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Kunst

Neu entdeckte Dürer-Zeichnung

Petra Lambeck | Christine Lehnen | Kristina Reymann-Schneider
22. November 2021

Eine Londoner Galerie hat ein bislang unbekanntes Werk von Albrecht Dürer im Angebot. Einst hat es 30 Dollar gekostet, nun könnte es mehrere Millionen bringen.

Die Zeichnung "Die Jungfrau und das Kind" hängt in einem quadratischen Bilderrahmen an der Wand, rechts im Bild ist eine Person zu sehen, die das Bild anschaut
Noch wird spekuliert, zu welchem Preis die Zeichnung "Die Jungfrau und das Kind" verkauft werden wirdBild: Malcolm Park/Cover Images/imago images

Es ist eine Geschichte, wie sie wohl jeder gern erleben würde. Ein Mann ersteht bei einem Nachlassverkauf in den USA ein Kunstwerk für 30 US-Dollar - in der Annahme, es handele sich um eine Reproduktion aus dem 20. Jahrhundert. Später aber stellt sich heraus, dass es sich um eine Original-Zeichnung des deutschen Renaissance-Starmalers Albrecht Dürer  handelt - und daher vermutlich mehrere Millionen wert sein könnte. Zu sehen ist "Die Jungfrau und das Kind", so der Titel der Zeichnung, die auf einer grasbewachsenen Bank sitzen. 

Albrecht Dürer - Genie und Revolutionär

Dürer ist einer bedeutendsten deutschen Künstler, seine "Apokalyptischen Reiter" gehören zu den Meisterwerken der Kunstgeschichte. 1471 geboren und 1528 gestorben, lebte Albrecht Dürer an der Schwelle vom Spätmittelalter in die frühe Neuzeit. 

Die apokalyptischen Reiter - wie Dürer sie sah (1497-98)Bild: Wallraf-Richartz Museum/dpa/picture-alliance

Es ist eine Zeit, die große gesellschaftliche Umbrüche mit sich brachte: Kirche und Religion verloren immer mehr an Bedeutung. Stattdessen rückte das Individuum in den Vordergrund - auch in der Kunst. Das neue Menschenbild der Renaissance zeichnet sich in der Literatur, der Architektur und eben auch der Malerei und Bildhauerei ab. Albrecht Dürers Werk bezeugt diese großen Entwicklungen der Zeit.

Seine Heimatstadt Nürnberg war zu Dürers Lebzeiten ein Zentrum des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens. Das verhalf dem Meister des Holz- und Kupferstichs zu frühem Ruhm. Ein anderer Grund: Auch der Kunstmarkt veränderte sich in dieser Zeit rasant. Dürer war finanziell sehr erfolgreich, einerseits durch eine Rente des Kaisers, andererseits durch den Verkauf seiner Bilder, zum Beispiel auf der Messe in Frankfurt. So stieg er schnell zu einem Superstar der europäischen Kunstszene auf - und das noch zu Lebzeiten.

Eine Ausbildung zum Goldschmied verhalf ihm zu seinen herausragenden handwerklichen Fähigkeiten. In seinem Beruf lernte er, Metalloberflächen zu bearbeiten. Dieses Wissen konnte er für die Fertigung von Kupferstichen nutzen, für die er berühmt wurde.

Weltberühmt: Dürers Aquarell "Feldhase" (1502)Bild: picture alliance/AP Photo

Auch damals schon: Seine Holzschnitte und Kupferstiche wurden in hoher Auflage gedruckt und verkauften sich in Deutschland und ganz Europa gut. Auf allen Werken findet sich sein Monogramm - ein Qualitätssiegel, und eine frühe Äußerung eines Urheberrechts, das so noch nicht erdacht war.

"Dürer and His Times" - Teil der London Art Week

Zufallsfunde wie in Boston gibt es immer mal wieder. So wurde 2016 auf einem Flohmarkt in der ostfranzösischen Stadt Sarrebourg ein Kupferstich von Albrecht Dürer (wieder-)entdeckt. Anders als beim jetzigen Fund befand sich darauf allerdings ein Stempel der Staatsgalerie Stuttgart. Das Werk galt nach dem zweiten Weltkrieg als verschollen und stand seit 2003 auch in der Online-Datenbank "Lost Art" des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste.

Die Zeichnung "Die Jungfrau und das Kind" soll noch bis Mitte Dezember in der Agnews-Galerie in London ausgestellt werden, im Rahmen der Ausstellung "Dürer and His Times" und als Teil der London Art Week. Parallel dazu ist in der National Gallery die Ausstellung "Dürer's Journeys" zu sehen, die in Kooperation mit dem Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen organisiert wurde. 

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