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GesellschaftIrland

Dublin: Ausschreitungen nach Messerangriff vor Schule

24. November 2023

Mehrere Kinder werden in Dublin von einem Mann bei einer Messerattacke verletzt. Spekulation über dessen Nationalität in den sozialen Medien rufen rechtsextreme irische Randalierer auf den Plan. Die Stimmung kocht über.

Hunderte Krawallmacher sollen sich auf den Straßen der irischen Hauptstadt ausgetobt haben
Hunderte Krawallmacher sollen sich auf den Straßen der irischen Hauptstadt ausgetobt habenBild: Clodagh Kilcoyne/REUTERS

Ein Messerangriff mit mehreren verletzten Kindern in der irischen Hauptstadt Dublin hat gewalttätige Proteste gegen die Polizei ausgelöst. Demonstranten griffen am Donnerstagabend Polizisten an, setzten Autos in Brand und plünderten Geschäfte. Zuvor waren in Online-Netzwerken Gerüchte kursiert, dass der Messerangriff vor einer Grundschule von einem Ausländer verübt worden sei. Die Polizei nahm den etwa 50 Jahre alten Tatverdächtigen fest und schloss einen terroristischen Hintergrund aus.

Am späten Abend hatten Dublins Polizisten die Situation wieder unter Kontrolle Bild: Brian Lawless/PA via AP/picture alliance

Nach dem Messerangriff versammelten sich im Zentrum von Dublin hunderte Demonstranten. Sie schwenkten irische Flaggen und hielten Schilder mit der Aufschrift "Irish Lives Matter" (Das Leben von Iren zählt) hoch, die an den aus den USA stammenden Slogan "Black Lives Matter" als Protest gegen Polizeigewalt gegen Schwarze angelehnt ist. Einer der Protestteilnehmer sagte, das "irische Volk" werde von "diesem Abschaum" angegriffen. Andere wetterten gegen "Mainstream-Medien". Einem Reporter des britischen Nachrichtensenders Sky News zufolge sollen Hunderte teils vermummte Krawallmacher an den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein.

Spezialkräfte der Polizei im Einsatz nahe des Tatortes in der irischen Hauptstadt Bild: Clodagh Kilcoyne/REUTERS

Die Demonstranten beleidigten zudem die Polizisten vor Ort mit Sprechchören, bewarfen sie mit Gegenständen und zündeten Feuerwerkskörper. In einer der Hauptgeschäftsstraßen der irischen Hauptstadt brachen Menschen in Geschäfte ein und plünderten.

Polizeichef Drew Harris teilte mit, mehrere Polizeiwagen seien beschädigt worden. Er warnte vor der Verbreitung von "Desinformation" und machte rechtsextreme Hooligans für die Ausschreitungen verantwortlich. Gerüchte, wonach die Armee zu Hilfe gekommen sei, wurden von den Streitkräften dementiert. Es waren die schlimmsten Ausschreitungen in Dublin seit Jahren. Die Polizei nahm insgesamt 34 Personen fest.

Drei Kinder und eine Frau verletzt

Zuvor hatte ein Messerangriff im Zentrum von Dublin für Erschütterung gesorgt. Wie Augenzeugen und örtliche Medien berichteten, stach ein Mann vor einer Grundschule auf mehrere Menschen ein. Drei Kinder und eine Frau wurden verletzt, auch der Tatverdächtige wurde nach seiner Festnahme ins Krankenhaus eingeliefert. Bei einer Pressekonferenz teilte die Polizei später mit, ein fünfjähriges Mädchen habe bei dem Angriff schwere Verletzungen erlitten. Von den zwei weiteren verletzten Kindern durfte eines, ein fünfjähriger Junge, das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Am späten Abend teilte die Polizei dann mit, dass wieder Ruhe eingekehrt sei und keine weiteren ernsthaften Verletzungen gemeldet worden wären.

Die Polizei sichert am Donnerstagnachmittag den Bereich an der Dubliner Schule, wo es zu der Messerattacke kamBild: CLODAGH KILCOYNE/REUTERS

Der irische Premierminister Leo Varadkar erklärte: "Wir sind alle geschockt von den Taten." Seine "Gedanken und Gebete" seien bei den Verletzten und ihren Familien. Der Regierungschef lobte, dass nach der Attacke sehr schnell Einsatzkräfte vor Ort gewesen seien. Justizministerin Helen McEntee sagte, die Ausschreitungen in Dublin "können und werden nicht toleriert werden". Es dürfe nicht zugelassen werden, dass "eine entsetzliche Tragödie benutzt wird, um Chaos anzurichten", betonte sie und rief zur Ruhe auf. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte im Kurzbotschaftendienst X, sie sei "schockiert" angesichts des "brutalen Anschlags".

"Irland ist voll"

Der Messerangriff ereignete sich in einer ohnehin aufgeheizten Stimmung in Irland. In dem EU-Land herrscht chronische Wohnungsnot, nach Regierungsschätzungen fehlen hunderttausende Wohnungen. Die verbreitete Unzufriedenheit in der Bevölkerung führt zu Ressentiments gegen Flüchtlinge und Asylsuchende. Rechtsextreme Politiker heizen diese Stimmung weiter an, in Online-Netzwerken kursieren einwanderungsfeindliche Parolen wie "Irland ist voll".

sti/as (afp, ap, dpa, rtr)

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