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Facebook

6. Januar 2011

An der Wall Street werden wieder Mondpreise für Internet-Firmen gezahlt. Das führte vor zehn Jahren schon einmal zum Crash. Jetzt schaut sich die US-Börsenaufsicht den jüngsten Facebook-Deal genauer an.

Schatten zweier PC-Benutzer unter einem Facebook-Schriftzug (Foto: dpa)
"Face to face" mittels FacebookBild: picture alliance/dpa

Der Start in das Neue Jahr ist Mark Zuckerberg extrem gut gelungen. Das Vermögen des 26-jährigen Gründers von Facebook, dem größten Online-Netzwerk der Welt, dürfte sich mit einem Schlag verdoppelt haben: Und das, obwohl ihn das Wirtschaftsmagazin "Forbes" schon jetzt mit geschätzten 6,9 Milliarden US-Dollar auf Platz 35 der reichsten Amerikaner sieht. Aber nach dem Einstieg der US-Bank Goldman Sachs, die sich mit 450 Millionen Dollar an Facebook beteiligt, plus weiteren 50 Millionen Dollar vom russischen Unternehmen Digital Sky Technologies verdoppelt sich der Wert von Zuckerbergs Internetfirma auf 50 Milliarden Dollar - und damit auch sein Privatvermögen.

Kaum Umsatz, trotzdem wertvoll?

Für das TIME-Magazine der Mann des Jahres 2010: Mark Zuckerberg

Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom, ein führender europäischer Telekommunikationsanbieter, ist an der Börse derzeit 56 Milliarden US-Dollar wert. Der Unterschied: Facebook setzt geschätzt gerade mal zwei Milliarden Dollar um und macht null Gewinn. Die Telekom kommt auf 83 Milliarden Dollar Umsatz und 4,5 Milliarden Dollar Gewinn. Und genau das ist es, was viele stutzig macht und an das Jahr 2000 erinnert: Kaum Umsatz, keine Gewinne, aber jede Menge wert an der Börse: Das kennzeichnete den Internet-Hype zum Ende des vergangenen Jahrtausends. Als die Welt den Jahrtausendwechsel gefeiert hatte, platzte die Dotcom-Blase mit lautem Getöse. Mit in den Strudel gerissen wurden zum Beispiel auch Telekom-Aktien, die seinerzeit um die 100 Euro kosteten und bis heute bei zehn Euro herumdümpeln.

Facebook-Börsengang nicht in Sicht

Kein Ziel für Facebook? Die Wall Street in New YorkBild: AP

Deswegen überrascht es nicht, wenn nun gefragt wird: Kehrt der Wahnsinn zurück? Haben wir nichts gelernt aus der Dotcom-Blase? In der Tat: Die Voraussetzungen ähneln sich: Heute wie damals ist der Markt mit billigem Geld überschwemmt. Dieses Geld will angelegt werden. Am besten investiert man in die Hoffnung. Im Falle von Facebook scheint das gerechtfertigt: Weltweit 560 Millionen Nutzer, täglich kommen einige Tausend hinzu. Eine gigantische Plattform, bald ähnlich groß wie Google. Die Suchmaschine zu überholen, das ist es auch, was Mark Zuckerberg antreibt. Er könnte auch noch mehr Geld scheffeln, indem er Facebook an die Börse bringt. Aber genau das lehnt er ab. Dennoch interessiert sich nun die US-Börsenaufsicht SEC für den Einstieg von Goldman Sachs. Warum?

Anteile kaufen ohne Aktien

Verhagelt die US-Börsenaufsicht den Deal?

Nach Berichten des "Wall Street Journal" prüft die SEC derzeit, ob sie die Auskunftspflicht für nicht an der Börse notierte Firmen verschärfen müsse, schreibt die Zeitung in ihrer Mittwochausgabe (05.01.2011). Dabei geht es offenbar um ein bestimmtes Investment-Vehikel, das von Goldman Sachs und Facebook für den Einstieg geschaffen wurde. Der Hintergrund: Eigentlich müssen Firmen im Privatbesitz, die mehr als 500 Investoren haben, bestimmte finanzielle Daten veröffentlichen. Das aber will Zuckerberg verhindern. Um die 500-Aktionäre-Regel zu umgehen, verband Goldman Sachs seine Investition in die Social-Network-Plattform nach Medienberichten mit der Option, weitere 1,5 Milliarden Dollar von verschiedenen Geldgebern einzusammeln, dabei aber als Hauptinvestor aufzutreten. Henry Blodget, ein Anlage-Guru aus Zeiten der Internet-Blase vor zehn Jahren, spricht in einem Blog bereits von einem "privaten Börsengang".

Den vielen Facebook-Mitgliedern dürfte das ganze Theater erst einmal egal sein. Sie nutzen ihre Plattform, um ihren Freunden und dem Rest der Welt mitzuteilen, was sie gerade tun. Allein am ersten Tag des neuen Jahres haben sie 750 Millionen Fotos ihrer Silvesterpartys hochgeladen.

Autor: Henrik Böhme (mit rtr, dpa, afp)
Redaktion: Rolf Wenkel