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Duell ohne Gewinner

10. Oktober 2004

Ohne klaren Gewinner endete das zweite TV-Duell zwischen US-Präsident Bush und seinem Herausforderer John Kerry. Trotzdem war die Debatte spannender als die erste. Der Grund: Dieses Mal kamen die Fragen aus dem Publikum.

The Show must go on!Bild: AP

Gleich zu Beginn der Debatte in der Nacht zum Samstag (9.10.2004) ging es in der Irak-Frage wieder hart zur Sache. Kerry warf Bush vor, mit ihm sei die Welt nicht sicherer, sondern gefährlicher geworden. Bush sei durch sein falsches Handeln für das Chaos im Irak verantwortlich.

Wie schon bei der ersten Debatte kritisierte Bush seinen Kontrahenten im Gegenzug als in der Irak-Frage unbeständig. "Ich sehe nicht, wie Sie dieses Land in Kriegszeiten führen wollen, in einer Zeit der Unsicherheit, wenn Sie Ihre Position ständig wechseln", sagte Bush.

Kerry wies den Vorwurf zurück und konterte: "Der Präsident hat keine Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden, also hat er seine Kampagne zu einer 'Massentäuschungswaffe' gemacht." Kerry konfrontierte Bush mit dem jüngsten Bericht des US-Waffeninspekteurs, wonach im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden wurden. Weil die Regierung sich auf den Irak versteift habe, sei die Welt mit den Nuklearprogrammen des Iran und Nordkoreas unsicherer geworden.

"Keine Alleingänge"

Bild: AP

Zum Irak sagte Bush, er sei nicht glücklich gewesen, als er erfahren habe, dass es keine Massenvernichtungswaffen gegeben habe. Aber er fügte auch hinzu, dass Saddam Hussein eine große Gefahr dargestellt habe. Man habe diese Gefahr nicht ignorieren können und die Welt sei jetzt ohne Saddam an der Macht sicherer. Die Kontrahenten stritten außerdem über die Frage der Verbündeten im Irak-Krieg. Kerry warf Bush vor, die Verbündeten und die Vereinten Nationen von Entscheidungen ausgeschlossen zu haben. "Wir müssen Allianzen schmieden. Wir dürfen nicht im Alleingang in den Krieg ziehen, wie es der Präsident getan hat", sagte Kerry. Bush widersprach Kerry und verwies auf Großbritannien, Italien und Polen als Verbündete im Irak.

Kerry sagte, Afghanistan sei der eigentliche Ort für den Anti-Terror-Kampf. Wären die für den Irak-Krieg ausgegebenen 200 Milliarden Dollar für Afghanistan eingesetzt worden, sei Osama bin Laden heute im Gefängnis oder tot, sagte der Demokrat. Wegen des Irak-Kriegs habe Bush die Bedrohung des Terrorismus aus den Augen verloren. Bush zeigte sich überzeugt, dass Bin Laden gefasst werde. "Wir haben bereits 75 Prozent seiner Leute. Und wir jagen ihn", versicherte der Präsident.

Wirtschaftsfragen

Bild: AP

In der zweiten Hälfte der Debatte diskutierten Bush und Kerry über innenpolitische Angelegenheiten. Kerry warf Bush Verantwortungslosigkeit in der Steuerpolitik vor. Bush hinterlasse ein Rekord-Defizit im US-Haushalt, sagte Kerry. Außerdem hob Kerry die hohe Arbeitslosenzahl hervor. Bush sei der ersten Präsident seit 72 Jahren, unter dessen Regierung Arbeitsplätze verloren gingen, kritisierte Kerry. Bush verteidigte sich mit dem Hinweis auf den Börsencrash, der eine Rezession nach sich gezogen habe. Seine Steuersenkungen hätten aber dafür gesorgt, dass die Wirtschaft nicht langfristig gelitten habe. Weitere Themen waren die Gesundheitspolitik, Umweltschutz, Stammzellenforschung und die Gesetzgebung zur Abtreibung.

Lockere Runde

Das Format in St. Louis war lockerer als bei der ersten Debatte in Florida: Bush und Kerry agierten an der Universität von St. Louis in Missouri in einer halbrunden Arena dem Publikum. Die Kontrahenten standen nicht an Rednerpulten, sondern lehnten an Barhockern, und konnten von dort aus in einem vorher genau festgelegten Radius auf das Publikum zugehen. Die Zuschauer, die vorher sorgfältig ausgewählt worden waren, mussten ihre Fragen vorab formulieren und einreichen. Der Moderator der Sendung, Charles Gibson, rief die Autoren der von ihm ausgewählten Fragen dann ans Mikrofon. Bush und Kerry nutzten die Fragen vor allem, um die Politik des Gegners zu kritisieren. (ch)

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