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Trumps Schottland-Connection

Peter Geoghegan / ch22. Juni 2016

Viele Schotten sind überhaupt nicht glücklich über den bevorstehenden Besuch von Donald Trump. Sie kennen ihn vor allem als Investor von Luxus-Golfanlagen.

Trump mit Golfschläger (Foto: picture alliance/dpa/D. Lawson)
Bild: picture alliance/dpa/D. Lawson

"Die Welt hat mich gebeten, hier zu sein", sagte Donald Trump im Juli vergangenen Jahres, als er gefragt wurde, warum er vom Nominierungswahlkampf eine Pause gemacht habe, um den offenen britischen Tennismeisterschaften der Damen in Turnberry an der schottischen Westküste einen Besuch abzustatten. Damals war Trump noch ein politischer Außenseiter, von dem viele annahmen, er werde sehr bald wieder von der Bildfläche verschwinden. Diese Woche will er wieder nach Turnberry kommen. Dort hat er 2014 eine Golfanlage gekauft. Doch diesmal kommt er als wahrscheinlicher republikanischer Präsidentschaftskandidat in die alte Heimat seiner Mutter.

"Ich besitze diese Anlage, und ich bin sehr stolz auf sie", sagte Trump kürzlich über Turnberry. Für 200 Millionen Pfund hat Trump das Gelände auf Vordermann gebracht, am Freitag soll der Komplex in Trumps Anwesenheit wiedereröffnet werden. Von Turnberry aus will Trump dann nach Aberdeen an die Ostküste weiterreisen.

Trump: "Ich bin stolz auf meinen Besitz."Bild: DW/P. Geoghegan

Üppiger Rasen, wütende Nachbarn

Viele Schotten haben allerdings eher gemischte Gefühle, wenn sie an Trumps schottische Investitionen denken. Bis kurz nach der Jahrtausendwende hatte der Tycoon wenig Interesse an Schottland gezeigt. Damals beschloss er, eine riesige Luxus-Golfanlage in Aberdeenshire bauen zu lassen. Heute ziert das Trump-Firmenzeichen den Eingang der Anlage ein paar Meilen nördlich von Aberdeen, wo Golfamateure auf üppigen Rasen direkt an der Nordsee spielen.

Doch das idyllische Bild steht im Gegensatz zu der umstrittenen Vorgeschichte des Projekts. 2008 lehnte der Rat der Grafschaft Aberdeenshire seinen Bauantrag für eine Luxus-Golfanlage im Wert von einer Milliarde Euro ab. Die schottische Regionalregierung hob die Ratsentscheidung jedoch später mihilfe von Planungsbefugnissen auf, die zuvor nur eingesetzt worden waren, um bestimmte Bauanträge zu blockieren.

Die Bauarbeiten der weitläufigen Anlage an der landschaftlich wunderschönen Küste begannen schließlich unter heftigen Protesten der lokalen Bevölkerung. Anwohner warfen Trump vor, er habe versucht, sie durch Einschüchterung zum Wegziehen zu bewegen; er habe zum Beispiel Pinien planzen lassen, um ihnen den Blick auf das Meer zu versperren, und riesige Sandhügel um ihre Häuser aufhäufen lassen.

"Niemals hätte ich geglaubt, dass Trump Präsidentschaftskandidat werden würde", sagt David Milne, der am Rande von Trumps Golfanlage in Turnberry wohnt und der sich an die riesigen Erdhaufen erinnert, die beim Bau des Komplexes um sein zweistöckiges Haus aufgehäuft wurden. Aus Protest gegen Trumps Besuch in Schottland hat Milne unter einer schottischen eine mexikanische Flagge gehisst, die vom Golfplatz aus klar zu sehen ist. Trump hat gesagt, er wolle die Mexikaner zwingen, den Bau einer Mauer an Amerikas Südgrenze zu bezahlen. "Trump ist ziemlich schlau, aber er ist darin auch gefährlich", sagt Milne. "Ich kann mir einige 12-jährige Kinder besser als Präsidenten vorstellen."

Wütender Anwohner David Milne mit schottischer und mexikanischer FlaggeBild: Getty Images/AFP/M. Wachucik

"Er hatte keine Argumente"

Patrick Harvie von den schottischen Grünen stimmt zu. Harvie sitzt für Glasgow im schottischen Regionalparlament und war mit Trump aneinandergeraten, als dieser 2012 vor einem Parlamentsausschuss aussagte. "Man forderte ihn auf, seine Meinung zum Zusammenhang zwischen Tourismus und Windrädern zu äußern. Als er gebeten wurde, Beweise vorzulegen, zeigte er auf sich und sagte: 'Ich bin der Beweis'", erinnert sich Harvie. "Ich fand ihn schwülstig, egoistisch, so wie ich ihn mir auch vorgestellt hatte. Aber ich hatte erwartet, er würde sich wenigstens bemühen, in der Sache vernünftig zu argumentieren, aber nichts dergleichen. Er hatte keine Argumente."

Vor seinem Auftritt im schottischen Parlament hatte Trump bereits eine sehr öffentlichkeitswirksame Auseinandersetzung mit der schottischen Regionalregierung. Trump und der damalige schottische Ministerpräsident Alex Salmonds von der Nationalpartei schienen sich anfangs gut zu verstehen. Beide ließen sich einige Male zusammen ablichten. Doch das Verhältnis verschlechterte sich, nachdem die Regierung beschloss, in der Nähe seiner Golfanlage bei Aberdeen elf Windräder aufzustellen. Trump legte sich keinerlei Fesseln an und warf Salmond vor, dieser sei "versessen darauf, die schottische Küste und damit auch Schottland selbst zu zerstören".

Trump würde am liebsten keine Muslime mehr ins Land lassenBild: Reuters/B. Snyder

Trump soll Muslime treffen

Im Dezember hatte Salmonds Nachfolgerin Nicola Sturgeon angekündigt, sie werde Donald Trump vom weltweiten Geschäftspartnernetzwerk GlobalScot streichen, nachdem dieser eine "vollständige Sperrung der Vereinigten Staaten für Muslime" gefordert hatte.

Vor dem geplanten Besuch am Freitag haben tausende Menschen eine Petition unterschrieben, in der Trump aufgefordert wird, eine schottische Moschee zu besuchen. Denn nach dem Massaker von Orlando hatte Trump seine Forderung wiederholt, Muslime sollten generell nicht mehr in die USA einreisen dürfen.

"Es ist keine Überraschanung, dass durch die krasse Reaktion Trumps auf die Tragödie in Orlando noch mehr Menschen fordern, dass er sich hier in Schottland mit Muslimen trifft", sagt Willie Rennie, der Vorsitzende der schottischen Liberaldemokraten. "Seine Reaktion auf Orlando unterstreicht noch einmal, wie wichtig es ist, dass er hier einigen von den Menschen begegnet, die er dämonisiert."

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