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Druck wurde zu groß: BBC-Chef Davie tritt ab

10. November 2025

Paukenschlag bei der BBC: Nach Kritik an einem Beitrag über US-Präsident Donald Trump tritt der Chef der britischen Rundfunkanstalt zurück. Neben BBC-Generaldirektor Tim Davie geht auch Nachrichtenchefin Deborah Turness.

 BBC-Chef Tim Davie
Er übernehme die Verantwortung für Fehler bei einem Beitrag über US-Präsident Trump, begründete BBC-Chef Tim Davie seinen RücktrittBild: Oli Scarff/AFP/Getty Images

Hintergrund für die beiden Rücktritte sind Vorwürfe, es seien Aussagen von US-Präsident Donald Trump für eine Dokumentation in irreführender Weise zusammengeschnitten worden. Die Dokumentation "Trump: Eine zweite Chance?" war eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 ausgestrahlt worden. In der Dokumentation waren Ausschnitte aus einer Rede, die Trump am 6. Januar 2021 vor der Erstürmung des Kapitols in Washington gehalten hatte, zusammengeschnitten worden.

Fehler beim Zusammenschnitt der Rede

In der nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegen Joe Biden gehaltenen Rede hatte Trump behauptet, um den Wahlsieg betrogen worden zu sein, daher sollten seine Anhänger "kämpfen wie der Teufel". Am selben Tag stürmten tausende seiner Anhänger das Kapitol in Washington. In der unbearbeiteten Aufnahme der Rede sagt Trump an einer Stelle: "Wir werden zum Kapitol marschieren und unsere tapferen Senatoren und Abgeordneten im Kongress anfeuern."

In einem deutlich späteren Abschnitt der Rede sagt Trump dann mit Blick auf das Wahlergebnis, es sei etwas schiefgelaufen, das könne nicht sein, "und wir kämpfen, kämpfen wie der Teufel". In der BBC-Dokumentation wurden die beiden Sätze direkt aneinandergefügt, sodass der Eindruck entsteht, Trump habe seine Anhänger direkt zum Sturm auf den Sitz des US-Kongresses aufgerufen.

BBC muss transparent sein

Tim Davie, der die BBC seit 2020 leitet, erklärte, die Entscheidung zum Rücktritt habe er allein getroffen. Die jüngste Kritik sei zwar nicht der einzige Grund dafür, aber ein Faktor, für den er letztlich die Verantwortung übernehmen müsse. Er werde noch einige Monate im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden sei. Davie ergänzte, die BBC müsse "immer offen, transparent und rechenschaftspflichtig sein". Er übernehme die "endgültige Verantwortung" für den Fehler beim Beitrag über Donald Trump und die Erstürmung des US-Kapitols.

Neben BBC-Generaldirektor Tim Davie nimmt auch BBC News-Chefin Deborah Turness ihren HutBild: Danny Lawson/empics/picture alliance

Nachrichtenchefin Deborah Turness begründete ihren Rücktritt damit, dass die Kontroverse einen Punkt erreicht habe, an dem sie der BBC schade. Gleichzeitig wies sie Vorwürfe, dass die BBC-Nachrichten "institutionell voreingenommen" seien, als "falsch" zurück. Die britische Kulturministerin Lisa Nandy hatte die Vorwürfe rund um die Fernseh-Doku als "äußerst schwerwiegend" bezeichnet. 

BBC-Präsident Samir Shah entschuldigte sich für die umstrittene Dokumentation und räumte eine "Fehleinschätzung" des britischen Senders ein. Ausschnitte einer Rede Trumps seien so zusammengeschnitten worden, dass der Eindruck eines "direkten Aufrufs" zu Gewalt durch Trump entstanden sei, erklärte Shah am Montag in einem Schreiben an einen Parlamentsausschuss. "Die BBC möchte sich für diese Fehleinschätzung entschuldigen", fügte er hinzu.

Unabhängig von den Vorgängen in der britischen BBC ist Fakt: Wegen seiner Rolle bei der Erstürmung des Kapitols wurde Trump im Jahr 2023 unter anderem wegen Verschwörung zur Behinderung einer offiziellen Amtshandlung sowie zum Betrug an den Vereinigten Staaten angeklagt. Nach Trumps Wahlsieg am 5. November 2024 ließ Sonderermittler Jack Smith das Strafverfahren gegen Trump einstellen.

Lob kommt von Trump

Unmittelbar nach den beiden Rücktritten bei der BBC dankte Trump der konservativen britischen Zeitung "Daily Telegraph" für die "Bloßstellung dieser korrupten 'Journalisten'". "Dies sind sehr unehrliche Leute, die versucht haben, eine Präsidentenwahl zu beeinflussen", so Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Seine Sprecherin Karoline Leavitt hatte der BBC "100 Prozent Fake News" vorgeworfen. 

Die BBC ist vor 103 Jahren gegründet worden und hat rund 20.000 MitarbeiterBild: Jack Taylor/REUTERS

Die British Broadcasting Corporation (BBC) bietet eine breite Palette an Fernseh-, Hörfunk- und Online-Programmen und genießt weltweit hohes Ansehen. Im eigenen Land steht der Sender aber seit Jahren unter Druck, seine Verpflichtung zur Unparteilichkeit aufrechtzuerhalten.

haz/pgr (afp, rtr, dpa)

Redaktionsschluss 17.45 Uhr (MEZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert!