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Doping bei VfB Stuttgart und SC Freiburg?

2. März 2015

Die Evaluierungskommission, die sich mit der Doping-Vergangenheit an der Freiburger Universität beschäftigt, findet offenbar Beweise für einen neuen westdeutschen Dopingskandal in den 1980er Jahren.

Die Spieler des VfB Stuttgart feiern die Deutsche Meisterschaft 1983/1984 (Foto: dpa/Rudel)
Die Spieler des VfB Stuttgart feiern die Deutsche Meisterschaft 1983/1984Bild: picture-alliance/dpa/H. Rudel

Flächendeckendes Doping im Radsport und nun auch systematische Verabreichung von Anabolika beim VfB Stuttgart und dem SC Freiburg? Die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin, die untersucht, inwieweit die Universität Freiburg in Dopingpraktiken verstrickt war, hat offenbar Beweise für Dopingvorfälle bei den Profi-Fußballmannschaften aus Stuttgart und Freiburg gefunden. Demnach sei in den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren" beim VfB Stuttgart "im größeren Umfang" und auch beim damaligen Zweitligisten aus Freiburg Anabolika-Doping vorgenommen worden. Schlüsselfigur ist der Freiburger Sportmediziner Armin Klümper. Der damalige Leiter der Spezialambulanz gilt als Schlüsselfigur der Dopingvergangenheit an der Freiburger Uni. Die Kommission hielt in ihrem Zwischenbericht ausdrücklich fest, "dass eine Zuordnung von Medikationen an einzelne, konkret zu benennende Spieler nach Auswertung der Akten der Staatsanwaltschaft Freiburg nicht möglich ist".

Der SC Freiburg spielte damals in der zweiten Liga, der VfB Stuttgart befand sich mit Spielern wie Bernd und Karlheinz Förster, Hansi Müller oder Karl Allgöwer auf dem Höhenflug und wurde 1984 deutscher Meister. Der heutige Bundestrainer Joachim Löw war damals bei beiden Klubs als Spieler aktiv: 1978 bis 1980, 1982 bis 1984, sowie 1985 bis 1989 in Freiburg, 1980/81 in Stuttgart.

Joachim Löw (l.) im Trikot des SC Freiburg (1989)Bild: picture-alliance/dpa/R. Haid

Die Kommission betonte: "Gezeigt werden können erstmalig die Strukturen des Dopings im Fußball am Beispiel der hauptverantwortlichen Mitwirkung von Prof. Dr. Klümper inklusive der Finanzierung solcher Aktivitäten durch die Vereine." Karlheinz Förster sagte unlängst in einer Dokumentation des Südwest-Rundfunks: "Wenn's Spitz auf Knopf ging, da haben wir gesagt: 'Mensch Professor, ich muss am Samstag wieder ran.' Da hat man auch mal was Unvernünftiges gemacht." Anders sah das der ehemalige VfB-Trainer Jürgen Sundermann (1976 bis 1979 und 1980 bis 1982). "Das ist absurd. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen und halte das für völlig ausgeschlossen", sagte er in einer ersten Reaktion auf die Stellungnahme der Evaluierungskommission.

Der VfB Stuttgart verwies in einer Pressemitteilung darauf, dass ihm das Gutachten nicht vorliege und es daher schwierig sei, darauf zu reagieren. Festzustellen sei allerdings, "dass Prof. Klümper zu keinem Zeitpunkt Vereinsarzt des VfB Stuttgart war".

Ärzteplan des BDR

Beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) fand "Doping vor allem mit anabolen Steroiden in den Jahren zwischen 1975 und 1980 (…) auf Veranlassung Klümpers statt", schrieb die Kommission: "Dieses Doping wurde, wie hier erstmals bewiesen werden kann, auch vom BDR aus einem eigenen 'Ärzteplan' finanziert. Dabei ist derzeit nicht auszuschließen, dass auch Minderjährige Dopingmittel erhalten haben könnten."

Die neuen Erkenntnisse zum Doping im BDR und im Profi-Fußball wurden in einem etwa 60-seitigen Sondergutachten zusammengefasst. Die Evaluierungskommission werde in den nächsten Wochen darüber beraten, ob sie diesen Text als Zwischenbericht gegebenenfalls vor Abschluss sämtlicher Arbeiten veröffentlichen will, hieß es in einer Stellungnahme. Mit den Ermittlungen sei der Nachweis möglich, "dass Doping in der Bundesrepublik Deutschland keineswegs nur der individuellen Verantwortung einzelner Sportler überstellt war, sondern dass es über einzelne Sportverbände oder Sportvereine mitunter zentral organisiert und finanziert wurde".

Sportmediziner Armin Klümper (1997)Bild: picture-alliance/dpa

asz/sn (sid, dpa)

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