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Im Auftrag von zwei Seiten

Christian Ignatzi5. Juli 2014

Der NSA-Untersuchungsausschuss soll von einem Mitglied des Bundesnachrichtendienstes ausspioniert worden sein - für die USA. Der Fall wäre bei weitem nicht der Erste in der Geschichte. Fünf bemerkenswerte Beispiele.

Mata Hari, Tänzerin und Spionin (Foto: Hulton Archive/Getty Images)
Eine der bekanntesten Doppelagentinnen der Geschichte: Die Tänzerin Mata HariBild: Getty Images

Mata Hari - die Tänzerin und die Generäle im Ersten Weltkrieg

Margaretha Geertruida Zelle aus den Niederlanden ging als Tänzerin Mata Hari in die Geschichte ein. Wegen finanzieller Schwierigkeiten lässt sie sich 1916 über die Bekanntschaft des deutschen Konsuls in den Niederlanden, Karl Cramer, auf ein Spionageangebot ein. Unter dem Codenamen "H21" reist sie von da an in offizieller Funktion um die Welt und verführt feindliche Generäle. Kurz darauf setzt der Chef des französischen Geheimdienstes, Georges Ladoux, Agenten auf Mata Hari an und wirbt sie für seinen Geheimdienst an. Sie soll 25.000 Francs für jeden überführten feindlichen Agenten erhalten. Mata Hari willigt ein und wird zur Doppelagentin. Doch die Franzosen riechen den Braten. Ein abgefangenes Telegramm aus Deutschland wird ihr zum Verhängnis. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird Mata Hari am 24. und 25. Juli 1917 der Prozess gemacht. Am 15. Oktober 1917 erschießt ein zwölfköpfiges Exekutionskommando die Spionin.

Juan Pujol Garcia - Spion Garbo und der D-Day

Der Katalane Juan Pujol Garcia narrte die deutsche Wehrmacht jahrelang während des Zweiten Weltkriegs. Bei der deutschen Abwehr war er bekannt als "Alaric Arabel", arbeitete in Wirklichkeit aber unter dem Decknamen "Garbo" für die Briten. Mehr als 300 Berichte schickte der gelernte Geflügelzüchter aus Barcelona an die Nazis, die ihn deshalb als vertrauenswürdige Quelle schätzten. Am Ende wurde er zum Zünglein an der Waage. Bis zuletzt ließ er die deutschen Generäle glauben, dass der Angriff der Alliierten am D-Day nicht in der Normandie stattfinden sollte, sondern im Ärmelkanal, viel weiter östlich in der Nähe von Calais. Noch drei Tage nachdem die ersten Soldaten der Alliierten an den Stränden der Normandie gelandet waren, glaubte die deutsche Heeresführung an einen Hauptangriff bei Calais. Adolf Hitler stoppte deshalb zwei Panzerdivisionen, die sich von Calais auf dem Weg in die Normandie gemacht hatten. Eine für die Nazis fatale Fehlentscheidung - dank Garbo.

Mitglied der berühmt-berüchtigten Cambridge Five, die den britischen Geheimdienst unterwanderten: Kim PhilbyBild: AP

Die Cambridge Five - Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs

Während Doppelagent Garbo die Briten mit Informationen aus Deutschland versorgte, gab es das gleiche Spielchen auch andersherum. Die Cambridge Five waren ein Spionagering des sowjetischen Geheimdienstes KGB im britischen Geheimdienst MI5. Der KGB rekrutierte Kim Philby (Artikelbild), Donald Maclean, Guy Burgess, Anthony Blunt und vermutlich John Cairncross in den 1930er Jahren schon während ihres Studiums in Cambridge. Es gelang ihnen dadurch, eigene Spione beim MI5 zu platzieren, die dann in ranghohe Positionen aufstiegen. Während des Zweiten Weltkriegs versorgten sie die Sowjetunion mit Informationen über Kriegsstrategien der Alliierten. Auch während des Kalten Krieges lieferten sie wichtige Informationen. Philby, Burgess und MacLean flohen später in den Osten. Blunt blieb dagegen als Leiter der königlichen Gemäldegalerie im Land, da ihm politische Immunität gewährt wurde.

"Mole", "Maulwurf" also, hat man ihn in England und Nordirland genannt, als er aufgeflogen war: Denis DonaldsonBild: picture-alliance/dpa

Denis Donaldson - Irischer Terrorist auf Seiten britischer Geheimdienste

Der Nordire Denis Donaldson war seit den 1980er Jahren Informant des britischen Geheimdienstes MI5. Die irischen Organisationen Provisional Irish Republican Army (IRA) und Sinn Féin, denen er angehörte, wussten davon allerdings nichts. Als 16 Jahre alter Schüler hatte sich Donaldson der IRA angeschlossen, die als Terrororganisation gegen die britische Besetzung Nordirlands kämpfte. Später gelang es den britischen Nachrichtendiensten, ihn als Informanten anzuwerben. Angeblich sollen die Briten den katholischen Familienvater mit seinen zahlreichen Frauengeschichten erpresst haben. Am 4. April 2006 wurde Donaldson in der irischen Grafschaft Donegal erschossen aufgefunden. Ein Jahr zuvor war seine Tätigkeit für die Briten aufgeflogen. Die genauen Umstände seines Todes sind noch immer ungeklärt. Die Verfassung der IRA sieht zwar vor, dass Verräter erschossen werden, der politische Flügel Sinn Féin distanzierte sich allerdings deutlich von dem Mord.

Arbeitete für den Nachrichtendienst der Nazis, den britischen MI 6 und den bundesdeutschen BND: Heinz Felfe (1918 - 2008). Am längsten war er jedoch für den sowjetischen KGB tätig.Bild: picture-alliance/dpa

Heinz Felfe - Der Top-Mann des BND in Diensten des KGB

Die Enttarnung von Heinz Felfe war DER deutsche Geheimdienstskandal der frühen sechziger Jahre. Felfe galt als enger Vertrauter es damaligen BND-Chefs Reinhard Gehlen und leitete im Bundesnachrichtendienst den Bereich Spionageabwehr. Schon als Felfe 1951 in die "Organisation Gehlen", den Vorläufer des BND, eingetreten war, arbeitete er für die gegnerische Seite: Im Frühjahr 1950 hatte ihn der sowjetische KGB angeworben. Bis Felfe im November 1961 aufflog, hatte er fast 16.000 Fotos von geheimen Dokumenten geschossen und nach Moskau geliefert. 94 Informanten des BND wurden durch seinen Verrat enttarnt sowie ähnliche viele Agenten der CIA. Felfe wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt, kam aber schon 1969 durch einen Gefangenenaustausch frei und wurde wenig später Professor für Kriminalistik an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. Wie viele andere BND-Mitarbeiter der frühen Bundesrepublik hatte Felfe sein Handwerk schon im Nationalsozialismus gelernt: Ab 1939 wurde er im Reichsicherheitshauptamt ausgebildet, 1943 wechselte er dann zum sogenannten SD, dem Nachrichtendienst der NSDAP. Der Fall Felfe wirkte sich verheerend auf das Ansehen des BND bei den befreundeten westlichen Diensten aus, aber auch innerhalb des BND war Vertrauen irreparabel beschädigt.

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