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Konflikte

Dritter Anlauf zu Waffenruhe für Berg-Karabach

25. Oktober 2020

Im Konflikt um die Kaukasusregion Berg-Karabach haben sich Armenien und Aserbaidschan erneut auf eine "humanitäre Waffenruhe" geeinigt. Das erklärte das US-Außenministerium. Zwei vorherige Feuerpausen waren gescheitert.

Armenien und Aserbaidschan eignen sich unter US-Vermittlung auf eine neue Waffenruhe
Freiwillige Kämpfer in der Nähe von Stepanakert, der Hauptstadt von Berg-KarabachBild: Aris Messinis/AFP

Die neue Feuerpause sollte an diesem Montag 8.00 Uhr Ortszeit (5.00 Uhr MEZ) in Kraft treten. Das teilte die US-Regierung nach Gesprächen des amerikanischen Vize-Außenministers Stephen Biegun mit dem aserbaidschanischen Außenminister Jeyhun Bayramow und dessen armenischem Kollegen Sohrab Mnatsakanjan in Washington mit. Die beiden unter Vermittlung Russlands vereinbarten Waffenruhen hatten nicht gehalten.

Zuvor hatte der amerikanische Außenminister Mike Pompeo bei separaten Treffen mit seinen Kollegen aus Armenien und Aserbaidschan auf ein Ende der Kämpfe um Berg-Karabach gedrängt. Pompeo habe beide Seiten aufgefordert, "die Gewalt zu beenden und die Zivilbevölkerung zu schützen", teilte sein Ministerium am Freitag mit. Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt war Ende September nach einer Phase relativer Ruhe wieder voll entbrannt. Seit Beginn der Gefechte wurden bereits hunderte Menschen getötet, darunter auch dutzende Zivilisten.

Furcht vor Stellvertreterkrieg

Die Region Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 1990er Jahren ein Krieg mit etwa 30.000 Toten. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

Beobachter fürchten, dass sich der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Türkei im Kaukasus ausweiten könnte. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt das Nachbarland Aserbaidschan. Russland unterhält gute Beziehungen zu beiden Seiten, gilt aber als die militärische Schutzmacht Armeniens.

Maßgeblich an der Vereinbarung zur Waffenruhe beteiligt: US-Vizeaußenminister Stephen BiegunBild: Mindaugas Kulbis/AP Photo/picture-alliance

Weitere tödliche Gefechte

Am Sonntag gingen die blutigen Kämpfe um die Südkaukasusregion Berg-Karabach ungeachtet diplomatischer Bemühungen um ein Ende der Waffengewalt weiter. Die armenischen Behörden teilten in der Hauptstadt Eriwan mit, dass die Zahl der getöteten Soldaten um 11 auf 974 angestiegen sei. Die aserbaidschanische Seite macht wegen der Zensurbestimmungen während des geltenden Kriegsrechts keine Angaben zu Verlusten bei den Streitkräften. Die Militärführung in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku meldete den Abschuss eines Flugzeugs der armenischen Luftwaffe. Eriwan bestritt das. Die Zahl der getöteten Zivilisten liegt bei mehr als 100 insgesamt.

Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev warf derweil Armenien eine Aggression gegen sein Land vor. Es sei dank moderner Waffen gelungen, den "Angriffskrieg" abzuwehren, sagte er der Pariser Zeitung "Le Figaro". Außer vom Hauptlieferanten Russland beziehe Aserbaidschan Waffen aus der Türkei, dem Iran, aus Belarus und der Ukraine. Neben der Rückeroberung Dutzender Dörfer und Städte habe Aserbaidschan nun auch wieder die Kontrolle über 130 Kilometer Grenze zum Iran, sagte er.

Berg-Karabach: Trauer und Wut in Ganja

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Bislang hat insbesondere Russland eine Vermittlerrolle in dem Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien eingenommen. Die USA verhielten sich bis vor kurzem weitgehend neutral. Gemeinsam mit Russland und Frankreich leiten sie die sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die 1992 zur Entschärfung des Konflikts um Berg-Karabach eingerichtet worden war.

kle/ack (dpa, afp, rtr)