1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteEuropa

Drohnen über Moskauer Gebiet abgeschossen

4. Juli 2023

Der Flugverkehr vom Airport Wnukowo wurde zeitweise umgeleitet. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lässt Georgiens Botschafter ausweisen. Der Überblick.

Gesperrte Zufahrt zum Roten Platz in Moskau (Archivbild)
Gesperrte Zufahrt zum Roten Platz in Moskau (Archivbild) Bild: Maxim Shemetov/REUTERS

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Drohnen über Moskauer Gebiet abgeschossen
  • Tote und Verletzte bei russischen Angriffen auf die Ukraine
  • Italien friert zwei Milliarden Euro Oligarchen-Vermögen ein
  • Deutsche Rüstungsexporte im Wert von 1,65 Milliarden Euro an Ukraine genehmigt
  • Russische Journalistin in Tschetschenien zusammengeschlagen

 

Über dem Gebiet der russischen Hauptstadt Moskau sind nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin erneut Drohnen abgeschossen worden. Die russische Luftabwehr habe "einen weiteren versuchten Angriff ukrainischer Drohnen" abgewehrt, schrieb Sobjanin in seinem Telegram-Kanal. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums handelte es sich um insgesamt fünf Drohnen; vier davon habe die Luftabwehr zerstört, eine sei elektronisch ausgeschaltet worden und daraufhin abgestürzt. Aus Sicherheitsgründen wurde der Flugverkehr vom südwestlich des Moskauer Stadtzentrums gelegenen Flughafen Wnukowo zeitweise auf andere Airports umgeleitet.

Bereits Anfang und Ende Mai hatte es Drohnenangriffe auf Moskau gegeben. Damals wurden nach Angaben der Behörden mehrere Menschen verletzt und Gebäude beschädigt. Am 21. Juni meldete Russland dann, drei Drohnen in der Hauptstadtregion unschädlich gemacht zu haben, zwei davon in der Nähe eines Militärstützpunktes. Präsident Wladimir Putin hatte als Konsequenz eine Verbesserung der eigenen Flugabwehr gefordert. Er machte die Ukraine für die Attacken verantwortlich. Die Regierung in Kiew hatte eine direkte Beteiligung bestritten.

Tote und Verletzte bei russischen Angriffen auf die Ukraine

Bei russischen Angriffen auf mehrere Städte der Ukraine hat es Tote und Verletzte gegeben. Durch Artilleriebeschuss wurden in der südukrainischen Stadt Cherson nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft ein Mann und eine Frau getötet. In der nordöstlich gelegenen Stadt Sumy erhöhte sich die Zahl der Toten nach einem russischen Drohnenangriff vom Montag auf drei. 21 Menschen wurden nach örtlichen Angaben verletzt, als ein mehrstöckiges Wohngebäude getroffen wurde.

Die russische Attacke auf Sumy richtete große Schäden anBild: National Police of Ukraine/REUTERS

Durch einen russischen Angriff in der Stadt Perwomajskyj in der Region Charkiw im Osten der Ukraine sind nach Angaben der Regierung mindestens 31 Menschen verletzt worden, darunter neun Kinder. Der Angriff ereignete sich nach Behördenangaben vor einem Wohngebäude in der Stadt, die etwa 28.000 Einwohner zählt. Der Stabschef des Präsidialamtes, Andrij Jermak, schreibt auf Telegram, russische Streitkräfte hätten eine „hochexplosive Granate" abgefeuert. "Daraufhin fingen mehrere Autos auf dem Parkplatz vor dem Wohnhaus Feuer". Zudem wurden acht Mehrfamilienhäuser beschädigt. Perwomajskyj liegt mehr als 100 Kilometer von der Frontlinie im Osten und der russischen Grenze im Norden entfernt.

Die schweren Kämpfe bei Bachmut im Osten der Ukraine im Gebiet Donezk gingen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs weiter. Das ukrainische Militär habe unter schwerem Beschuss durch feindliche Flugzeuge und Artillerie mehrere Angriffe abwehren können. Russland habe auch iranische Shahed-Drohnen gegen zivile Infrastruktureinrichtungen in den Regionen Sumy und Donezk sowie Saporischschja im Süden eingesetzt.

Italien friert zwei Milliarden Euro Oligarchen-Vermögen ein

In Italien sind Vermögenswerte russischer Oligarchen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro eingefroren worden. Darunter fallen Bankkonten, Luxusyachten, Villen und Autos, wie die italienische Zentralbank mitteilte. Die bis Ende Juni registrierten Maßnahmen erfolgten im Rahmen der EU-Sanktionen gegen Russland und seine Unterstützer wegen der Invasion der Ukraine.

Vor Beginn des Krieges im Februar 2022 war Italien beliebt bei reichen Russen. Sie kauften Immobilien in erstklassigen Lagen wie dem Comer See, Sardinien, der Toskana und der ligurischen Küste. Einige der betroffenen Oligarchen haben Rechtsmittel eingelegt, darunter der russisch-usbekische Metall- und Telekommunikationsunternehmer Alischer Usmanow.

Deutsche Rüstungsexporte im Wert von 1,65 Milliarden Euro an Ukraine genehmigt

Die Bundesregierung hat vor dem Hintergrund des russischen Krieges in der Ukraine im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Rüstungsexporte erlaubt als im Vorjahr. Es seien Einzelgenehmigungen im Wert von 5,22 Milliarden Euro erteilt worden, teilte das Grünen-geführte Bundeswirtschaftsministerium mit. Etwa 90 Prozent der Lieferungen gingen in EU-, NATO- oder dem westlichen Verteidigungsbündnis gleichgestellte Länder wie die Ukraine oder Südkorea. Im Vorjahreszeitraum waren von Januar bis Juni 4,16 Milliarden Euro für Rüstungsexporte genehmigt worden.

Die Ukraine ist mit 1,65 Milliarden Euro das Land mit dem höchsten einzelnen Genehmigungswert. An zweiter Stelle folgt Ungarn mit Genehmigungen für Rüstungslieferungen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro.

Russische Journalistin in Tschetschenien zusammengeschlagen

Die oppositionelle russische Investigativreporterin Jelena Milaschina ist in der russischen Kaukasus-Republik Tschetschenien zusammengeschlagen und schwer verletzt worden. Maskierte und bewaffnete Männer hätten ihr Auto, in dem auch der Rechtsanwalt Alexander Nemow saß, auf dem Weg in die tschetschenische Hauptstadt Grosny gestoppt, teilte die Menschenrechtsorganisation Memorial mit. Die Männer schlugen demnach auf die beiden Insassen ein und zerstörten alle Dokumente und technischen Geräte. Milaschina seien Finger gebrochen worden, sie habe Prellungen am ganzen Körper erlitten und habe mehrmals das Bewusstsein verloren.

Die Reporterin Jelena Milaschina wurde bei dem Angriff mit grünem Desinfektionsmittel übergossenBild: Crew Against Torture/Handout/REUTERS

Milaschina und Nemow wollten in Tschetschenien der Urteilsverkündung für Sarema Musajewa beiwohnen. Die 53-jährige Ehefrau eines ehemaligen Richters war 2022 aus der russischen Stadt Nischni Nowgorod nach Grosny verschleppt worden. Russischen Staatsmedien zufolge verurteilte das Gericht in Grosny Musajewa am Dienstag zu fünfeinhalb Jahren Lagerhaft. Ihr wurde angeblicher Betrug und Angriff auf einen Polizisten vorgeworfen. Der zusammengeschlagene Anwalt Nemow ist der offizielle Verteidiger der Angeklagten. Die Journalistin Milaschina hatte im oppositionellen Medium „Nowaja Gaseta“ ausführlich über Musajewas Fall berichtet.

Selenskyj besorgt um Georgiens Ex-Präsident

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Südkaukasusrepublik Georgien erneut mit Nachdruck zur Rettung ihres in Haft erkrankten Ex-Staatschefs Michail Saakaschwili aufgefordert. Der 55-Jährige, der ukrainischer Staatsbürger sei, solle der Ukraine für die nötige Behandlung und Pflege übergeben werden, sagte Selenskyj in seiner am Montagabend in Kiew verbreiteten täglichen Videobotschaft.

Michail Saakaschwili, zugeschaltet aus dem Gefängnis in einen Gerichtsprozess - er soll etwa 60 Kilogramm abgenommen habenBild: Irakli Gedenidze/REUTERS

Er rief die internationale Gemeinschaft auf, die Lage nicht zu ignorieren, sondern "diesen Mann zu retten". "Keine Regierung in Europa hat das Recht, Menschen zu exekutieren, Leben ist ein grundlegender europäischer Wert." Saakaschwili soll während seiner Haft rund 60 Kilogramm an Gewicht verloren haben. Zeitweise befand er sich im Hungerstreik.

Zudem lässt Selenskyj Georgiens Botschafter wegen des Zustands von Saakaschwili ausweisen. Das Außenministerium in Kiew solle den georgischen Botschafter "zum Verlassen der Ukraine binnen 48 Stunden" auffordern, schrieb Selenskyj auf Twitter. Der seit 2021 inhaftierte Saakaschwili hatte sich zuvor in einem im Fernsehen veröffentlichten Video abgemagert und gebrechlich gezeigt.

Undurchsichtige Wahlwerbung für Prigoschin

Mehrere russische Webseiten mit inoffizieller Wahlwerbung für den Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin sind nach dem beendeten Aufstand seiner Wagner-Armee gesperrt worden. Behörden hätten in den vergangenen Tagen mehrere Seiten, auf denen Prigoschin mit Blick auf die Präsidentenwahl 2024 als Beschützer Russlands präsentiert wird, blockiert, wie die unabhängige und für die Freiheit des Internets eintretende Organisation Roskomswoboda mitteilte. Es war unklar, wer die Internetseiten lanciert hatte. Allem Anschein nach wollten Wagner-Söldner mit der Werbung ihren Chef würdigen.

Hat viele Fans - Wagner-Chef Prigoschin, als er das russische Hauptquartier in Rostow am Don am 24. Juni verlässtBild: Alexander Ermochenko/REUTERS

Eine Kandidatur Prigoschins gilt ohnehin als unwahrscheinlich, er selbst betonte in der Vergangenheit stets, dass er keine politischen Ambitionen habe.

Seit dem Aufstand der Wagner-Armee soll er sich im benachbarten Belarus befinden. Wagner-Chef Prigoschin hatte am Samstag vor einer Woche bei einem Aufstand gegen die russische Militärführung die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und seine Kämpfer in Richtung Moskau marschieren lassen. Rund 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt gab er überraschend auf.

Besuch der US-Botschafterin beim inhaftierten US-Journalisten Gershkovich

Der in Russland in Untersuchungshaft sitzende US-Reporter Evan Gershkovich ist nach Angaben des US-Außenministeriums bei "guter Gesundheit". Gershkovich bleibe trotz der Umstände "stark", berichtete die US-Botschafterin in Moskau, Lynne Tracy. Sie habe den Journalisten, der für die US-Zeitung "Wall Street Journal" arbeitet, im Gefängnis besuchen können. Es sei das erste Mal seit dem 17. April gewesen, dass Vertreter der US-Botschaft konsularischen Zugang erhielten. Man werde Gershkovich weiter "jede angemessene Unterstützung" zukommen lassen, hieß es weiter.

Der Reporter war im März in der Millionenstadt Jekaterinburg im Ural vom russischen Geheimdienst FSB festgenommen worden. Ihm wird zur Last gelegt, geheime Informationen über Russlands militärisch-industriellen Komplex für US-Stellen gesammelt zu haben. Das "Wall Street Journal" weist das zurück.

Trauer um ukrainische Schriftstellerin nach dem Angriff auf Kramatorsk

Die Schriftstellervereinigung PEN America hat die ukrainische Schriftstellerin Victoria Amelina gewürdigt, die knapp eine Woche nach dem russischen Raketenangriff auf ein Restaurant in Kramatorsk an ihren Verletzungen gestorben ist. Amelina hatte zuletzt ihre schriftstellerischen Ambitionen zurückgestellt und als Journalistin die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine dokumentiert.

Die ukrainische Autorin Victoria Amelina wurde Opfer eines russischen Raketenangriffs in Kramatorsk (Archivbild)Bild: Larysa Denysenko

Auch der ukrainische Kulturminister Olexandr Tkatschenko drückte Amelinas Familie sein Beileid aus und fügte hinzu, dass Russland die Verantwortung trage. "Für jedes Verbrechen auf unserem Boden, für jedes ausgelöschte Leben und jedes unausgesprochene Wort muss der Terrorist die härteste Strafe tragen", sagte er.

qu/kle/sti/jj/fab/cw (dpa, rtre, afp, ape)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen