FBI-Chef, Kommunikationsdirektor, Wirtschaftsberater - niemand arbeitet lange für den US-Präsidenten. Einige traten freiwillig zurück, andere wurden gefeuert. Die Fluktuation in der Regierung ist so hoch wie noch nie.
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Donald Trumps Administration ähnelt der Reality Show "Survivor", bei der sich Kandidaten unter extremen Bedingungen auf einer tropischen Insel beweisen müssen. Bei der großen Menge an Regierungsmitarbeitern, die seit dem Amtsantritt im Januar 2017 bereits aus Trumps Umfeld verschwunden sind, muss man sich fragen: Wer wird als nächster rausgewählt oder rausgemobbt? Wer bricht unter dem Druck zusammen und verlässt freiwillig das Weiße Haus?
Der Präsident selbst hat dazu nur eins zu sagen. "Viele, viele Menschen wollen jeden einzelnen Job hier", zitierte CNN Trump am 7. März 2018. "Glauben Sie mir, jeder will im Weißen Haus arbeiten. Es ist einfach ein toller Arbeitsplatz."
Gegen diese Aussage spricht, dass unter der aktuellen US-Regierung so viele führende Angestellte wie noch nie ihren Job im Umfeld des Präsidenten geräumt haben oder gefeuert wurden. Die Fluktuationsrate lag laut der Denkfabrik Brookings bei 43 Prozent. Die zweithöchste Rate im ersten Amtsjahr eines Präsidenten haben die Forscher bei Bill Clinton errechnet - sie lag allerdings nur bei elf Prozent.
Ob sie nun freiwillig gegangen sind oder mit einem "You're fired!" von Trump hinausbefördert wurden - lange haben es diese Berater, Sprecher und Minister nicht mit dem Präsidenten ausgehalten, oder er mit ihnen:
Sally Yates
Die Justizministerin, die unter Präsidenten Barack Obama Vize-Justizministerin war, wurde am 30. Januar 2016 zehn Tage nach Amtsantritt vom Präsidenten gefeuert, weil sie nicht hinter Trumps anti-muslimischem Einreiseverbot stand.
Michael Flynn
Trumps oberster Sicherheitsberater trat am 13. Februar 2016 zurück, rund drei Monate nach der Präsidentenwahl und weniger als einem Monat im Weißen Haus. Flynn hatte über Telefonate, die er nach der Wahl mit dem russischen Botschafter geführt hatte, gelogen, und zwar sowohl gegenüber Vizepräsident Mike Pence als auch dem FBI. Er war einer der führenden Präsidentschaftsberater mit der kürzesten Amtszeit in der Geschichte der USA.
James Comey
Trump feuerte den FBI-Direktor im Mai 2017 - bis heute eine der umstrittensten und meist diskutiertesten Personalentscheidungen. Comey hatte die Ermittlungen geleitet, die klären sollten, ob Mitglieder von Trumps Wahlkampfteam vor den Präsidentschaftswahlen mit Russland zusammen gearbeitet und so das Wahlergebnis beeinflusst hatten. Wenige Tage nach seiner Entlassung veröffentlichte Comey ein Gedächtnisprotokoll über ein Gespräch mit Präsident Trump, in dem dieser ihn aufgefordert haben soll, die FBI-Ermittlungen gegen Trumps ehemaligem Sicherheitsberater Flynn zu beenden.
Sean Spicer
Präsident Trumps Pressesprecher schlug sich ein halbes Jahr lang mit den Journalisten des Pressecorps im Weißen Haus herum, bis er am 21. Juli 2017 zurücktrat. Der Grund war allerdings nicht sein schlechtes Verhältnis zur Presse, der er wiederholt "alternative Fakten" präsentierte. Spicer wollte nicht unter dem neuen Kommunikationschef Anthony Scaramucci arbeiten, den Trump kurz zuvor angestellt hatte.
Reince Priebus
Es ist nicht völlig klar, ob Trumps Stabschef Priebus zurücktrat oder gefeuert wurde. Fest steht, dass der Präsident am 28. Juli 2017 über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt gab, dass er mit James Kelly einen neuen Chief of Staff einstelle. Zuvor hatte es Priebus mehr als ein halbes Jahr lang nicht verhindern können, dass vertrauliche Informationen aus dem Weißen Haus an die Presse weitergegeben wurden.
Anthony Scaramucci
Zehn Tage nachdem bekannt wurde, dass Scaramucci den Job des Kommunikationsdirektors übernehmen würde, war er ihn auch schon wieder los. Er soll gefeuert worden sein, weil der neue Stabschef Kelly ihn für nicht diszipliniert genug hielt. Scaramucci hatte spätabends am 26. Juli einen Reporter des Magazins New Yorker angerufen und gedroht, den gesamten Kommunikationsstab des Weißen Hauses zu feuern, damit vertrauliche Informationen nicht mehr an die Presse weitergegeben würden. Außerdem hatte er sich in dem Telefonat unflätig über Priebus und Steve Bannon geäußert.
Steve Bannon
Schon der Einzug Bannons ins Weiße Haus sorgte für Wirbel. Trumps Chefstratege und ehemaliger Wahlkampfmanager war für seine rechtsextremen Ansichten bekannt und einer der Gründer der rechtsgerichteten Nachrichtenwebsite Breitbart News. Am 18. August 2017 trat er zurück, soll aber dazu gezwungen worden sein, weil er Trump öffentlich widersprochen hatte.
Hope Hicks
Die Kommunikationschefin des Weißen Hauses, die von Vanity Fair als Trumps Ziehtochter bezeichnet wurde, verkündete am 28. Februar, dass sie zurücktreten werde. In US Medien wird spekuliert, dass ihr Rücktritt mit ihrer nicht-öffentlichen Aussage vor dem Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses am 27. Februar zusammenhängt. Mit Hicks verlor Trump eine seiner engsten Vertrauten.
Gary Cohn
Am 6. März verkündete Cohn, dass er seine Position als Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats verlassen wird. Vermutlich tritt Trumps Wirtschaftsberater deshalb zurück, weil sich der Präsident gegen seinen ausdrücklichen Rat dafür entschieden hat, Strafzölle auf Stahl und Aluminium zu erheben.
Rex Tillerson
Schon öfter hatte es Spekulationen gegeben, Rex Tillerson könnte seinen Posten als Außenminister verlassen. Am 13. März war es dann soweit. Tillerson hatte immer wieder Positionen vertreten, die sich von denen Trumps unterschieden, etwa was den Konflikt mit Nordkorea angeht. Vor dem Gipfeltreffen mit den Nordkoreanern habe der Präsident seine Mannschaft neu aufstellen wollen, hieß es aus Regierungskreisen in Washington.
Abbild seiner Politik: Donald Trump auf Magazin-Covern
Das erste Jahr der Präsidentschaft von Donald Trump hat die Fantasie von Illustratoren und Karikaturisten aus der ganzen Welt beflügelt. Hier eine Auswahl der besten Magazin-Cover des letzten Jahres.
Bild: picture-alliance/dpa/EPA/Time Magazine
Ganz der Staatsmann
Ein Cover, das dem frisch gewählten US-Präsidenten Ende 2016 gefallen haben dürfte: Das US-Nachrichtenmagazin "Time" wählte Trump zur Person des Jahres. Er stand damit in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Adenauer, Kennedy und Martin Luther King - aber auch Hitler und Stalin. Person des Jahres ist der Redaktion zufolge, wer die Welt maßgeblich beeinflusst hat - zum Guten oder zum Schlechten.
Bild: picture-alliance/dpa/EPA/Time Magazine
Trump als politischer Wiedergänger
Zu welcher der beiden Gattungen Trump zählt, war für das mexikanische Magazin "Letras Libres" schon vor der Wahl klar: "Amerikanischer Faschist" titelten die Blattmacher im Oktober 2016 - dargestellt als stilisiertes Hitler-Bärtchen. Trump hatte angekündigt, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen und illegal in den USA lebende Einwanderer einsperren und abschieben zu lassen.
Bild: Letras libras
Leiser Kommentar
Die Mauer zu Mexiko war eines der zentralen Wahlkampfversprechen, folglich griff "The New Yorker" Trumps Vorhaben zwei Wochen nach dessen Wahl im November 2016 auch als Angriff auf ihr Blatt auf. Bei der Gestaltung der Titelbilder zeigten die Redakteure der internationalen Presse ein breites Spektrum: von eher leisen Kommentaren wie diesem hier bis hin zu explizit derberen Kommentaren.
Bild: The New Yorker
Eine rhetorische Frage
Schrill ging es beim französischen Satiremagazin "Charlie Hebdo" zu, das auf einen aufgetauchten Videomitschnitt reagierte. In diesem hatte Trump gesagt, man(n) könne Frauen in den Schritt greifen und überhaupt "alles machen, was man wolle". "Charlie Hebdo" fragte folgerichtig: "Sollte man ihm den nuklearen Knopf anvertrauen?"
Bild: Charlie Hebdo
Homer first
Manchmal überholt die Realität selbst die aberwitzigste Fiktion: Nach Trumps Wahl nahm das englische Boulevardblatt "The Sun" die Szene einer 16 Jahre alten "Simpsons"-Episode auf den Titel: deren Macher hatten Trump darin quasi prophetisch zum US-Präsidenten gekürt - und damit selbst den dumpfen Homer verschreckt. Der reist in "Bart to the Future" übrigens durch Trumps Haupthaar.
Bild: The Sun
Die Patrick-Parallele
Die linksliberale französische Tageszeitung "Libération" reagierte auf den Wahlausgang mit beißendem Sarkasmus. Immerhin entlieh die Redaktion die Schlagzeile "American Psycho" beim Bestseller von Bret Easton Ellis, in dem es, nun ja, um einen eiskalten Serienmörder geht: Patrick Bateman ist reich, oberflächlich, selbstverliebt und hat einen Hang zu Statussymbolen. Genug Parallelen?
Bild: Libération
Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!
Manche Kommentatoren hofften, der gewählte Präsident Trump werde womöglich gemäßigter auftreten als der Wahlkämpfer Trump. Zur Titelgeschichte "Hier gibt es nichts zu sehen" über die chaotischen Verhältnisse rund um den Machtwechsel im Weißen Haus schuf der Illustrator Tim O'Brien für "Time" mit feinen Pinselstrichen dieses kleine Kunstwerk.
Bild: Time Magazine
Aus dem Weg!
Nach Trumps Vereidigung griff der "New Yorker" dessen breitbeiniges Auftreten auf: Zwar übernahm er das Steuer, verhielt sich aber wie ein Kleinkind, das seinen Willen durchsetzen will. Man höre immer wieder unglaubliche Geschichten von kleinen Jungs, denen es irgendwie gelänge, das Familienauto zu starten und quer durch die Stadt zu fahren, sagte der Illustrator Barry Blitt zu seinem Werk.
Bild: The New Yorker
Präsidialer Brandstifter
Das britische Wochenmagazin "The Economist" inszenierte den obersten Befehlshaber im Februar 2017 als Revoluzzer, der Brandsätze wirft. Während Chaos in der Politik normalerweise im Versagen ende, scheine es bei Trump Teil des Plans zu sein, schrieb das Magazin in der Titelgeschichte.
Bild: The Economist
Messermassaker
Für Aufsehen sorgte im Februar 2017 dieser Titel des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel": Als Reaktion auf die "America first"-Politik sowie den Einreisestopp für Menschen aus sieben islamischen Ländern, zeigt es Trump mit dem abgetrennten Kopf der Freiheitsstatue samt blutigem Messer. Die bildliche Gleichsetzung des Präsidenten mit den Schlächtern der Terrormiliz IS war umstritten.
Bild: picture-alliance/dpa/K.-U. Wärner
Im Kreise der Lieben
Satire kann es schwer haben, wenn der politische Alltag so bizarr ist wie bisweilen unter Donald Trump. Das Magazin "Mad" nahm sich der sorglosen, von Ethik befreiten Einbindung von Trumps Familie in den politischen Stab an, hier in Person von Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner - mit "Mad"-Coverboy Alfred E. Neumann als Kushner: "Nehmt eure Kinder jeden Tag mit zur Arbeit."
Bild: Mad
Sprachrohr der Rechten
Nach den rechtsextremen Demonstrationen in Charlottesville im Bundesstaat Virginia fuhr ein Teilnehmer vorsätzlich mit dem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten, tötete eine Frau und verletzte 19 Personen. Trotz dieser Tat brachte es Trump fertig, unter den Demonstranten "gute Leute" zu erkennen. Für den "Economist" machte ihn das zum Sprachrohr der Rechten.
Bild: The Economist
Rückenwind vom Präsidenten
Auch der "New Yorker" griff die unter dem Motto "Vereinigt die Rechten" veranstaltete Demonstration in Charlottesville auf, an der Mitglieder der ultrarechten Alt-Right-Bewegung ebenso teilnahmen wie jene vom Ku-Klux-Klan und Neonazis. Tenor des Covers: Die rassistische Bewegung bekommt Rückenwind vom US-Präsidenten.
Bild: The New Yorker
Heil Trump!
Der deutsche "Stern" ging noch weiter und inszenierte Trump wenig subtil als neuen Hitler. Das Titelbild trug die Schlagzeile "Sein Kampf" - und sorgte gerade dadurch für Kritik: Der Zentralrat der Juden sprach von einer Relativierung von Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf". In den sozialen Medien wurde dem Magazin Effekthascherei vorgeworfen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Sohn
Fauler Junge
Das Nachrichtenmagazin "Newsweek" zeigte Trump im Spätsommer, wie man ihn sich wohl auch nach der Lektüre des aktuellen Bestsellers "Fire and Fury" von Michael Wolff vorstellen muss: als zappenden TV-Junkie. 40 Tage im Golfklub, aber kein einziges wichtiges Gesetz, bilanzierte Newsweek das erste Halbjahr: "Stellen Sie sich vor, wie er sich erst fühlen müsste, wenn er mal arbeiten würde."
Bild: Newsweek
An der russischen Leine
Donald Trump als US-Präsident ist ein gefundenes Fressen für Satiriker. Schon nach kurzer Zeit überschlug sich das Internet anlässlich des "Time"-Covers zur Wahl der Person des Jahres mit kreativen Abwandlungen, zeigte ihn in als Knasti oder wie hier - in Anspielung auf die mutmaßliche Einflussnahme Russlands auf die US-Wahl - als russische Braut.
Alternative Fakten
"Fake News" unterstellt Trump gerne jenen Medien, die kritisch über ihn berichten. Sofern es ihm nützt, macht der Präsident aber auch mal Abstriche. Diese "Time"-Ausgabe aus dem Jahr 2009 hat es nie gegeben, hängt aber eingerahmt in Trumps Golfklubs. Das Cover preist seine TV-Show "The Apprentice". Trump schlage einfach an allen Fronten ein. Immerhin letzteres sollte sich 2016 bewahrheiten.