US Open: Drei gegen den Rest der Welt
6. September 2021Alexander Zverev freute sich an seinem Erfolg, er freute sich aber auch für einen anderen deutschen Spieler. Als der Olympiasieger im gelben T-Shirt und mit Badelatschen aufs Podium der US Open geschlurft war, sprach er auch über den Erfolg von Oscar Otte, der mit 28 Jahren seinen Durchbruch auf der ganz großen Bühne feiert.
Talentierter Typ
"Ich finde, der ist einer der talentiertesten Typen, die es gibt", sagte Zverev, der in der Runde der besten 16 in New York unerwartete Begleitung aus dem Lager des Deutschen Tennis Bundes (DTB) hat: "Ich bin froh zu sehen, dass er jetzt auf dem Niveau spielt, auf dem er wirklich spielen kann."
Während es für Zverev als Weltranglistenvierter längst Normalität ist, in der zweiten Turnierwoche mitzumischen und auf den Titelgewinn zu schielen, erreicht der Kölner Otte dieser Tage ein neues Level. Sportlich, finanziell, in der Aufmerksamkeit der Medien und der Konkurrenz. Zusammen mit dem Münchner Peter Gojowczyk, der ebenfalls als Qualifikant vorpreschte, bildeten sie das erste deutsche Achtelfinal-Trio bei einem Grand Slam seit Wimbledon 1997 mit Boris Becker, Nicolas Kiefer und Michael Stich.
Otte verdiente sich mit dem mutig erarbeiteten 6:3, 6:4, 2:6, 7:5 gegen Andrea Seppi ein echtes Topduell gegen Matteo Berrettini, den Wimbledonfinalisten. "Mehr als sehr gut", sei der Weltranglistenachte, sagte die Nummer 144 der Welt aus dem Rheinland, fügte aber schnell an: "Ich rechne mir auf jeden Fall meine Chancen aus."
"Definitiv eine Herausforderung"
Das gilt selbstredend auch für Zverev, der es nach seiner verkürzten Schicht in der Nacht zum Sonntag gegen den zunächst furios aufspielenden US-Amerikaner Jack Sock ebenfalls mit einem Italiener zu tun bekommt. Gegen Jannik Sinner steht eine richtig schwere Prüfung an, und der Hamburger muss sich im Vergleich zu seiner Drittrundenpartie, die beim Stand von 3:6, 6:2, 6:3, 2:1 mit der verletzungsbedingten Aufgabe von Sock endete, weiter steigern.
"Gegen Sinner wird es definitiv eine Herausforderung sein", sagte Zverev, der nach Olympiagold in New York seinen ersten Grand-Slam-Titel anpeilt. Darauf arbeitet Deutschlands Topspieler, der nun 14 Partien in Folge gewonnen hat, seit Jahren mit größtmöglicher Intensität hin.
Peter Gojowczyks beeindruckender Lauf bei den US Open endete hingegen in der Nacht zum Montag (MESZ). Der 32-Jährige unterlag dem 14 Jahre jüngeren Spanier Carlos Alcaraz 7:5, 1:6, 7:5, 2:6, 0:6. Alcaraz ist der jüngste Viertelfinalist in Flushing Meadows seit der Einführung des Profitennis 1968.
Auch Angelique Kerber musste sich einem neuen Shooting-Star geschlagen geben. Die Deutsche unterlag der 18 Jahre jungen Kanadierin Leylah Fernandez nach einem hochklassigen Match mit 6:4, 6:7 (5:7), 2:6. Die Nummer 73 der Weltrangliste hatte zuvor bereits Titelverteidigerin Naomi Osaka aus Japan bezwungen. Einen Tag vor ihrem 19. Geburtstag nutzte Fernandez nach 2 Stunden 14 Minuten ihren ersten Matchball gegen die 33 Jahre alte Kielerin.
ml/wa (SID, dpa, Eurosport)