Hören wir eine Stimme, schließen wir automatisch auf die psychische und körperliche Persönlichkeit der Person. Doch was sagt die Stimme tatsächlich über den Charakter eines Menschen?
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Die meisten kennen das sicher: Wir sprechen mit einer Person am Telefon oder hören einen Podcast und in unseren Köpfen entsteht automatisch ein Bild von diesem Menschen.
Wir haben nicht nur eine Vorstellung vom Alter und Geschlecht und davon, ob die Person klein und zierlich oder groß und stark ist. Wir hören auch, ob jemand traurig, freundlich, interessiert oder nervös ist.
Und wir glauben zudem, allein durch die Stimme auch einen Eindruck der Persönlichkeit anderer Menschen zu bekommen.
Besonders ausschlaggebend scheint bei alldem die Tonlage der Stimme zu sein: Eine eher tiefe Stimme assoziierten die Probanden in den zahlreichen Studien eher mit Dominanz, Attraktivität, Intelligenz und Ehrlichkeit.
Auch wenn das nach einer niederschmetternde Nachricht für alle Quietschestimmen klingt: Untersucht wurde bisher vor allem, was der Klang einer Stimme für Assoziationen bei den Zuhörern weckt. Über den tatsächlichen Charakter der sprechenden Person sagt das erstmal wenig.
Sprich, und ich weiß, wer du bist
06:28
Was sagt die Stimme tatsächlich über mich?
Der Psychologe Christoph Schild von der Universität Siegen gibt zu bedenken, dass Menschen mit ihren Stimmdeutungen auch ziemlich daneben liegen können: "Mike Tyson ist beispielsweise für seine recht hohe Stimme bekannt, aber ist zeitgleich wahrscheinlich eher als dominanter Mensch zu bewerten."
Schild war Teil eines Forscherteams um die Psychologin Julia Stern, die früher an der Universität Göttingen forschte und herausfinden wollte: Lässt die Stimme wirklich auf die Persönlichkeit eines Menschen schließen?
Um es kurz zu machen: Ja. Einige Persönlichkeitsmerkmale lassen sich aus der Stimme herauslesen, aber eben nur einige.
Die Forschenden rekrutierten für ihre 2021 veröffentlichte Studie 2217 Männer und Frauen, wobei die Frauen mit 1299 etwas in der Überzahl waren. Stern und ihr Team wollten wissen, ob eine hohe oder tiefe Stimme mit bestimmten Charakterzügen in Verbindung zu bringen ist.
Geheimnis der Partnerwahl
05:21
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Menschen mit tieferer Stimme sind dominanter, extrovertierter, weniger umgänglich und sexuell umtriebiger - so lauteten die Hypothesen der Forschenden, die sie überprüfen wollten.
Dazu wurden Tonaufnahmen aller Probanden angefertigt, um die exakte Tonlage der Stimmen zu bestimmen. Sowohl das Alter als auch das Geschlecht wurde bei der Einteilung in hohe und tiefe Stimmen berücksichtigt.
Außerdem sammelten die Forschenden Daten über das sexuelle Verhalten und Verlangen sowie darüber, für wie dominant, extrovertiert, neurotisch, umgänglich, offen für neue Erfahrungen und gewissenhaft sich die Teilnehmenden selbst einschätzten.
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Dominant, extrovertiert, sexuell umtriebig
Einige ihrer Hypothesen fanden Stern und ihr Team bestätigt: Menschen mit tieferer Stimme sind laut der Studie dominanter, extrovertierter und häufiger an Sex außerhalb der Beziehung interessiert.
"Im Falle der Stimmtiefe gehen Forscher aktuell davon aus, dass Unterschiede in der Stimmtiefe ein Resultat von sexueller Selektion sein könnten", sagt Christoph Schild. "Hierbei wird angenommen, dass die Stimmtiefe als `ehrliches´ Signal fungiert, das potenzielle Konkurrenten und Konkurrentinnen abschrecken und potenzielle Partner und Partnerinnen ansprechen soll."
Ausgehend von dieser Annahme ergäbe es laut Schild Sinn, dass eine tiefe Stimme mit einem für die Partnerwahl relevanten Persönlichkeitsmerkmal wie Dominanz zusammenhängt.
Die Stimme ist nicht alles
Andere Persönlichkeitsmerkmale lassen sich weniger eindeutig mit der Stimme in Verbindung bringen: Wie neurotisch, gewissenhaft, umgänglich oder offen eine Person ist, sagt uns die Stimme eines Menschen eher nicht.
Vielleicht ist das ein Trost für alle, die mit ihrer Quietschestimme hadern. Tiefe Stimmen sind kein Anzeichen für ausschließlich glanzvolle Persönlichkeitsmerkmale. Und über viele andere wichtige Charakterzüge gibt die Stimme keine verlässliche Auskunft.
Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt
Liebe macht blind! Ich kann Dich gut riechen! Ich finde Dich süß! Oder: Ich reagiere allergisch auf Ihn. Was verraten diese Floskeln über Verliebte? Was passiert bei der Liebe eigentlich im Körper?
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Liebe geht durch den Magen
Frisch Verliebte produzieren verstärkt das Hormon Phenylethylamin, das den Appetit zügelt. Beim gemeinsamen Essen wird zudem das "Kuschel- oder Beziehungshormon" Oxytocin ausgeschüttet, das ebenfalls den Appetit hemmt. Anders sieht es in längeren Beziehungen aus: Glückliche Paare wiegen im Schnitt mehr als Singles. Das liegt auch am sinkenden Konkurrenzdruck in glücklichen Partnerschaften.
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Schmetterlinge im Bauch
In der Phase der Verliebtheit wird der Körper auch von den Geschlechtshormonen Testosteron und Östrogen reguliert. Diese Hormone werden hauptsächlich unter Stresseinfluss ausgeschüttet und führen zu einem unruhigen Magendarmtrakt. Die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin beim Anblick des Gegenübers führt im Zusammenspiel mit den Glückshormonen zum Kribbeln im Bauch.
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Sich gut riechen können
Moleküle auf den Zell-Oberflächen entscheiden bei der Erkennung des Immunsystems über Freund oder Feind und lassen dann entsprechende Duftkomponenten entstehen. Der Körpergeruch gelangt über die Riechrezeptoren ans Gehirn, das dann entscheidet: passt oder passt nicht. Zu viel Diversität kann zu autoaggressiven T-Zellen führen, die körpereigenes Gewebe angreifen und Autoimmunerkrankungen auslösen.
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Liebe macht blind
Dopamin ist ein Botenstoff, der im Gehirn das Gefühl von Verliebtheit entstehen lässt und etwaige Fehler des Geliebten ausblendet. Die ausgeschütteten Endorphine vermitteln Glücksgefühle und Zufriedenheit. Wird durch die körperliche Berührung zusätzlich noch das Kuschelhormon Oxytocin aktiviert, entsteht eine dauerhafte Bindung, die über die etwa sechs Wochen andauernde Verliebtheit hinausgeht.
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Da stimmt die Chemie
Bei der Liebe gilt die Devise "je fremder, umso besser". Dabei geht es um Immun-Gene, die bei der Abwehr von Krankheitserregern eine Rolle spielen. Je unterschiedlicher der Genpool von Mutter und Vater ist, desto besser ist der Nachwuchs für möglichst viele Krankheitserreger gewappnet.
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Jemanden süß finden
Küssen, saugen und beißen soll auf scherzhaft-spielerische Art kannibalistische Motive aufgreifen. Das zeige sich auch in den Redensarten: Wir finden jemanden "süß", "lecker" oder "knackig", haben ihn "zum Fressen gern". Süßigkeiten haben zudem für viele seit frühster Kindheit einen Belohnungseffekt. Entsprechend ist der Begriff "süß" auch in anderen Themenbereichen positiv besetzt.
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Gleich und gleich gesellt sich gern
Gerade bei dauerhaften Beziehungen ähnelten sich Partner nachweislich sehr häufig. Soziologisch gesagt das Konzept der "Homogamie", dass Partner nach ähnlichen Kriterien ausgesucht werden, so dass möglichst gleiche Bedingungen (Abstammung, Alter, Bildungsniveau, sozialer Status, finanzielle Lage, Hobbys, politische Neigung, Religion) in die jeweilige Beziehung eingebracht werden.
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Gegensätze ziehen sich an
Männer und Frauen unterscheiden sich auch bei der Partnerwahl. So achten Männer stärker aufs Aussehen. Frauen suchen eher nach Status und Intelligenz. Treffen unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen aufeinander, kann das zu ausgewogeneren Sichtweisen und klügeren Handlungen führen. Oftmals passen gegensätzliche Persönlichkeiten gut zueinander, etwa sich gerne führen lassen und gerne führen.
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Alles miteinander teilen
Vor allem müssen Sexualpartner darauf achten, nicht ungewollt Geschlechtskrankheiten oder andere Infektionen mit dem neuen Partner zu teilen. Unklar ist noch, in wie weit sich Partner mit der Zeit auch das Mikrobiom - also die Summe aller Mikroorganismen - auf der Haut teilen. So könnte etwa bei Neurodermitis-Patienten durch die Partner-Mikroben ein entsprechender Hautausschlag gefördert werden.
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Allergisch aufeinander reagieren
Wenn´s überhaupt nicht passt, könnte das an einer Duftstoffallergie liegen. Denn meist reagieren wir nicht auf eine Person allergisch, sondern auf etwas, das der andere an sich trägt. Das können Allergene sein, die von anderen Orten stammen, oder Parfüms, Cremes oder Seifen, die Eugenol oder Limonen enthalten. Gerade bei Allergien wirkt auch die Psyche aufs Immunsystem – positiv oder negativ.