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Dos Santos wegen Betruges angeklagt

23. Januar 2020

Die Justiz in Angola klagt die reichste Frau Afrikas an. Es geht um Betrug und Geldwäsche. Die Tochter des ehemaligen angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos sagte, sie wolle ihren "guten Namen" verteidigen.

Isabel dos Santos angolanische Investorin
Bild: picture-alliance/dpa/V. Sharifulin

Isabel dos Santos werden nach Angaben des angolanischen Generalstaatsanwalts, Helder Pitta Gros, unter anderem Missmanagement, unerlaubte Einflussnahme und Urkundenfälschung während ihrer Zeit an der Spitze des staatlichen Ölkonzerns Sonangol vorgeworfen. Die Geschäftsfrau lebt seit dem Rücktritt ihres Vaters im August 2017 in London und Dubai. Die angolanische Justiz will nach eigenen Angaben "alle zur Verfügung stehenden Mittel" einsetzen, um die 46-Jährige in ihr Heimatland zurückzubringen und dort vor Gericht zu stellen.

José Eduardo dos Santos hatte das zentralafrikanische Angola, das zu den ärmsten und korruptesten Ländern der Welt gehört, von 1979 bis 2017 autokratisch regiert. Jüngst veröffentlichte Recherchen des Internationalen Konsortiums Investigativer Journalisten (ICIJ), zu dem auch "Süddeutsche Zeitung", sowie die Rundfunkanstalten NDR und WDR gehören, legen den Verdacht nahe, dass Isabel dos Santos erhebliche Vorteile aus dem korrupten System in Angola zog.

Millionenvermögen durch Vetternwirtschaft?

Demnach hat die 46-Jährige "systematisch" von Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme in Angola profitiert, um ihr Milliardenvermögen anzuhäufen. Dos Santos, ihr Ehemann Sindika Dokolo und weitere Vertraute gründeten den Dokumenten zufolge in den vergangenen Jahren mehr als 400 Firmen, fast hundert davon in Steueroasen wie Malta, Mauritius und Hongkong. Immer wieder hätten diese Firmen von öffentlichen Aufträgen in Angola, von Beratertätigkeiten und von Darlehen profitiert, hieß es.

"Die Vorwürfe, die in den vergangenen Tagen gegen mich erhoben wurden, sind äußerst irreführend und unwahr", ließ Isabel dos Santos über eine PR-Firma in London erklären. Sie wolle ihren "guten Namen" vor internationalen Gerichten verteidigen. Die portugiesische Eurobic-Bank teilte derweil mit, dass dos Santos ihre Anteile an der Bank verkaufen wolle. Laut portugiesischen Medien überwies die Geschäftsfrau über das Geldhaus, dessen Hauptaktionärin sie ist, Gelder mit zweifelhafter Herkunft nach Portugal.

Mitarbeiter von dos Santos tot in Portugal aufgefunden

Ein enger Mitarbeiter der Angolanerin Isabel dos Santos ist unterdessen in Lissabon tot aufgefunden worden. Die portugiesische Kriminalpolizei bestätigte entsprechende Berichte der Zeitungen "Jornal Económico" und "Correio da Manhã". Die Leiche des Mannes, die mehrere Verletzungen aufweise, sei am späten Mittwochabend in einer Garage eines Wohnhauses im Westen Lissabons gefunden worden. Alles deute zwar auf einen Freitod durch Erhängen hin. Es werde aber auch ein Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen. Ermittlungen seien aufgenommen worden, hieß es.

Immer eine Schlagzeile wert: Die Ermittlungen gegen die reichste Frau Afrikas Bild: DW/B. Ndomba

Berichte portugiesischer Medien, der Mann habe Anfang Januar versucht, sich das Leben zu nehmen, konnte die Polizei in Lissabon zunächst nicht bestätigen. Der 45-Jährige war Private-Banking-Direktor der portugiesischen Bank Eurobic, an der Isabel dos Santos 42,5 Prozent des Kapitals hält. Er war auch Kontoführer von dos Santos.

Das Eurobic-Konto der in Baku in Aserbaidschan geborenen Frau, die in Angola und Portugal oft nur "die Prinzessin" gerufen wurde, war im November 2017 unter dubiosen Umständen leergeräumt worden, kurz nachdem die heute 46-Jährige als Präsidentin der staatlichen angolanischen Ölgesellschaft Sonangol abgesetzt worden war. Nach Medienberichten wurden damals innerhalb weniger Stunden insgesamt rund 52 Millionen Euro auf ein Offshore-Konto überwiesen.

hf/rb (dpa, afp)

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