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Trumps Zölle: USA und Indien keine besten Freunde mehr

Murali Krishnan aus Neu-Delhi
Veröffentlicht 5. August 2025Zuletzt aktualisiert 7. August 2025

Donald Trump nutzt Zölle, um Indien unter Druck zu setzen. Die Gespräche über ein Handelsabkommen stocken. Neu-Delhi soll kein Öl aus Russland und dem Iran kaufen. Enden die traditionell freundschaftlichen Beziehungen?

USA Washington 2025 | Indiens Premier Modi spricht bei Pressekonferenz mit Präsident Trump im Weißen Haus
Damals noch freundschaftlich verbunden: Indiens Premier Narendra Modi bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus am 13. Februar 2025Bild: Andrew Caballero-Reynolds/AFP/Getty Images

Der Druck von US-Präsident Donald Trump auf Indien, seine Ölimporte aus Russland zu stoppen und die Sanktionen gegen den Iran einzuhalten, belasten die Beziehungen zwischen Washington und Neu-Delhi. Die strategische Partnerschaft, die seit Jahrzehnten besteht, gerät in Gefahr.

Am Mittwoch unterzeichnete Trump eine Verordnung, mit der ein zusätzlicher Zoll von 25 Prozent auf einige indische Waren erhoben wird, zusätzlich zu einem zuvor angekündigten Satz von 25 Prozent, wodurch sich der Gesamtzoll auf 50 Prozent erhöht.

Der neue Zinssatz, der nun neben Brasilien der höchste aller Handelspartner der USA sein soll, soll 21 Tage nach dem 7. August in Kraft treten. Dies könnte Zeit für weitere Verhandlungen schaffen. Bisher hat Indien jedoch noch nicht signalisiert, dass es bereit ist, den Kauf von russischem Öl zurückzufahren.

Ein indischer Regierungssprecher verteidigte am Mittwoch den Kauf von russischem Öl durch Neu-Delhi und sagte, dass "die Importe auf Marktfaktoren basieren und mit dem übergeordneten Ziel erfolgen, die Energiesicherheit von 1,4 Milliarden Menschen in Indien zu gewährleisten".

Handel und Zölle als Waffe: Erpresst Trump die Welt?

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Die USA sind mit einem Gesamtexport von 86,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 Indiens größter Exportmarkt.

Von den Zöllen könnten Artikel wie Schuhe, Schmuck und Textilien betroffen sein, so die Nachrichtenagentur Reuters. Wertvollere Exportartikel wie Pharmazeutika und Smartphones stehen jedoch immer noch auf einer Ausnahmeliste.

Die Zölle seien "ungerechtfertigt und unangemessen", hatte das indische Außenministerium schon bei der Androhung Trumps Anfang der Woche erklärt. Das Land werde "alle notwendigen Maßnahmen" ergreifen, um seine "nationalen Interessen und seine wirtschaftliche Sicherheit" zu schützen.

Das Klima zwischen USA und Indien verschlechtert sich

Nachdem US-Präsident Trump Indien in der vergangenen Woche noch als "Freund" bezeichnet hatte, verschärfte er am Montag (4.8.) seinen Ton und sagte, der indischen Regierung sei es "egal, wie viele Menschen in der Ukraine von der russischen Kriegsmaschinerie getötet werden". Sie finanziere die russischen Kriegsaktivtäten in der Ukraine durch den Kauf von russischem Öl. 

Die scharfe Rhetorik zeigt deutlich, wie die Beziehungen zwischen Indien und den USA ins Wanken geraten. Diese haben sich bereits in den letzten Monaten verschlechtert, trotz der zu Schau gestellten persönlichen Nähe und symbolischer Freundschaft, als sich Premierminister Narendra Modi Anfang des Jahres in Washington mit Präsident Trump traf.

Indien befürchtet Folgen der US-Zollpolitik

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Kommodore Uday Bhaskar, ein Experte für Sicherheit und strategische Angelegenheiten, glaubt aber, dass Indien trotz Trumps "einschüchternder" Herangehensweise dennoch "keine Konfrontation" sucht.

"Die USA haben sich jedoch dafür entschieden, Handelszölle einseitig und aggressiv als Waffe einzusetzen. Das ist Einschüchterung. Und ja: Das Vertrauen in Washington ist gering und die Enttäuschung groß", sagt Bhaskar im Gespräch mit der DW.

Indien wird sich nicht "einschüchtern lassen"

Indien werde sich aber nicht von "Zöllen, Wutanfällen oder Drohungen" einschüchtern lassen, meint Amitabh Mattoo, Dekan der School of International Studies an der Jawaharlal Nehru University in Delhi.

"Unsere Beziehungen zu Russland und dem Iran spiegeln souveräne Entscheidungen wider, keinen Trotz. Wir betreiben kein Geschäft der Beschwichtigung oder eines der Provokation. Strategische Autonomie bedeutet, sich gemäß unseren Bedingungen zu engagieren, die transparent, selbstbewusst und von Ruhe geprägt sind. Lassen Sie uns Lärm nicht mit Strategie verwechseln", sagt Mattoo im Gespräch mit der DW.

Wohin wendet sich Trump? Bild-Kombo mit Indiens Premier Narendra Modi (links), US-Präsident Donald Trump (Mitte) und Pakistans Regierungschef Shebaz Sharif (rechts) Bild: Hindustan Times/Samuel Corum/Ahmad Kamal/picture allianc

USA geht auf Tuchfühlung mit Pakistan

Der Abkühlung der Beziehungen zwischen Washington und Neu-Delhi fällt mit Trumps Bemühungen um engere Beziehungen zu Indiens Nachbarn Pakistan zusammen.

Die beiden rivalisierenden Atommächte lieferten sich kürzlich einen viertägigen Konflikt, der laut Trump dank der Vermittlung der USA beendet wurde - eine Behauptung, die Indiens Premier Narendra Modi zurückwies.

Die USA und Pakistan unterzeichneten im vergangenen Monat ein Abkommen, welches vorsieht, dass Washington die Ölreserven des südasiatischen Landes erschließt - im Gegenzug zu niedrigeren Zollsätzen auf pakistanische Exporte in die USA.

Indien rührt nicht an Partnerschaft mit Russland

Indien ist nach Angaben der finnischen Denkfabrik Centre for Research on Energy and Clean Air aktuell der größte Abnehmer von russischem Rohöl. Etwa 35 bis 40 Prozent der indischen Ölimporte stammen aus Russland. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine 2021 betrug der Anteil lediglich drei Prozent.

Später hat der Westen Russland mit Sanktionen belegt, darunter Einfuhrverbot vom russischen Öl. Indien hat sich den westlichen Ölembargo gegen Russland nicht angeschlossen.

Hochrangige indische Beamte und das Außenministerium haben wiederholt erklärt, dass Indiens "stabile und bewährte Partnerschaft" mit Russland nicht verhandelbar sei und keinem Druck von außen ausgesetzt sein werde.

Neue Route Russland - Indien

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Trump rechtfertigte die Zölle nun auch mit dem Hinweis auf den fortdauernden Handel Indiens mit dem Iran, der ebenfalls von westlichen Sanktionen wegen der nuklearen Ambitionen betroffen ist.

Shanthie Mariet D'Souza, Präsidentin des unabhängigen Forschungsforums Mantraya, sagte, die amerikanische Politik scheint "ein Ausdruck von Trumps Frustration" zu sein, den Ukraine-Krieg nicht beenden und den Iran nicht effektiv unter Druck setzen zu können. "Trumps Politik kollidiert direkt mit Indiens Politik der strategischen Autonomie."

D'Souza äußerte daher Zweifel daran, dass Trumps aggressives Vorgehen zur Lösung der Situation beitragen werde. Der US-Präsident riskiere, mit Indien einen willigen und vertrauenswürdigen Partner zu verprellen.

Aus dem Englischen adaptiert von Florian Weigand

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde mit neuen Informationen zum Gesamtzollsatz von 50 % aktualisiert, der am 6. August angekündigt wurde.

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