Hunderte Tanker russisches Öl über die Weltmeere transportieren.
Gudkow verbindet die Hoffnung auf einen schnellen Waffenstillstand weniger mit äußeren, sondern eher mit internen Faktoren, die den Kreml unter Druck setzen könnten. Je länger der Krieg dauere, so Gudkow, desto schwieriger werde für Putin werden, das Ergebnis des Krieges als russischen Sieg zu verkaufen. "Irgendwann wird es den Russen egal sein, ob die Ukraine in der NATO ist und wie dieser Krieg endet - Hauptsache, er endet", meint der Politiker.
Adaption aus dem Russischen: Markian Ostaptschuk