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HandelEuropa

Donald Trump: Kommt die EU zu einem schnellen Handelsdeal?

Nik Martin
20. Mai 2025

Was kann die EU aus dem Waffenstillstand im Zollkonflikt zwischen China und Großbritannien mit Donald Trump lernen, um bessere Konditionen auszuhandeln?

Containerschiffe im Euromax Container Terminal in Rotterdam
Der Austausch von Waren und Dienstleistungen zwischen den USA und der EU hat einen Wert von 1,7 Billionen US-Dollar pro JahrBild: Jochen Tack/picture alliance

Um einen drohenden Zoll von 20 Prozent auf ihre transatlantischen Exporte zu vermeiden, hat die Europäische Union zugestimmt, die Handelsgespräche mit den Vereinigten Staaten zu "intensivieren". EU-Kommissar Maros Sefcovic gab das Update vergangenen Donnerstag am Rande eines Treffens der EU-Handelsminister in Brüssel bekannt und fügte hinzu, dass er und sein US-Amtskollege Howard Lutnick sich "sehr bald" treffen würden.

Kommt es bis Anfang Juli zu keiner Einigung, würden die von US-Präsident Donald Trump für 90 Tage ausgesetzten Zölle in Höhe von 20 Prozent für Importe aus der EU in Kraft treten und die EU-Kommission würde wohl mit Gegenzöllen auf US-Einfuhren zurückschlagen.

Washington und Peking hatten Mitte Mai eine vorübergehende Senkung ihrer gegenseitigen Zölle beschlossen. Konkret wurden die US-Zölle auf chinesische Importe von zuvor 145 Prozent auf 30 Prozent reduziert, während China seine Strafzölle auf US-Waren von 125 Prozent auf zehn Prozent senkte. Die Maßnahme trat am 14. Mai 2025 in Kraft und gilt zunächst für 90 Tage. Währenddessen will man die Verhandlungen über ein langfristiges Abkommen intensivieren.

Wenige Tage zuvor hatte Trump den ersten Entwurf eines Handelsabkommens mit dem Vereinigten Königreich verkündet. Die Vereinbarung sieht eine Senkung der Zölle für britische Autoexporte in die USA vor und stellt US-Exporteuren, einschließlich Landwirten und Ethanolproduzenten, einen verbesserten Zugang zum britischen Markt in Aussicht.

Trump unter Druck, einen EU-Deal abzuschließen

Während Trump weiterhin einen harten Umgang mit Brüssel pflegt und vor kurzem polterte, dass "Europa in vielerlei Hinsicht böser ist als China", glaubt Andrew Kenningham, Chefökonom für Europa beim Londoner Forschungshaus Capital Economics, dass der wirtschaftliche Druck ihn daran hindern wird, Brüssel zu weit zu reizen.

"Die beiden neuen Abkommen werden die EU-Verhandlungsführer zuversichtlicher machen, dass sie sich weitgehend an die bereits festgelegte Politik halten können, die darin besteht, eine Eskalation zu vermeiden, mit Vergeltung zu drohen, aber mit Verzögerung, und gleichzeitig bereit zu Verhandlungen zu sein", sagte Kenningham der DW.

Trotzdem warnte Capital Economics vor kurzem in einer Forschungsnotiz, dass ein Abkommen zwischen der EU und den USA "schwieriger zu erreichen scheint", und verwies auf den großen Warenhandelsüberschuss der Europäer mit den USA und die Herausforderung, alle 27 EU-Mitgliedstaaten zu einem Konsens zu bringen.

Im Februar bezeichnete Trump die Handelspraktiken der EU als "Gräueltat"Bild: Alex Brandon/AP/picture alliance

Die EU hat bereits mit neuen Zöllen auf US-Waren im Wert von 95 Milliarden Euro (107 Milliarden US-Dollar) gedroht, als Reaktion auf Trumps Zölle auf Aluminium-, Stahl- und europäische Autoimporte, diese aber ausgesetzt, um die Verhandlungen fortsetzen zu können. Brüssel erwägt außerdem eine Einschränkung der Exporte von Stahlschrott und Chemikalien in die USA.

Trump bleibt bei Forderungen der EU vage

Claudia Schmucker, Leiterin des Zentrums für Geoökonomie bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), glaubt nicht, dass die Abkommen zwischen China und Großbritannien wirklich "etwas ändern".

"Trump erwartet immer noch, dass die EU etwas anbietet, das er für wertvoll genug hält", sagte Schmucker der DW und fügte hinzu, dass die Forderungen des Präsidenten an Europa ein "Rätsel" bleiben, aber wahrscheinlich mehr Agrar- und Energieimporte umfassen werden.

Die EU hat bisher angeboten, die Einfuhren von US-Flüssigerdgas (LNG), fortschrittlicher KI-Technologie und Sojabohnen zu erhöhen, während sie gleichzeitig die gegenseitige Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter vorschlägt. Brüssel hat jedoch ausgeschlossen, bei anderen Streitthemen Zugeständnisse zu machen - etwa bei den Umsatz- und Mehrwertsteuersätzen sowie anderen EU-Regulierungen, die Trump als unfair wahrnimmt.

Im vergangenen Jahr hatten die USA nach Angaben des Büros des US-Handelsbeauftragten ein Handelsdefizit von 235,6 Milliarden US-Dollar (210 Milliarden Euro) im Warenaustausch mit der EU, was einem Anstieg von 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die jüngsten Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat für 2023 beziffern den Warenüberschuss der EU auf 157 Milliarden Euro.

Claudia Schmucker von der DGAP glaubt, dass die negative Rhetorik des Präsidenten, zu der auch die unbegründete Behauptung gehört, die EU sei geschaffen worden, um die USA "abzuzocken", Brüssel in die Hände spielt. Es könnte sogar die Suche nach einem Konsens beim Vorgehen im Handelskonflikt mit den USA stärken, obwohl EU-Staaten wie Ungarn und Italien auf bilaterale Abkommen drängen.

"Auch wenn einige EU-Staaten mit der Verhandlungsposition Brüssels nicht ganz einverstanden sind, reicht Trumps Feindseligkeit aus, um die Einheit der EU zu stärken", sagte Schmucker der DW.

EU-Handelskommissar Maros Sefcovic will die Handelsgespräche zwischen der EU und den USA intensivierenBild: Jean-Christophe Verhaegen/AFP/Getty Images

Am Rande eines Treffens der EU-Handelsminister hatte sich der schwedische Minister Benjamin Dousa skeptisch über ein schnelles Abkommen zwischen den USA und der EU geäußert. Er halte es für unwahrscheinlich, dass es in den "kommenden Wochen" dazu kommen wird. "Die USA können von uns Gegenmaßnahmen erwarten", so Dousa, wenn Trump den im vergangenen Monat angekündigten Basiszoll von zehn Prozent auf alle Importe beibehält, wie er es jetzt mit Großbritannien vereinbart hat.

Europa ist Schlüsselmarkt für US-Dienstleistungsexporte

Miguel Otero, Senior Fellow für internationale politische Ökonomie am spanischen Königlichen Institut Elcano, glaubt, dass die USA durch einen Fehltritt Trumps "viel zu verlieren haben".

"Die EU hat ein großes Defizit, wenn es um Dienstleistungen geht, insbesondere bei Finanz- und digitalen Dienstleistungen sowie Unterhaltungsplattformen", sagte Otero gegenüber der DW. "Die USA können es sich nicht leisten, den europäischen Markt zu verlieren. Wenn wir als Einheit handeln, dann hat die EU genauso viel Einfluss wie China."

Obwohl die EU einen erheblichen Warenüberschuss gegenüber den USA aufweist und im vergangenen Jahr ein Fünftel der EU-Waren den Atlantik überquerte, entfielen 25 Prozent der US-Dienstleistungsexporte im Wert von 275 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf die EU. Einschließlich der Schweiz und des Vereinigten Königreichs landen 42 Prozent aller US-Dienstleistungsexporte auf dem europäischen Markt.

Europas Wirtschaft wegen Zollstreit verunsichert

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Die Europäische Kommission, die Exekutive der EU, bereitet unterdessen ein Beschwerdeverfahren bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen Trumps "gegenseitige" Zölle und Abgaben auf Autos und Autoteile vor.

Zollpause endet Anfang Juli

Da das Ende der 90-tägigen Pause der von Trump angedrohten höheren Zölle für EU-Importe am 8. Juli näher rückt, verengt sich das Zeitfenster für ein Abkommen. Trump steht dann vor einer schwierigen Entscheidung: Er kann zu den im April angekündigten höheren Zöllen zurückkehren oder die Pause verlängern.

Capital Economics prognostiziert, dass Trump die Pause verlängern wird, aber die Verhandlungen an den Rand des Abgrunds treiben und den Druck auf die Handelspartner aufrechterhalten könnte. Das Research-Haus warnte vor einem neuen "Krisenherd" in den kommenden Monaten. Das könnte eine erneute Achterbahnfahrt an den Finanzmärkten auslösen.

Die deutsche Wirtschaftsministerin Katherina Reiche schlug zuletzt einen optimistischeren Ton an und betonte die wichtige Rolle der USA als Handelspartner für die EU.

"Wir verhandeln aus einer Position der wirtschaftlichen Stärke ... aber eine, die vorsichtig gehandhabt werden muss", sagte Reiche. "Eine Lösung ist unerlässlich, denn bei einer Eskalation gibt es keine Gewinner."

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert

 

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