Drohgebärden zwischen Israel und Libanon
27. August 2019Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Drohung des Chefs der Iran-treuen Schiitenmiliz Hisbollah, Hassan Nasrallah, nach dem Absturz einer Drohne und der Explosion einer zweiten über Beirut zurückgewiesen. "Nasrallah sollte sich beruhigen", sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. "Er weiß sehr gut, dass sich der Staat Israel gut zu verteidigen und es seinen Feinden heimzuzahlen weiß."
Am Sonntag war über der libanesischen Hauptstadt eine angeblich israelische Drohne abgestürzt. Eine zweite explodierte in der Luft. Nasrallah drohte am selben Tag mit Gegenwehr. Sollte eine israelische Drohne in den libanesischen Luftraum eindringen, werde sie abgeschossen, sagte er in einer TV-Ansprache.
Libanons Präsident Michel Aoun bezeichnete den Vorfall am Montag als "Kriegserklärung". Die Attacke rechtfertige eine militärische Reaktion "zur Verteidigung unserer Souveränität".
Netanjahu warnte nun Nasrallah und den libanesischen Staat, der die Hisbollah beherberge: "Achtet auf Eure Worte und noch mehr auf Eure Taten."
Steht ein Angriff kurz bevor?
Nach einem Bericht des israelischen Radios schränkte die Armee den Einsatz von militärischen Fahrzeugen entlang der Grenze zum Libanon ein. Israel rechne mit einem Angriff auf militärische Ziele im Norden des Landes, hieß es.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereitet die Hisbollah-Miliz tatsächlich einen Schlag gegen Israel vor. Zwei der Hisbollah nahestehende Personen sagten Reuters, geplant sei ein "kalkulierter Angriff", der nicht zu einem Krieg führe. Einen Krieg wolle keine der beiden Seiten. "Wie sich die Situation entwickelt, ist aber eine andere Sache", hieß es demnach.
Die Hisbollah warf Israel inzwischen vor, mit den Drohnen einen Bombenangriff organisiert zu haben. Die am Sonntag im Süden Beiruts abgestürzte Drohne habe einen Sprengsatz enthalten. Der Sprengsatz habe 5,5 Kilogramm gewogen. Nach Untersuchungen der Überreste komme man zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine Aufklärungsdrohne gehandelt habe. Die Nachrichtenseite "Times of Israel" hatte unter Berufung auf Experten berichtet, es schienen iranische und nicht israelische Drohnen gewesen zu sein.
Am Montag gab es einen weiteren Vorfall mit einer Drohne: Nach libanesischen Angaben bombardierte eine israelische Drohne im Osten des Landes die Basis einer Iran-treuen Gruppe.
Die Vereinten Nationen hatten bereits am Montag alle Seiten zur Deeskalation aufgerufen. UN-Sprecher Stephane Dujarric mahnte eine "äußerste Zurückhaltung sowohl im Handeln als auch in der Rhetorik" an.
Die Hisbollah wird vom ebenfalls schiitischen Iran unterstützt und betrachtet wie Teheran Israel als seinen Erzfeind. Sie besitzt im Libanon großen politischen und militärischen Einfluss. Libanons Präsident Aoun ist ein enger politischer Verbündeter der Hisbollah. Israels Regierungschef Netanjahu erklärte, angesichts der Bedrohung durch den Iran werde sich sein Land weiterhin mit allen Mitteln verteidigen.
ust/ww (dpa, afp, rtr)