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Doping-Arzt Ferrari verurteilt

4. April 2017

Er ist eine der schillerndsten Figuren des Spitzensports: Der italienische Arzt Michele Ferrari dopte Top-Athleten wie Lance Armstrong. Ein Gericht verurteilt ihn nun zu einer Bewährungsstrafe.

Michele Ferrari
Bild: AFP/Getty Images

Auf seiner Webseite nennt Dr. Michele Ferrari seine Art des Trainings "Kunst" und vergleicht sich dabei mit anderen Künstlern. "Der Maler nutzt sein technisches Wissen, um damit seine eigenen Gefühle, Inspirationen, Interpretationen, Stimmungen auszudrücken und ein einzigartiges, unwiederholbares Ergebnis zu erzielen. Auf sehr ähnliche Art verfährt der Trainer, der seine Methoden auf jeden einzelnen Athleten maßschneidert." Die Sätze transportieren das Selbstverständnis des Michele Ferrari, der sich selbst als Macher hinter den Topathleten sah. 

Eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung für den "Dottore EPO"

Nur bezogen sich seine Dienstleistungen erwiesenermaßen nicht bloß auf "biomechanische Effizienz-Tests, Materialauswahl, Renn- und Trainingsprogramme und Ernährungsstrategien", wie Ferrari sich selbst bewirbt. Der 64-jährige Italiener dopte jahrelang Spitzensportler aus verschiedenen Disziplinen und ist deswegen im Sport lebenslang gesperrt. Nun verurteilte ein Gericht in Bozen Ferrari zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung. Ihm wird die wiederholte Abgabe und Beihilfe zur Verabreichung von Dopingmitteln vorgeworfen, und dies ist in Italien seit einigen Jahren strafbar.

Ferrari, auch "Dottore EPO" genannt, wird nicht mehr den Ärzteberuf ausüben können, beschloss das Gericht. Er soll dem Südtiroler Biathleten Daniel Taschler, dem der Staatsanwalt wiederholten EPO-Konsum vorwarf, verbotene Mittel verabreicht haben. Taschler wurde zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Dessen Vater Gottlieb Taschler, der Beihilfe zum Doping - erschwert durch sein Amt als Vizepräsident des Biathlon-Weltverbandes IBU - beschuldigt, wurde zu einem Jahr Haft verurteilt, ebenfalls zur Bewährung.

Hinweise über Abhörprotokolle

Die drei Verurteilten müssen zudem der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), die als Nebenkläger am Prozess teilgenommen hatte, eine Entschädigung von 15.000 Euro zahlen. Die Verteidiger der Angeklagten kündigten Einspruch gegen die Urteile an. Gegen die beiden Südtiroler waren 2014 Dopingvorwürfe laut geworden. Aus Abhörprotokollen der Staatsanwaltschaft Padua soll hervorgehen, dass Taschler seinem Sohn im Jahr 2010 einen verbotenen Kontakt zu Ferrari vermittelt hat. Taschler lässt sein Amt als Vizepräsident des Weltverbands IBU seitdem ruhen. Ferrari betreute in der Vergangenheit unter anderem die Leichtathletik- und Biathlon-Nationalteams Italiens, zahlreiche Radteams sowie einzelne Radprofis wie Lance Armstrong und Tyler Hamilton, die später über Ferraris Dopingmachenschaften auspackten.

jw/sn (mit sid, dpa)

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