1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Dunkles Herz": Trump und die Soldaten-Eltern

31. Juli 2016

Der republikanische Präsidentschaftskandidat stellt sich erneut selbst ein Bein. Erst greift er die Eltern eines getöteten muslimischen Soldaten an - dann versucht er, Porzellan zu kitten. Die eigene Partei ist empört.

Donald Trump (Archivbild: Reuters)
"Ich arbeite sehr, sehr hart": Donald Trump (Archivbild)Bild: Reuters/C. Allegri

Am Anfang stand eine Rede auf dem Parteitag der Demokraten. Dort hatte der Vater eines gefallenen US-Soldaten dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump vorgeworfen, die Muslime im Land zu verteufeln - obwohl auch sie mit ihrem Leben für die Vereinigten Staaten eingestanden seien.

"Schauen Sie auf die Gräber der mutigen Patrioten, die bei der Verteidigung der USA gestorben sind", sagte Khizr Khan, an die Adresse Trumps gerichtet. "Sie werden alle Glaubensrichtungen, Geschlechter und Ethnien sehen." Der Milliardär selbst hingegen habe "nichts und niemanden geopfert".

Trump verteidigte sich. Er habe sehr wohl "eine Menge Opfer" gebracht, sagte der 70-Jährige dem Sender ABC News. Er arbeite "sehr, sehr hart" und habe zehntausende Jobs geschaffen. Und er habe immensen Erfolg gehabt. "Ich denke, ich habe viel getan."

Dann ging er zum Gegenangriff über. Hinter der Rede des muslimischen Mannes, dessen Sohn 2004 im Irak getötet worden war, stecke seine demokratische Rivalin Hillary Clinton - womöglich hätten ihre Redenschreiber Khans bewegende Ansprache auf dem demokratischen Parteikonvent verfasst.#big#

"Sie hatte nichts zu sagen"

Bei ABC News äußerte sich Trump auch zu Khans Frau Ghazala, die während der Rede neben ihrem Mann gestanden hatte. "Sie hatte nichts zu sagen", so der umstrittene Republikaner. "Vielleicht war es ihr nicht erlaubt, etwas zu sagen."

Dass er damit ins Fettnäpfchen getreten war, ging Trump wohl selbst auf: Später veröffentlichten die Republikaner noch eine Erklärung ihres Spitzenkandidaten, in der er Khans gefallenen Sohn als "Helden" würdigte und dazu aufrief, alle zu ehren, die "das höchste Opfer erbracht haben, um unser Land sicher zu halten".

"Ganz Amerika fühlte meinen Schmerz"

Dann schaltete sich die Mutter des getöteten Soldaten in die Debatte ein. Ghazala Khan sagte auf ABC News, sie habe wegen der Trauer um ihren Sohn nicht selbst das Wort ergriffen. "Als ich dort stand, fühlte ganz Amerika meinen Schmerz - ohne ein einziges Wort von mir." Trump wisse doch gar nicht, was es bedeute, ein "Opfer" zu bringen, erklärte Ghazala. Inzwischen veröffentlichte sie einen Namensartikel in der "Washington Post".

Ihr Mann Khizr ergänzte, er habe seine Frau gebeten zu sprechen, doch habe sie Angst gehabt, zu emotional zu werden. Er selbst zeigte nun seine Wut: Der Republikaner habe kein Recht, die Angehörigen getöteter Soldaten "verächtlich zu behandeln". "Schande über ihn. Schande auf seine Familie", sagte er. "Ihm fehlt jeder Anstand, er hat ein dunkles Herz."

Mitch McConnell, Mehrheitsführer der Republikaner im Senat (Archivbild)Bild: Reuters/J. Ernst

"Plump, krass, ekelerregend"

Auch aus der eigenen Partei schlägt dem Präsidentschaftskandidaten Empörung entgegen. Der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, stellte sich demonstrativ hinter die muslimischen Eltern des Soldaten und verurteilte Trumps Forderung nach einem generellen Einreiseverbot für Muslime.

Ana Navarro, politische Kommentatorin des US-Fernsehsenders CNN, zeigte sich überrascht von Trumps Volten. "Immer wenn ich denke, er kann sich nicht noch mehr zum Narren machen, beweist er mir das Gegenteil." Im Kurznachrichtendienst Twitter fügte sie hinzu, Trumps Kommentare über Khan seien "gross". Das steht im Amerikanischen allerdings für "plump", "krass", "roh", "unfein" oder "ekelerregend".

jj/rb (dpa, afp)