Dresden will nicht Elmau sein
28. Mai 2015"Festung Dresden" steht auf einer Fahne, die gegenüber dem Dresdner Residenzschloss hängt. Das Treffen der G7-Finanzminister und Notenbankchefs ist damit aber nicht gemeint, die Fahne weist stattdessen den Weg in eines der vielen Museen Dresdens, die sich mit der Geschichte der Elbmetropole beschäftigen. Und zu der gehört eben auch der alte Festungswall unter der Stadt.
An dem wollte sich die sächsische Polizei bei der Aufgabe, das politische Gipfeltreffen im Hier und Jetzt zu sichern, aber nicht orientieren. Sie setzt auf möglichst wenige Einschränkungen für die Dresdner und ihre Touristen und gibt sich entspannt. "Sonne geht auf über Dresden, Tag 2 des Polizeieinsatzes beginnt", twittert die Polizei am Donnerstag kurz vor sechs Uhr morgens. Dazu gibt es ein Foto von den ersten Sonnenstrahlen auf dem beflaggten Schlossturm in Dresdens Altstadt, daneben ein großer Baum in sattem Grün.
Protest als Kunstform
Die Nacht sei ruhig verlaufen, man hoffe, dass es so bleibe, heißt es weiter. "Wir haben im Vorfeld verfolgt, dass es keine Mobilisierung gegeben hat, jedenfalls keine überregionale", sagt Polizeisprecher Thomas Geithner. Tatsächlich haben am Abend zuvor nur drei kleine, zuvor angemeldete Protestaktionen stattgefunden. Luftballons mit den Konterfeis der Staats- und Regierungschefs der G7 stiegen auf, dazu gab es die Aussage, dass auch bei dem Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs in Dresden nicht mehr als heiße Luft produziert werde. Das habe sehr schön ausgesehen und ihr gut gefallen, sagt eine Touristin, die das Spektakel beobachtet hat.
Überhaupt, die Touristen. Sie sind von dem 180 Meter langen Zaun, den die Polizei rund um das Residenzschloss und das benachbarte Taschenbergpalais errichtet hat, noch am meisten betroffen. Zwei Tage lang ist der Bereich gesperrt und kann nicht besichtigt werden. "Auf der einen Seite ist das schade, denn man kann sich nicht frei bewegen und das Schloss und das Grüne Gewölbe sind zu", bedauert Sandra Brüning, die für drei Tage aus Nordfriesland an die Elbe gekommen ist. "Aber sonst ist es sehr entspannt, und ich habe mir eigentlich vorgestellt, dass alles viel mehr abgeschirmt ist." Die Polizeibeamten seien sehr freundlich und würden sogar Fragen beantworten.
Alles für die Bankenretter
Während das Vorgehen der Polizei eher wohlwollend beurteilt wird, gibt es mit Blick auf die politische Seite aber auch kritische Stimmen. "Alles für die Bankenretter, alles für die Bankenretter", ruft ein beleibter Mann, der sich vor dem Absperrzaun auf seinen Spazierstock stützt. "Das kostet alles viel zu viel Geld", pflichtet ihm ein anderer Tourist bei. "Es wäre besser, wenn man von dem Treffen nichts wüsste", sagt eine Frau, die mit anderen Passanten darüber diskutiert, ob politische Gipfeltreffen nicht besser im Geheimen stattfinden sollten. "Dadurch, dass es öffentlich ist, kostet es doch viel mehr Geld."
80.000 Euro hat sich die Polizei den Zaun kosten lassen, der die Tagungsgebäude abschirmt. Er ist auf massiven Betonsockeln montiert und optisch ein wenig dem barocken Stadtbild angepasst. Mit deutlich mehr Geld schlagen die Personalkosten zu Buche. Rund eintausend Polizisten haben in der barocken Altstadt Posten bezogen. Auf den Türmen halten sich Scharfschützen bereit. Viel zu tun haben die Beamten nicht. In Gruppen zu zweit oder viert mischen sie sich unter die Touristen und patrouillieren um die Absperrungen herum.
Für den Fall eines Falles sei die Polizei gewappnet, sagt Polizeisprecher Geithner. "Wir haben in Deutschland ja schon seit einer Weile so eine abstrakte Terrorgefahr und das trifft auf so ein Ereignis in besonderem Maße zu und dem müssen wir mit unserem Konzept auch Rechnung tragen." Das es jetzt so wirke, als habe die Polizei nichts zu tun und stehe nur rum, "ja, das ist halt die andere Seite der Medaille".