Dresdens "Blaues Wunder" bekommt sein originales Blau zurück
13. Juli 2018
Seit 125 Jahren gehört die Brücke Blaues Wunder wie die Frauenkirche und der Zwinger zu den Wahrzeichen der Stadt an der Elbe. Das historische Bauwerk ist allerdings mehr als eine Sehenswürdigkeit - und stark belastet.
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Von weitem leuchtet der hellblaue Stahl der Brücke im Dresdner Osten. Zwischen ihren beiden Sandsteinpfeilern an den Ufern fließt die schmal gewordene Elbe. Wer die Flussquerung passiert, zu Fuß, per Rad oder motorisiert, dem bieten sich faszinierende Ausblicke, aber auch die Erkenntnis: Der Lack ist ein bisschen ab. Im Anstrich des berühmten Blauen Wunders, das am Sonntag (15. Juli) vor 125 Jahren eröffnet wurde, finden sich braune Stellen. Aber erst nach dem Jubiläum wird die Brücke im alten Stil frisch gestrichen.Das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk ist eines der Wahrzeichen Dresdens und eine unverzichtbare Verbindung zwischen den ufernahen Stadtteilen Blasewitz und Loschwitz. Touristen schippern auf Dampfern oder in Kajaks unter ihr hindurch, in ihrem Schatten wird gerastet, gefeiert, geküsst. Zuweilen steigen Teenager auf die Pylone, um Dresden bei Nacht anzuschauen, erzählt Reinhard Koettnitz, Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes.
Bei ihrer Fertigstellung wurde die Hängebrücke als Meisterleistung und "technisches Wunderwerk" gefeiert. Die Konstruktion ohne einen Pfeiler im Fluss und ihr Farbanstrich gaben der Loschwitzer Brücke den Namen Blaues Wunder. Die genietete Stahlgitterkonstruktion überspannt bei einer Gesamtlänge von 280 Metern eine Länge von gut 140 Metern zwischen den Pfeilern und wiegt 3500 Tonnen. Als die Nazis sie im Frühjahr 1945 sprengen wollten, zerschnitten zwei mutige Bürger unabhängig voneinander die Zündkabel und bewahrten die Brücke vor der Zerstörung.
Das "Blaue Wunder" ziert unzählige Postkarten, ist neben Frauenkirche und Zwinger eines der beliebtesten Fotomotive der Kulturstadt, Kulisse für Selfies und längst auf vielen Kanälen im Internet präsent. Die Stadt investiert jährlich über 100.000 Euro in die Unterhaltung des Bauwerks, das bisher allen Elbfluten standhielt.
3000 Dresdner hatten 1993 zum 100. Jubiläum die historische Belastungsprobe vom 11. Juli 1893 wiederholt. Damals standen laut einem Zeitungsbericht unter anderem "drei Dampfwalzen, sechs vierspännige Pferdewalzen, drei mit Steinen vollbeladene Straßenbahnloren, ein vollbesetzter Straßenbahnwagen, vier gefüllte Wassersprengwagen, drei Kutschen, fünf Pferde, ein beladener Materialwagen" auf dem Mittelteil der Brücke.
Inzwischen passieren täglich 29.000 Fahrzeuge das Blaue Wunder, seit Eröffnung der umstrittenen Waldschlösschenbrücke stromabwärts 5000 weniger als früher. "Es ist noch immer stark frequentiert", sagt Reinhard Koettnitz, Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes. In regelmäßigen Abständen wird die Belastung geprüft und die Restnutzungsdauer bestimmt, das nächste Mal 2025. Gesperrt werden muss die Brücke noch lange nicht, betont Koettnitz. Zwar habe das Blaue Wunder ein für Stahlbrücken hohes Alter und sei nicht ewig haltbar. "Aber ich gehe noch von mindestens 20 Jahren aus." Nach einem Vierteljahrhundert bekommt das Bauwerk auch wieder einen frischen Anstrich. Für mehr als 10 Millionen Euro wird bis 2020 der Korrosionsschutz erneuert - nach originalem Vorbild blaugrau.
Simona Block (dpa)
Das Blaue Wunder ist nur eine Sehenswürdigkeit in der Landeshauptstadt von Sachsen. Berühmt ist sie für ihre Barockarchitektur und Kunstschätze.
Dresden: Lonely Planet Star 2023
Jedes Jahr veröffentlicht der Reisebuch-Verlag Lonely Planet eine Liste mit Reiseempfehlungen. Mit dabei ist diesmal auch Dresden in Deutschland. Ein guter Grund, die Stadt an der Elbe zu erkunden. Hier zehn Tipps.
Bild: picture-alliance/ZB
Canaletto-Blick
Einmal über die Augustusbrücke und an die Stelle, wo der Maler Canaletto 1748 seine Staffelei aufstellte und das berühmte Stadtpanorama malte. Die Silhouette mit Frauenkirche, Residenzschloss und Hofkirche ist nahezu unverändert. Bei diesem Anblick versteht jeder sofort, warum Dresden auch Elbflorenz heißt.
Bild: picture-alliance/A. Franke
Frauenkirche
Sie ist eine Kirche und mehr als das. Im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört, wurde sie nach der Wende von 1994 bis 2005 mit Spendengeldern aus der ganzen Welt wieder aufgebaut. Sie ist ein Symbol der Völkerverständigung und zeigt, dass der Wille zur Versöhnung Berge versetzen kann. Die Kirche ist offen für Besucher.
Bild: picture-alliance/Arco Images
Dresdner Zwinger
Der Zwinger ist eines der bedeutendsten Bauwerke des Barocks. Als August der Starke, Kurfürst von Sachsen, Anfang des 18. Jahrhunderts den Zwinger bauen ließ, schwebte ihm Großes vor - ein Gebäude mit Garten als prachtvolle Kulisse für rauschende Hoffeste. Im 19. Jahrhundert wurde der Zwinger Museum. Zu sehen sind Gemälde, Meißener Porzellan und historische wissenschaftliche Instrumente.
Bild: picture-alliance/ZB/R. Hirschberger
Großer Garten
Ungefähr zwei Kilometer vom Dresdner Zentrum entfernt ließ Kurfürst Johann Georg III. die größte Parkanlage der Stadt errichten. Der Große Garten ist ein Barockgarten mit kunstvoll angelegten Beeten. Im Gartenpalais verbrachten die Kurfürsten die Sommermonate und feierten auch hier opulente Feste.
Bild: picture-alliance/Arco Images
Dresdner Residenzschloss
Der Renaissancebau ist eines der ältesten Bauwerke der Stadt. Über Jahrhunderte war das Schloss Herrschaftssitz der sächsischen Kurfürsten und Könige. Heute sind hier die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden untergebracht. Das Schloss wurde - wie die meisten Gebäude - im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1985, noch zu DDR-Zeiten, wurde mit den Restaurierungsarbeiten begonnen.
Bild: picture-alliance/ZB/A. Burgi
Grünes Gewölbe
Das Residenzschloss beherbergt eine der üppigsten Schatzkammern Europas mit über 4000 Exponaten. August der Starke präsentierte die Meisterwerke höfischer Kultur 1724 erstmals der Öffentlichkeit. Die Preziosen werden im "Historischen Grünen Gewölbe" und dem "Neuen Grünen Gewölbe" ausgestellt. Im November 2019 sorgte die Schatzkammer für Schlagzeilen, als Diebe Schmuck im Millionenwert stahlen.
Bild: picture-alliance/dpa/EPA/M. Hiekel
Fürstenzug
Es ist eine Freiluft-Ahnengalerie von gigantischem Ausmaß. Sie prangt auf der Außenseite des Stallhofs des Dresdner Residenzschlosses. Hier marschieren sämtliche Herrscher Sachsens zwischen 1127 und 1873 auf, dargestellt in einem Reiterzug. Es ist das größte Porzellanbild der Welt, geschaffen aus 23.000 Fliesen feinsten Meißner Porzellans.
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Semperoper
1878 wurde die Semperoper im Stil der Neo-Renaissance erbaut. Es ist eines der elegantesten Opernhäuser Europas. Architekt Gottfried Semper legte nicht nur großen Wert auf die Vollkommenheit der Form, sondern auch des Klangs. Die Akustik der Semperoper genießt Weltruf. Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstörten den Prachtbau komplett, erst 1985 wurde die Semperoper wieder eröffnet.
Bild: picture-alliance/Arco Images
Elbwiesen
Entspannt genießen und zusammen feiern: Hier am Elbufer mit Panoramablick auf die Skyline finden im Sommer die "Filmnächte am Elbufer" statt. Es dürfte eines der schönsten Open-Air Kinos Deutschlands sein. Und auch Dresdens Schlösser werden im Sommer zu Schauplätzen für Festivals und Events. Höhepunkt ist die Dresdner Schlössernacht im Juli mit Konzerten und Feuerwerk.
Bild: picture-alliance/A. Franke
Elbe
Der Fluss schenkt Dresden Lebensqualität. Die Ufer sind bei schönem Wetter ein erweitertes Wohnzimmer für die Bewohner der Stadt. Und wollen sie ihr entfliehen, können sie das mit Stil. Indem sie einen der historischen Raddampfer besteigen. Die Dresdner Raddampferflotte mit ihren neun Schiffen ist die größte und älteste der Welt. Erbaut wurden die Dampfer Ende des 19. Jahrhunderts.