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Trumps Zölle: Was ist der aktuelle Stand?

Uwe Hessler
1. August 2025

Nur wenige Stunden, bevor am 1. August weltweit neue US-Zölle in Kraft treten sollten, verhängte der US-Präsident umfassende weitere Zölle auf Importe. Damit verschärft er seine aggressive Handelspolitik.

Donald Trump hinter einem Mikrofon
US-Präsident Donald Trump geht mit seiner aggressiven Zollpolitik gegen das US-Handelsdefizit vorBild: Jacquelyn Martin/AP Photo/picture alliance

Im Wahlkampf hatte Donald Trump gesagt, Zoll sei "das schönste Wort im Wörterbuch". Am 2. April, gerade zehn Wochen im Amt, schockte der US-Präsident sowohl die Politik als auch die Wirtschaft weltweit: Er kündigte einen "Grundzoll" von zehn Prozent auf alle in die Vereinigten Staaten importierten Waren an.

Zusätzlich würden Waren von etwa 60 anderen Handelspartnern mit noch höheren, sogenannten Gegenzöllen belegt. Die sollten eine Vergeltung sein für die - so Trump - "unfairen" Handelspraktiken der "schlimmsten Übeltäter". Mit seiner ganz eigenen Vision vom globalen Handel will er angebliche Benachteiligungen für die USA ausgleichen.

An diesem Donnerstag unterzeichnete Donald Trump ein weiteres Dekret, mit dem er vielen Ländern neue und noch höhere Zölle auferlegte. Trump argumentiert: Handelsdefizite mit anderen Ländern seien ein nationales Sicherheitsrisiko, damit bestehe ein nationaler Notstand. Das ermögliche ihm, mit Präsidialerlassen das Parlament zu umgehen.

Die neue Verordnung legt Zölle für fast 70 Länder fest, die zwischen 10 Prozent und 41 Prozent betragen. Überraschend erklärte das Weiße Haus, die Maßnahmen würden für die meisten Länder erst nächste Woche in Kraft treten und nicht bereits an diesem Freitag. Das verschafft Zeit für weitere Gespräche.

Vereinbarungen mit den USA

In den vergangenen Wochen hatten einige Länder und die Europäische Union etwas günstigere Bedingungen ausgehandelt. So werden EU-Waren, die in die USA importiert werden, mit einem Basis-Zollsatz von 15 Prozent belegt. Dies betrifft auch den wichtigen Automobilsektor der EU. Seit Trumps Amtsantritt im Januar wurden hier 25 Prozent fällig. Im Gegenzug wird die EU den US-Unternehmen keinerlei Zölle auferlegen. Der Staatenbund hat sich laut dem Weißen Haus außerdem verpflichtet, Energie aus den USA im Wert von 750 Milliarden US-Dollar (656 Milliarden Euro) zu kaufen sowie rund 600 Milliarden Dollar in den USA zu investieren.

Das Abkommen muss noch von allen 27 EU-Mitgliedern unterzeichnet werden und ist bereits auf heftige Kritik gestoßen. Der französische Premierminister François Bayrou sagte, die EU habe kapituliert. Er bezeichnete den Tag der Vereinbarung als "düsteren Tag".

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Das Vereinigte Königreich hatte im Mai als erstes Land ein Handelsabkommen mit Washington geschlossen. Britische Produkte unterliegen dem Basissteuersatz von zehn Prozent, mit Ausnahmen für einige Branchen. Noch verhandelt das Vereinigte Königreich über Ausnahmen für seine Stahl- und Aluminiumprodukte von den aktuell geltenden 25 Prozent. Im Gegenzug musste Großbritannien seinen Markt weiter für US-Ethanol und Rindfleisch öffnen.

Japan konnte im Juli ein Abkommen schließen. Das Ergebnis: 15 Prozent, darunter auch für Autos. 2024 machte diese Branche 30 Prozent der japanischen Exporte in die USA aus. Zölle von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium aus Japan bleiben bestehen. Außerdem werde Japan 550 Milliarden US-Dollar in den USA investieren, teilte das Weiße Haus mit.

Südkoreas Basis-Zollsatz liegt nach Verhandlungen bei 15 Prozent - ursprünglich hatten die USA 25 Prozent angedroht. Südkorea ist einer der zehn wichtigsten Handelspartner der USA und wichtiger Verbündeter in Asien.

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Washington hat außerdem Handelsabkommen mit den Philippinen, Vietnam, Indonesien und Pakistan geschlossen.

China - die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt - ist ein Sonderfall. Washington und Peking hatten die Zölle auf die Waren des jeweils anderen Landes auf über 100 Prozent angehoben, bis sie die Sätze für einen Zeitraum von 90 Tagen vorübergehend senkten. Diese Pause endet am 12. August. China reagierte aggressiv auf Trumps Drohung, 145 Prozent auf Importe zu erheben: mit eigenen Zöllen auf US-Waren sowie einem Verkaufsstopp für wichtige Seltene Erden und Komponenten, die von amerikanischen Rüstungs- und Hightech-Herstellern verwendet werden.

Hohe Zollsätze ohne Abkommen

Länder ohne bilaterale Handelsabkommen werden sich bald mit Zöllen von 25 bis 50 Prozent auseinandersetzen müssen. Nach Trumps jüngstem Dekret droht der Schweiz nun ein Zollsatz von 39 anstelle der angekündigten 31 Prozent. Dies könnte die wichtige Schweizer Pharmaindustrie hart treffen. Die Schweizer Regierung erklärte, sie wolle verhandeln.

Brasilien ist eine der wenigen großen Volkswirtschaften, die gegenüber den Vereinigten Staaten ein Handelsdefizit aufweisen. Das bedeutet, Brasilien importiert mehr aus den USA als dass es dorthin exportiert. Dennoch hat der US-Präsident wegen politischer Differenzen damit gedroht, 50 Prozent auf brasilianische Produkte zu erheben. Trump bezeichnet einen laufenden Prozess gegen den ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro als "Hexenjagd" und fordert die Freilassung des ultrakonservativen Politikers. Der amtierende brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hat Trump seinerseits als "Imperator" bezeichnet und erklärt, er habe keine Angst davor, den US-Präsidenten öffentlich zu kritisieren.

Indien verärgert Trump wegen seines großen Handelsüberschusses mit den USA und seiner Handelsbeziehungen zu Russland. Daher kündigte Trump am Mittwoch einen Zoll von 25 Prozent auf indische Waren an, zuzüglich einer weiteren "Strafe", weil Indien russisches Öl kauft, das Moskau hilft, seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren.

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Zwei der größten Handelspartner der USA - Kanada und Mexiko - bleiben ebenfalls nicht verschont, obwohl der Handel zwischen den drei Nachbarn durch das US-Mexiko-Kanada-Handelsabkommen (USMCA) geregelt wird, das während Trumps erster Amtszeit ausgehandelt wurde.

Anfang Juli drohte Trump, die Zölle auf mexikanische Produkte ab dem 1. August von 25 Prozent auf 30 Prozent anzuheben. Der US-Präsident argumentierte, die Regierung von Präsidentin Claudia Sheinbaum habe nicht genug getan, um die gemeinsame Grenze zu sichern. Viele Waren, die unter dem USMCA-Freihandelsabkommen zertifiziert sind, blieben jedoch weiterhin von den Zöllen ausgenommen. Einen Tag vor der Frist verlängerte der US-Präsident die derzeitigen Zölle um 90 Tage, um mehr Zeit für Verhandlungen zu lassen. 

In einem separaten Dekret kündigte Trump auch eine Zollerhöhung für Kanada an. Ab diesem Freitag werden statt 25 nun 35 Prozent fällig. Trump warnte Kanada außerdem vor weiteren Konsequenzen für den Handel, nachdem Premierminister Mark Carney angekündigt hatte, einen palästinensischen Staat anerkennen zu wollen. Nach Ansicht des Weißen Hauses habe Kanada außerdem "versagt, bei der Eindämmung der anhaltenden Flut von Fentanyl und anderen illegalen Drogen zu kooperieren". Auch Kanadas "Vergeltung" gegen Trumps Maßnahmen führt die Regierung als Grund für die Erhöhung an.

Aus dem Englischen adaptiert von Uta Steinwehr.

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