1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Drohnen über der Ostsee

4. Oktober 2018

Er war der erste derartige Versuch in Europa: In Schleswig-Holstein ließ Airbus unbemannte Drohnen als mögliche Begleitung von Kampfflugzeugen in die Luft steigen. Die Projektleitung zeigte sich mehr als zufrieden.

Airbus testet Drohnen-Schwarm an der Ostsee
Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

"Dies war der erste reale Test in Europa, der operative Anwendbarkeiten von solchen Drohnen-Schwärmen für die Luftwaffe demonstrierte - und es ist super gelaufen, ein voller Erfolg", freute sich der Projektleiter der aufwändigen Demonstration, der Luft- und Raumfahrtingenieur Thomas Gottmann. Zu den Vorteilen eines Drohneneinsatzes zähle, man brauche weniger Piloten, sie würden besser geschützt und die Effizienz von Einsätzen steige. Doch es gibt einen großen Nachteil: Die Komplexität des Systems. In Zukunft sollen gar mehrere Drohnen-Schwärme mit je einem Jet vernetzt agieren können.

Fünf Drohnen im Formationsflug

Militärs der Bundeswehr, aus Frankreich und Spanien verfolgten in Schleswig-Holstein die Leistungsschau von Airbus Defence and Space, dem militärischen Zweig des europäischen Flugzeugbauers. In der Luft zeichnete eine Video-Drohne den Formationsflug der fünf Einsatzdrohnen auf. Diese sind etwa drei Meter lang, haben eine Spannweite von 3,50 Metern und wiegen 150 Kilogramm. Sie fliegen 360 Kilometer pro Stunde schnell. Es ging darum, Bedrohungen am Boden genauer zu erkennen. Simuliert wurde auch, dass eine Drohne abgeschossen wird und eine andere deren Aufgaben übernimmt.

Airbus-Mitarbeiter bereiten eine Drohne auf dem Bundeswehr-Truppenübungsplatz Todendorf für den Start vor Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Künftige Drohnen sollen nach Angaben von Airbus fast Überschall fliegen und bis zu zwei Tonnen schwer sein können. Sie sollen dann auch von Schiffen starten oder von Begleitflugzeugen ausgesetzt werden. Ihre Aufgabe: Die Besatzung von Flugzeugen zu unterstützen, indem sie aufklären, gegnerisches Radar und Kommunikation stören und auch selber Ziele bekämpfen. Hierfür müssten sie allerdings mit Waffen bestückt werden, was technisch möglich ist, aber politisch umstritten sein könnte.

"Eine moderne Luftkampfstrategie"

"Wir erforschen die Einsatzmöglichkeiten von unbemannten Drohnen für eine moderne Luftkampfstrategie der Zukunft", erläuterte Florian Taitsch, Sprecher von Airbus Defence and Space. Die amerikanischen Streitkräfte seien in diesem Bereich bereits recht weit, aber auch Chinesen und Russen dürften entsprechend forschen. Ingenieure bei Airbus arbeiten seit 18 Jahren an Drohnen.

Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Bis zum Jahr 2025 dürfte Airbus ein Drohnen-Begleitsystem für Kampfflugzeuge entwickelt haben, schätzte Taisch. Dies könnte dann auch eine Option für ein neues europäisches Kampfflugzeug sein. Die Flugzeugbauer Airbus und Dassault haben dazu eine deutsch-französische Kooperation vereinbart. Voraussichtlich 2025 wird die Bundeswehr ihre Tornados außer Dienst stellen.

Union und SPD hatten nach jahrelangen Auseinandersetzungen im Bundestag erst im Juni den Weg frei gemacht für die Beschaffung von Kampfdrohnen. Die Abgeordneten des Haushaltsausschusses beschlossen die Anmietung israelischer Kampfdrohnen des Typs "Heron TP" für knapp eine Milliarde Euro. Damit erhält die Luftwaffe erstmals unbemannte Flugzeuge, die auch Waffen tragen können. Über die Bewaffnung selbst soll laut Koalitionsvertrag aber erst "nach ausführlicher völkerrechtlicher, verfassungsrechtlicher und ethischer Würdigung" gesondert entschieden werden.

se/qu (dpa, welt)